Calvin, Jean – Hiob 33, 23 – 26.

Calvin, Jean – Hiob 33, 23 – 26.

23) Da kommt nun ein wohlberedter Bote, einer unter tausend, der dem Menschen sein Recht erklärt, 24) nämlich dass Gott ihm gnädig sei und sage: „Erlöse ihn, damit er nicht hinunterfahre in die Grube! Ich habe eine Versöhnung erfunden.“ 25) Dann wird sein Fleisch wieder frischer als das eines Kindes, und er wird wiederum zu den Tagen seiner Jugend kommen. 26) Er wird Gott bitten; der wird ihn stillen und sein Angesicht in Freuden ansehen, und seine Gerechtigkeit wird dem Menschen wiedergegeben werden.

Wenn Gott den Betrübten seine Güte und Gnade zu erkennen geben will, so bedient er sich seines Wortes. Das ist das Mittel, durch das er die Verstoßenen wieder belebt: er schickt ihnen einen Boten, einen unter tausend, der dem Menschen sein Recht erklärt. Er bringt die Botschaft, dass Gott den Sünder gerecht macht und zu Gnaden annimmt. So werden wir wieder aufgerichtet, nachdem wir wie tot waren; es ist, als wenn er uns die Hand reichte und uns aus dem Grabe zöge. Was wollen wir mehr? Das Zeugnis von Gottes Güte gibt dem Menschen neue Kraft. Denn unser Herr hat dem Evangelium die Eigenschaft verliehen, dass es uns beim Anhören seiner Verheißungen froh macht, indem es uns versichert, dass er uns dazu einlädt. Gewiss, das ist für den Menschen schwer; denn im Kampf gegen die Anfechtungen unseres Fleisches haben wir den schwersten Streit gegen den Unglauben zu führen, und besonders unter dem Druck der Trübsal kommen wir so in die Finsternis, dass die Traurigkeit uns die Augen blind macht. Und wenn uns auch die Verheißungen vor Augen gestellt werden, so können wir sie uns doch nicht zunutze machen; es ist uns, als stände immer eine Scheidewand dazwischen und die Verheißungen gingen uns nichts an. Gewiss, wir leugnen Gottes Verheißungen nicht, aber wir kommen aus dem Zweifel nicht heraus und denken: Ich höre die Verheißung wohl, und sie ist so schön, dass sie eine tote Welt lebendig machen müsste, aber ich werde meine Verzagtheit nicht los, weil ich nicht verstehen kann, dass die wirklich mir gelten sollte. Deshalb soll uns dies Wort wichtig werden, dass Gott uns einen Menschen schickt, der uns seiner Güte gewiss macht; es ist, als reichte er uns die Hand und sagte: Bis jetzt habe ich dich geplagt, aber so streng ich dich auch behandelt habe, ich habe es nicht getan als Richter, der deine Missetaten strafen wollte nach Recht und Verdienst, sondern als dein Arzt. Wohl hast du das nicht sogleich gefühlt, darum habe ich die Wunde ausbrennen müssen, aber damit habe ich für dein Heil gesorgt – wenn du meine Güte nur erkennen wolltest! Wenn uns Gott also das Buch der Schrift in die Hand gibt und wir darin eine Verheißung seiner Barmherzigkeit finden, und wenn er uns dann noch einen Menschen schickt, der uns bezeugt, dass Gott uns unsere Sünden vergeben will, so dürfen wir allemal gewiss sein: Wie es auch kommen mag, mein Gott hat Mitleid mit mir, er zeigt es mir, indem er mir dies Zeugnis sendet, besonders aber, indem er mir die Wohltat tut, dass mir das Evangelium verkündigt wird. Denn das ist der Nutzen der Verkündigung: Wir werden auf Erden los gesprochen und damit auch im Himmel. Das ist Gottes vornehmster Zweck bei der Darreichung seines Wortes: Weil wir alle gefangen und unter ewiger Verdammnis verhaftet sind, sollen die verordneten Diener des Worts uns lossprechen, das heißt: sie sollen Zeugen der Vergebung sein, um uns ihrer gewiss zu machen. Sünden vergeben ist eigentlich Gottes Amt und steht nicht den Menschen zu, aber unser Herr Jesus will Kraft und Wirkung dieser Verkündigung dadurch zum Ausdruck bringen, dass er erklärt: Da werden uns die Sünden vergeben, und zwar durch sterbliche Menschen. Darum sagt Paulus ausdrücklich: „Uns hat Gott das Amt gegeben, das die Versöhnung predigt“ (2. Kor 5, 18). Gehören wir also einer christlichen Gemeinde an, wo das Evangelium rein und lauter verkündigt wird, so sollen wir wissen: Gott hat die Schlüssel des Himmelreiches denen in Verwahr gegeben, die das Wort verkündigen. Warum? Weil die Pforte des Heils uns offen stehen soll! Gott hat ihnen Vollmacht gegeben, unsere Bande zu zerbrechen, wie es im Propheten Jesaja geweissagt ist: „Er hat mich gesandt, zu verkündigen den Gefangenen die Freiheit, den Gebundenen, dass ihnen geöffnet werde“ (Jes 61, 1). Und nicht nur in seiner Person hat Christus diese Verheißung erfüllt, sondern er tut es noch alle Tage durch seine Diener. Gewiss, von der Sündenknechtschaft und der natürlichen, ewigen Verdammnis hat uns Jesus Christus selbst entbunden, aber jenen Auftrag hat er allen Hirten der Kirche anvertraut.

Elihu aber redet ausdrücklich vom Recht. Die uns trösten sollen, sollen uns nicht etwa mit schönen Worten glauben machen, wir seien gerecht; sie sollen uns nicht unsere Tugenden und Verdienste predigen. Nein, das „Recht“, wovon hier die Rede ist, besteht darin, dass Gott sich mit uns versöhnt, und zwar indem er uns unsere Sünden nicht zurechnet. Gerecht sind wir also nicht in uns selbst, nicht unserer Tugenden wegen, sondern weil es Gott gefällt, uns zu vergeben. Das ist ein wichtiger Punkt. Denn wenn die Welt Gerechtigkeit sucht, so tut sie das, um Gott ihre Verdienste zu bringen, und sie bildet sich ein, dass sie ihm trotz ihrer Fehler eine Genugtuung leisten kann. So denken alle, ja, mit diesem Irrtum täuschen sich die Leute. So wollen sie Gott in Fesseln legen, er soll keinen Vorrang vor ihnen haben. Ihr Recht suchen sie in ihren Verdiensten. Gott macht es aber ganz anders, wenn er uns eine Gerechtigkeit geben will, mit der wir vor ihm bestehen können. Er deckt unsere Sünden zu, er sieht uns als gerecht an und erkennt uns als Gerechte an. Worauf stützt sich denn unsere Gerechtigkeit? Auf unseres Gottes unverdiente Barmherzigkeit, weil er unsere Sünden austilgt und uns unsere Übertretungen nicht zurechnet, nachdem er unsere Flecken durch das Blut seines Sohnes abgewaschen und uns von der Verdammnis des Todes erlöst hat durch die Bezahlung, die unser Herr Jesus Christus am Kreuz geleistet hat. Das ist das Recht, das uns die Boten Gottes verkünden: unsere Rechtfertigung! Nicht ohne Grund verwendet die Heilige Schrift den Ausdruck „Rechtfertigung“. Sie könnte ja einfach sagen – und sie tut es oft -, dass wir Gnade finden, wenn Gott uns vergibt; aber der Heilige Geist begnügt sich nicht mit diesem Ausdruck; denn solange wir Sünder sind, muss Gott uns hassen, er ist ja der Brunnquell der Gerechtigkeit, und er hat nichts mit Ungerechtigkeit zu tun. Darum hat Gott Abscheu vor uns und muss uns verwerfen, solange wir Sünder sind, kurzum, wir haben keinen Zugang zu ihm, solange wir nicht gerecht und rein sind. Wie aber werden wir solche Gerechte? Gott sieht unsere Sünden nicht an; denn er legt sie ins Grab, er verbirgt sie und wäscht sie uns ab. Unsere Sünden werden also in dem Tod und Leiden unseres Herrn Jesus Christus ausgelöscht, und zwar so, dass wir für gerecht gelten und Gott keine Ungerechtigkeit mehr an uns findet, wenn er uns in dieser Weise im Namen seines Sohnes annimmt. Das ist gemeint, wenn Elihu vom Recht redet.

Nun wird ausdrücklich gesagt, solch ein Bote sei einer unter tausend; das soll den Wert dieser Botschaft erhöhen, die wir sonst nicht sehr hoch zu achten pflegen und die doch das Mittel unserer Versöhnung ist. Das ist aber nun nichts Alltägliches! Man findet nicht immer einen, den Gott uns als Zeugen unseres Heils sendet und damit zum Vermittler unserer Versöhnung. Darum sagt auch der Prophet Jesaja: „Wie lieblich sind auf den Bergen die Füße der Boten, die da Frieden verkündigen“ (Jes 52, 7). Unter den Füßen versteht der Prophet die kommende Zeit und unsere Gegenwart, als wollte er sagen: Wüsste die Welt, was das für eine Wohltat ist, wenn Gott ihr seine Barmherzigkeit verkündet, sie würde die Boten des Evangeliums lieben und preisen, und sie würde erkennen, dass Gott ihnen einen Schatz anvertraut hat, der alle Schätze, die wir uns wünschen könnten, übersteigt. Paulus zitiert diesen Spruch Röm 10, 15, um damit anzuzeigen, dass es seine außerordentliche Gottesgabe ist, wenn Gott uns das Evangelium predigen lässt. Wir müssen also nicht meinen, das komme von den Menschen her, sondern gewiss sein, dass Gott uns sucht, wenn uns das Evangelium gepredigt wird.

Nicht allen gibt Gott diese Gnade und dies Vorrecht. Gerade die Länder, die wir hoch preisen und die auch nach dem Urteil der Welt höher als unser Land zu rühmen sind, haben gleichwohl diese Heilsbotschaft nicht. Man gehe durch die ganze Welt und suche all die berühmten Nationen, die in der Vergangenheit lebten, Griechenland, wo alle Wissenschaften der Welt beisammen waren, Italien, Frankreich, Spanien – was findet man dort anders als eine Wüste? Die, die dort Botschafter des Heils sein sollten, sind gänzlich stumm, ja, was noch schlimmer ist, man hört dort die großen Hunde bellen und Gott lästern und sieht die armen Seelen ins Verderben geführt, eine Beute des Satans. Wir aber haben in unserm Lande die Verheißungen Gottes, und sie werden uns verkündigt, um uns zum Heil zu führen.

Trübsale sind uns eine heilsame Medizin, das sieht man aber erst an ihrem Ausgang. Nun wird uns der Ausgang an unserer Stelle gezeigt: Wie es auch kommen mag, Gott versichert uns, dass er uns gnädig sein will, auch wenn er noch so hart mit uns ist. Das Leben unserer Seele besteht also im Worte Gottes, wenn es ihm gefällt, uns Zeugnis zu geben von seiner Barmherzigkeit gegen uns. Den Dienern des Evangeliums hat Gott die Schlüssel des Himmelreiches gegeben; sie sollen die Sünden vergeben, nicht in eigener Vollmacht, sondern um die armen Sünder ihres Heils umso gewisser zu machen.

Deshalb heißt es auch ausdrücklich: Dass Gott ihm gnädig sei, indem er ihm einen guten und treuen Lehrer sendet und den von ihm verordneten Dienern das Amt verleiht, die arme, verlorene Kreatur zu erkaufen und zu erlösen.

Damit führt uns der Heilige Geist zu der Quelle der Gnade, die Gott uns schenkt: er schreibt die Vergebung der Sünden der lauteren und gnadenreichen Güte Gottes zu. Nicht immer aber lässt Gott uns seine Güte fühlen; obwohl er uns lieb hat, haben wir doch nicht immer die Empfindung davon, weil uns das alles verborgen ist; sein Angesicht ist uns dunkel, wir können es nicht anschauen. Bisweilen sind die Gläubigen verzagt; sie suchen Gott und finden ihn nicht – nicht weil er sie vergessen und verworfen hätte, sondern weil er sie seine Liebe zu der Zeit nicht fühlen lassen will. Darum sagt Elihu ausdrücklich, Gott sei uns barmherzig, wenn er uns durch sein Wort die Vergebung unserer Sünden bezeugt – nicht als wäre er es zuvor nicht gewesen, sondern weil wir alsdann eine gewisse Erfahrung davon haben und gleichsam in den Besitz seiner Güte eintreten, die uns eine Zeitlang unbekannt war.

Auch das müssen wir beachten: Heilshoffnung gibt es für uns nur in der Vergebung unserer Sünden. Solange uns unsere Sünden zugerechnet werden, muss Gott uns hassen; sind wir aber mit ihm versöhnt, so steht uns die Tür des Paradieses offen, Gott macht uns zu seinen Kindern, und das himmlische Erbe liegt für uns bereit. Und alles das hängt davon ab, dass wir gute und getreue Lehrer haben, die uns das Evangelium verkünden. Sooft wir also in der Schrift lesen oder in die Predigt kommen, und es wird uns eine Verheißung von der Güte Gottes vorgehalten, gibt uns Gott ein Zeugnis seiner Liebe, damit wir vom Tode, in den wir versunken waren, frei werden. Und wenn wir da auch nur einen sterblichen Menschen reden hören, und wenn auch seine Stimme nur ist wie ein schnell verwehender Klang in der Luft, so müssen wir doch daran festhalten: Gott gibt dieser Verkündigung ausreichende Wirkung, um uns aus unserer Verdammnis und unserer Sündenknechtschaft zu befreien: wir werden von den Banden des Satans gelöst, Gott spricht uns frei, und wir fühlen die Wahrheit des Wortes: „Was ihr auf Erden lösen werdet, soll auch im Himmel los sein“ (Matth 18, 18).

Nun sehen wir auch, welche Wichtigkeit das Wort des Elihu besitzt: Erlöse den Sünder! Denn es ist, als erschallte die Stimme Gottes aus dem Himmel, wenn er denen, die zu uns reden, den ausdrücklichen Befehl erteilt, uns aus dem Abgrund des Todes herauszuziehen und in das Paradies einzuführen. So spricht auch Jakobus, und zwar sogar zu Leuten ohne Amt: „Wer den Sünder bekehrt hat von dem Irrtum seines Weges, der hat einer Seele vom Tode geholfen“ (Jak 5, 20). Wenn das von allen gilt, die die Verirrten wieder auf den rechten Weg bringen, wie viel mehr von denen, die das besondere Siegel haben, das Jesus seinem Worte gegeben hat, wenn er uns durch die Hirten der Kirche gepredigt wird, nämlich, dass ihr Amt besteht in der Vergebung und Verzeihung der Sünden.

Das geschieht aber allein deshalb, weil Gott es so verordnet hat. Der Papst freilich behauptet, er und seine Priesterschaft hätten die Schlüssel des Himmelreichs, ihnen stehe es zu, Sünden zu vergeben; denn sie binden die Vergebung der Sünden an ihre Beichte. Aber wo hat Gott jemals erklärt, dass man alle seine geheimen Sünden in das Ohr eines Menschen bekennen müsse, um Gnade zu erlangen? Gott erklärt, wenn der Sünder seufze, so wolle er ihn in Gnaden anschauen. Wie kann da ein sterblicher Mensch sich vermessen, den Leuten ein Gesetz aufzulegen und die Pforten des Paradieses zuzuschließen, wenn er dies Gesetz nicht beachte? Heißt das nicht ausdrücklich, sich Gottes Macht anmaßen? Gott wird sich seiner erbarmen. Dies alles kann nur von oben kommen, Gott allein kann hier in seiner gnadenreichen Güte handeln, wie er auch durch seinen Propheten Jesaja bezeugt: „Ich, ich tilge deine Übertretungen um meinetwillen und gedenke deiner Sünden nicht“ (Jes 43, 25). Solch eine Wohltat kann nur von ihm ausgehen, keine Kreatur kann sie uns geben.

Damit er nicht hinunterfahre in die Grube. Solange wir Trübsal leiden, sind wir von Todesfinsternis bedeckt, scheinbar ist kein Ausgang da, und doch erhält uns Gott in dieser Zeit im Verborgenen, und wenn wir auch nichts davon spüren, dass er uns stützt, so ist es doch so, dass er uns diese Gnade erweist. Wenn es aber auch der Glaube ist, mit dem wir anfangen, seine Güte zu ergreifen, so ist das doch nicht so gemeint, als dürften wir unser Heil auf den Glauben selbst gründen, nein, da müssen wir höher steigen: „Wie er uns denn erwählt hat durch Christus, ehe der Welt Grund gelegt war“ (Eph 1, 4); vor unserer Geburt hat er uns erwählt und uns dementsprechend ohne Aufhören seine Güte erzeigt. Also Gott erwählt uns durch seine Güte auf heimliche Weise, die unserm natürlichen Verstande unbegreiflich ist. Wenn es ihm dann gefällt, uns seine Güte zu zeigen – und das tut er in der Verkündigung des Evangeliums -, dann zeigt er uns, dass er uns aus dem Grabe befreien will. Schmecken wir also die Verheißungen des Evangeliums, so begreifen wir unsere Befreiung und Errettung, allerdings nicht sofort in vollkommenem Maße, aber Gott gibt uns doch einen geringen Geschmack davon und stärkt uns je mehr und mehr darin, bis wir die Pforte des Paradieses weit offen sehen und aus dem Grab erlöset sind.

Dann wir sein Fleisch wieder frischer als das eines Kindes. Zur rechten Freude kommt man nicht, indem man Gott zu vergessen sucht und nach wertlosen, armseligen Eitelkeiten trachtet, sondern nur, indem wir der Güte Gottes gewiss werden. Die Menschen befürchten, der Gedanke an Gott könnte sie schwermütig machen; auch manche so genannte Christen meinen, wenn sie sich freuen wollten, so müssten sie alle Gedanken an Gott möglichst weit verbannen, ja, ihm geradezu trotzig entgegentreten. Sie können sich nur freuen, wenn sie Böses tun. So ist der Mensch, und wir sind von derselben Krankheit angesteckt; aber unsere Freude ist erst dann von oben gesegnet, wenn wir der Vergebung unserer Sünden gewiss sind. Einen gnädigen Gott haben und ihn anrufen dürfen – das ist die rechte Freude, die Gott gefällt, eine dauernde Freude, und sie führt uns zum Heil. Solange wir aber nicht wissen, wie wir mit Gott daran sind, solange wir nicht nach Versöhnung mit ihm trachten, sondern lieber in unserm Schmutz stecken bleiben, fordert jedes Verlangen nach Freude die Vergeltung Gottes gegen uns heraus, es facht den Zorn Gottes nur immer heller an und versenkt uns immer tiefer ins Verderben. Wollen wir wieder zur Freude kommen, so müssen wir dessen gewiss werden, dass Gott uns gnädig ist. Wenn deshalb die Heilige Schrift uns froh und glücklich machen will, so führt sie uns immer dahin, dass sie uns die Gnade Gottes vorhält: Sehet, euer Gott ist euch gnädig, darum freuet euch! Seht, hier ist euer Erlöser, der euch sucht, um euch mit Gott, seinem Vater, zu verbinden; darum freuet euch, seid zufrieden und habt Ruhe in eurem Gewissen! In Betrübnis und Unruhe müssen wir sein, solange wir nicht wissen, wie wir mit Gott daran sind. Wollen wir Frieden haben, so dürfen wir unsere Sünden nicht vergraben, sondern müssen immer irgendeine Verheißung Gottes im Herzen haben, die uns tröstet. Und wenn wir sehen, dass Gott uns zum Heil beruft, oh, dann dürfen wir froh sein! Dann sind alle unsere Freuden gesegnet, wenn wir etwas davon schmecken, dass Gott unser Vater ist – das heiligt alle unsere Freuden. Sonst gibt es nichts, das uns fröhlich machen könnte.

Nur muss uns die Gnade Gottes genügen, auch wenn der Freude mancherlei Traurigkeit beigemischt ist. Er schickt uns nie eine vollkommene Freude, so dass wir sozusagen aus vollem Halse lachen könnten. Haben wir aber das Vorrecht, Gott anrufen zu dürfen, und die Gewissheit, dass uns die Pforte offen steht und dass wir im Namen unseres Herrn Jesus Christus einen offenen Zugang haben werden – haben wir diese Freudigkeit, nur weil sein heiliger Mund uns im Evangelium das Zeugnis seiner Liebe gibt, so muss uns das vollkommen genügen, auch wenn wir allerlei Traurigkeit und Not haben. Ja, das alles müssen wir weit überwinden, selbst unserer Trübsal dürfen wir uns rühmen, weil „die Liebe Gottes ausgegossen ist in unsere Herzen durch den Heiligen Geist“ (Röm 5, 3-5). Gott will unser Vater und Heiland sein und hat es uns nicht mit Worten allein, sondern mit der Tat bewiesen in seinem eingeborenen Sohn; denn „er hat seiner nicht verschonet, sondern ihn für uns alle dahingegeben“. Und ob wir gleich alles Leid der Welt fühlten, so haben wir doch ohne Unterlass eine Freude, die das alles übersteigt und überwindet, wenn unser Herr uns mit seiner Güte tröstet. Das meint Paulus mit dem Wort: „Der Friede Gottes, welcher höher ist als alle Vernunft, bewahre eure Herzen und Sinne in Christus Jesus“ (Phil 4, 7). Mit diesem Frieden meint Paulus die Freude, die uns durch die Vergebung der Sünden geschenkt wird. Höher als alle Vernunft ist dieser Friede, weil er in unserm Herzen den Sieg behält. Es muss uns genug sein, wenn unser Herr uns erleuchtet, wie es Psalm 4, 7.8 lautet: „Herr, erhebe über uns das Licht deines Antlitzes! Du erfreuest mein Herz, ob jene gleich viel Wein und Korn haben.“ Fleischliche Menschen begehren nichts als irdische Dinge und freuen sich, wenn sie eine gute Ernte und vollauf zu essen und zu trinken haben, aber aller Überfluss der Welt bringt ihnen keine rechte Freude. Sie mögen noch so fröhlich und lustig sein – unsere Freude geht weit über alles das hinaus, was Weltmenschen sich wünschen.

Cookies helfen bei der Bereitstellung von Inhalten. Diese Website verwendet Cookies. Mit der Nutzung der Website erklären Sie sich damit einverstanden, dass Cookies auf Ihrem Computer gespeichert werden. Außerdem bestätigen Sie, dass Sie unsere Datenschutzerklärung gelesen und verstanden haben. Wenn Sie nicht einverstanden sind, verlassen Sie die Website.Weitere Information
autoren/c/calvin/calvin-hiob/48.txt · Zuletzt geändert: von 127.0.0.1
Public Domain Falls nicht anders bezeichnet, ist der Inhalt dieses Wikis unter der folgenden Lizenz veröffentlicht: Public Domain