Calvin, Jean – Der Brief an die Epheser - Kapitel 3.

Calvin, Jean – Der Brief an die Epheser - Kapitel 3.

V. 1. Derhalben usw. Ohne Zweifel suchten die Gegner die Bande des Paulus, die eine Bestätigung seines Apostelamtes sein sollten, ins Gegenteil zu verkehren. Deshalb sagt er den Ephesern nun, dass ihre Berufung durch seine Bande beglaubigt und bestätigt werde. Denn er war nur deswegen ins Gefängnis geworfen worden, weil er das Evangelium auch den Heiden verkündigt hatte. Wenn er dieses nun mit tapferem Mute standhaft ertrug, so wurden die Heiden dadurch sehr in dem Vertrauen gestärkt, dass er sein Amt gewissenhaft verwaltete. Um aber das Gewicht seiner Stellung noch zu verstärken, nennt er sich einen Gefangenen Christi Jesu für euch Heiden. Sein Gefängnis ist also ein Dienst für den Herrn. Solche Rede klang natürlich vor der Welt und den Ungläubigen wie lächerliche Selbstüberhebung, besaß aber für die Frommen ihr gutes Gewicht und volle Glaubwürdigkeit. Denn der Ruhm Christi hebt nicht nur die Schmach der Bande auf, sondern macht gar rühmenswert, was sonst schimpflich ist. Hätte Paulus nur sagen dürfen: ich bin ein Gefangener, - ohne den Zusatz: „Jesu Christi“, so hätte die Gefangenschaft nichts mit seinem Amte zu tun, und was eine Strafe für Übeltäter und Verbrecher zu sein pflegt, hätte auch für ihn keine Ehre bedeutet. Wer dagegen ein Gebundener Jesu Christi ist, für den sind die Ketten eine größere Ehre als königliche Würde, Kronen, Zepter oder gar die Orden, welche irdischen Beamten verliehen werden. Vor den Menschen ist diese Ehre allerdings verborgen: aber wir müssen der Sache auf den Grund gehen, und Christi Name muss bei uns so viel gelten, dass das, was bei den Menschen als die größte Schande angesehen wird, für uns der schönste Schmuck wird. Besonders ehrwürdig und liebenswert müssen den Ephesern aber des Apostels Bande erscheinen, wenn Paulus sagen kann, dass er sie für die Heiden trägt. Oder was konnte ihr Herz tiefer bewegen, als zu vernehmen, dass der Apostel um ihres Heiles willen in Bedrängnissen und Gefahren stand?

V. 2. Nachdem ihr gehört habt usw. Es ist anzunehmen, dass Paulus, als er in Ephesus war, von diesen Dingen geschwiegen hat, weil davon zu reden keine Veranlassung vorlag; denn damals hatte sich dort noch kein Streit über die Berufung der Heiden erhoben. Hätte er den Ephesern früher schon von der ihm zu Teil gewordenen besonderen Offenbarung berichtet, so würde er ihnen dieses ins Gedächtnis zurückrufen. Das tut er aber nicht, sondern er beruft sich auf das allgemein verbreitete Gerücht. Ohne Grund begann Paulus aber keine unnützen Streitereien, sondern trat in eine Verteidigung seines Amtes nur dann ein, wenn dies nötig war und hierzu durch die Unverschämtheit seiner Gegner genötigt wurde. – Amt heißt hier Auftrag oder göttliche Bestimmung.

V. 3. Dass mir ist kund worden. Um den Schein zu vermeiden, als habe er sein Apostelamt auf eigenen Antrieb übernommen und geführt, und müsse nun die Strafe für seinen Vorwitz tragen, gründet Paulus mit dem größten Nachdruck all sein Tun auf Gottes Auftrag. Und da sein Werk etwas Neues war und deswegen nur von wenigen verstanden wurde, so nennt er es ein Geheimnis. Durch diese Bezeichnung sucht er das ungünstige Urteil zu verhindern, das leicht entstehen konnte, weil sein Werk im Allgemeinen keinen Anklang fand. Doch redet er so nicht um seinetwillen, sondern vor allem um der Epheser willen. Denn ihnen musste an einer völligen Gewissheit darüber gelegen sein, dass ihre Berufung durch den Dienst des Paulus auf Gottes Ratschluss ruhte. Mag die Welt dem, was ihr neu und überraschend ist, mit Verdacht begegnen, - so gilt es eben zu bedenken, dass es sich um ein „Geheimnis“ handelt. Und der Apostel fährt fort, dass ihm dieses Geheimnis durch Offenbarung kund ward. Er will nicht unter die Schwärmer gezählt werden, die ihre eigenen Träume auf Gott und auf den heiligen Geist zurückführen. Zwar rühmen auch Schwärmer ihre Offenbarungen: doch das sind Lügen. Paulus dagegen war sich bewusst, wirkliche Offenbarungen empfangen zu haben, welche auch vor anderen die Probe bestanden. Darum redet er davon als von gewissen Tatsachen.

Wie ich droben aufs Kürzeste geschrieben habe. Das bezieht sich auf die Ausführungen des zweiten Kapitels über die Berufung der Heiden.

V. 4. Ihr könnt merken meinen Verstand des Geheimnisses Christi. Darauf kommt die Rede immer wieder zurück. Wir ersehen daraus, wie wichtig es für die Gemeinde wie für die Diener am Worte ist, dass man seiner Berufung gewiss werde. Doch Paulus sieht hierbei mehr auf andere als auf sich selbst. Man verargte es ihm an manchen Orten, dass er das Evangelium ohne Unterschied Juden und Heiden verkündigte; das machte ihm Kummer, nicht so sehr seinetwegen, sondern weil er sah, dass bei vielen der Glaube ins Wanken kam, weil gewissenlose Schmähreden ihnen Zweifel an der Rechtmäßigkeit seines Apostelamtes einflößten. Darum spricht er den Ephesern immer wieder davon, dass er über Gottes Willen und Auftrag völlig klar ist. Was er nun soeben (V. 3) einfach ein Geheimnis nannte, bezeichnet er jetzt als „das Geheimnis Christi“. So verstehen wir, dass es eben verborgen bleiben musste, bis es durch Christi Ankunft enthüllt werden konnte. In diesem Sinne können auch alle Weissagungen, die sich auf Christi Reich beziehen, kurzweg Weissagungen von Christo heißen. Zuerst wollen wir nun sehen, was Paulus als Inhalt des bezeichneten Geheimnisses angibt, dann, wieso diese Inhalt den vorigen Zeiten unbekannt gewesen. Das Unerhörte bestand darin, dass auch die Heiden Anteil an der Verheißung und somit an dem Leben in Christo gewinnen sollten, und zwar durch das Evangelium. Die Berufung der Heiden war das „Geheimnis Christi“, welches in Christi Reich erfüllt werden sollte. Aber wie konnte ein Geheimnis heißen, was unzählige Weissagungen voraus verkündigt hatten? Versichern doch die Propheten an mehr als einer Stelle, dass die Völker von dem ganzen Erdkreis zusammenströmen werden, um Gott anzubeten, dass ihm in Assyrien und in Ägypten Altäre errichtet werden sollen, und dass alle zugleich die Sprache Kanaans reden werden (Jes. 19, 18 f.). So konnte man ja verstehen, dass die Anbetung des einen Gottes und das Bekenntnis des Glaubens an ihn allenthalben verbreitet werden sollte. Lassen schon die Propheten das Reich des Messias sich vom Anfang bis zum Niedergang und über alle Völker erstrecken, so finden wir, dass die Apostel sich mehrfach auf solche Zeugnisse berufen, und zwar nicht bloß aus den späteren Propheten, sondern schon aus Moses. Wie konnte nun verborgen sein, was unzählige Herolde schon ausgerufen hatten? Will etwa Paulus sagen, dass sie ausnahmslos nicht gewusst, was sie eigentlich redeten, dass sie Worte ohne Verständnis gesprochen? Doch er kann ja nicht meinen, dass vordem von diesen Dingen jede Kenntnis gefehlt habe. Denn es gab unter dem Volke zu allen Zeiten einige, die wussten, dass Gottes Gnade mit der Erscheinung des Messias in der ganzen Welt verkündigt werden würde, und die auf eine Wiederherstellung des menschlichen Geschlechtes hofften. Die Propheten weissagten aus höherer Offenbarung, aber dabei waren sie in Ungewissheit über die Zeit und die Art und Weise der Erfüllung. Sie wussten wohl, dass auch die Heiden einst an Gottes Gnade Teil erlangen würden, aber wann dieses geschehen werde, wie und durch welche Mittel, das war ihnen gänzlich verborgen. Für die Unwissenheit in dieser Beziehung haben wir einen schlagenden Beweis an den Aposteln selbst. Diese waren hiervon nicht nur durch die Weissagungen der Propheten unterrichtet, sondern sie hatten auch den deutlichen Ausspruch ihres Meisters gehört (Joh. 10, 16): „Ich habe noch andere Schafe, die sind nicht aus diesem Stalle, und dieselbigen muss ich herführen, damit eine Herde unter einem Hirten werde.“ Und doch hinderte die Neuheit der Sache sie am völligen Verständnis. Ja auch da noch, als sie den Auftrag empfangen hatten (Mk. 16, 15. 18): „Gehet hin und predigt aller Kreatur“ und (Apg. 1, 8): „Ihr werdet meine Zeugen sein von Samarien bis an das Ende der Erde,“ – scheuten sie vor der Berufung der Heiden als vor etwas Ungeheuerlichem zurück; denn sie wussten nicht, wie das alles geschehen sollte. Ehe die Sache selbst in Erscheinung trat, hatten sie nur eine dunkle und unbestimmte Ahnung von der Bedeutung dieser Worte des Herrn: denn die jüdischen Zeremonien waren gewissermaßen ein Schleier, der vor ihren Augen lag. So kann es uns nicht mehr befremden, dass Paulus hier von einem Geheimnis spricht: denn dass die Zeremonien hinfallen sollten, bei deren Bestand an einen Zutritt der Heiden nicht zu denken war, wusste man vordem nicht.

V. 5. Als es nun offenbart ist seinen heiligen Aposteln usw. Um nun nicht anmaßend zu erscheinen, wenn er sich rühmt, das zu wissen, was allen Patriarchen, Propheten und heiligen Königen unbekannt gewesen, sagt Paulus, dass auch andere dieselbe Erkenntnis besitzen wie er: und vor allem schreibt er diese Erkenntnis durch den Geist empfangen habe, der es in seiner Macht hat, einem jeglichen so viel zuzuteilen, als er will. Denn wir wissen nur genau so viel, als der heilige Geist uns zu wissen gibt.

V. 6. Mit drei verschiedenen Ausdrücken bezeichnet die Rede hier die Aufnahme der Heiden in das Volk Gottes, um damit die Art und Weise dieser Aufnahme genau zu beschreiben: die Heiden wurden Miterben und Mitgenossen, also den Juden so völlig gleich, dass sie mit ihnen einem Leibe eingeleibet werden konnten. Und damit niemand an dieser unerhörten Neuerung sich stoße, fügt Paulus hinzu, dass sie durch das Evangelium eingeführt ward, dessen Predigt damals neu und unerhört war, aber nach einstimmigem Bekenntnis der Frommen doch vom Himmel stammte. Wie sollte man sich nun noch wundern, wenn Gott für die Erneuerung der Welt ungewohnte Wege einschlug?

V. 7. Des ich ein Diener worden bin. Wurde soeben das Evangelium als das Mittel bezeichnet, den Heiden die Gnade mitzuteilen, so fügt Paulus jetzt zur Sache die Person, indem er daran erinnert, dass der Dienst am Evangelium in seine Hand gelegt ward. Damit es aber nicht den Anschein gewinnt, als schreibe er sich mehr zu, als ihm zukommt, so bezeugt der Apostel zuerst, dass er sein Amt der Gabe aus der Gnade Gottes verdanke, - und dann schickt er sich an, die mächtige Kraft Gottes rühmen, auf welcher seine Gnadengabe ruht. Er will damit sagen: seht nicht auf mein Verdienst, da Gott in seiner freien Güte mir dieses Amt übertragen hat, ein Apostel der Heiden zu sein, - nicht wegen meiner Würdigkeit, sondern aus freier Gnade. Seht auch nicht auf das, was ich früher gewesen bin: denn Gottes Sache ist es, Menschen, die nichts sind, zu erheben; und gerade darin zeigt sich seine Macht, dass er aus Nichts große Dinge hervorbringt.

V. 8. Mir, dem allergeringsten unter allen Heiligen usw. Paulus setzt sich selbst und alles, was er hat, so tief herunter, als er nur kann, um Gottes Gnade dadurch desto höher zu erheben, und um durch dieses Bekenntnis zugleich den Vorwürfen seiner Gegner zuvor zu kommen, die ihm vielleicht zurufen konnten: wer bist du, dass Gott dich allen anderen vorziehen sollte? Welche Gaben hattest du aufzuweisen, um dich vor anderen als den Geliebten Gottes betrachten zu dürfen? Bekennt sich Paulus selbst als den allergeringsten, so schneidet er von vornherein jeden Gedanken an eigene Würdigkeit und Tugend ab. Das ist keine Heuchelei bei ihm, wenn er sich so tief erniedrigt, wie viele eine falsche Demut zur Schau tragen: das Herz bleibt stolz, während der Mund von Selbsterniedrigung übergeht, - und bei alledem hält man sich höchster Anerkennung für wert und erhebt Anspruch darauf. Paulus dagegen erkennt von Herzen seine Niedrigkeit an. Ja an anderen Stellen spricht er noch viel wegwerfender von sich (1. Kor. 15, 9): „Der ich nicht wert bin, dass ich ein Apostel heiße.“ Und 1. Tim. 1, 8, wo er sich als den Vornehmsten unter den Sündern bezeichnet. Aber es ist wohl zu beachten, dass er dann, wenn er sich so tief demütigt, nur das in Betracht zieht, was er von sich selbst ist, abgesehen von Gottes Gnade. So gibt er zu verstehen, dass sein geringer Wert kein Hindernis gewesen sei, dass er mit Übergehung anderer zum Apostel der Heiden bestimmt ward. Denn wenn Paulus mit Betonung sagt: „mir ist gegeben diese Gnade,“ so redet er ja offensichtlich von einer ihm eigentümlichen Gabe, - nicht als wäre er der einzige Heidenapostel: aber immerhin durfte er diesen Titel in ganz hervorragendem Maße beanspruchen (vgl. 1. Tim. 2, 7).

Unter dem unausforschlichen Reichtum Christi versteht er die unermesslichen und unglaublichen Schätze der Gnade, die Gott plötzlich und unverhofft den Heiden gegeben hatte. Darin liegt eine Mahnung für die Epheser, das Evangelium freudig aufzunehmen und in hohen Ehren zu halten. Teilte Paulus mit den übrigen Aposteln den allgemeinen Beruf zur Predigt, so bestand seine besondere Ehre darin, dass er zum Apostel der Heiden bestimmt war (vgl. zu Gal. 2, 15).

V. 9. Er soll die Welt darüber erleuchten, - wie ja in seinem Apostelamt Gottes Gnade tatsächlich ein helles Licht hat aufgehen lassen, - welches da sei die Gemeinschaft, d. h. die Mitteilung des Geheimnisses, welches Gott bisher den Menschen verborgen hielt, um es ihnen jetzt erst gemein zu machen.

Das von der Welt her in Gott verborgen gewesen ist. Damit begegnet die Rede noch einmal dem Anstoß, welchen man an der Neuheit der Sache nehmen konnte. Ausdrücklich heißt es aber, dass das Geheimnis „in Gott“ verborgen war: so muss es menschlicher Vorwitz sich schon gefallen lassen, einmal etwas nicht zu wissen. Als wenn es nicht in Gottes Belieben stünde, seine Ratschlüsse solange bei sich verborgen zu halten, bis es ihm gefällt, sie den Menschen zu offenbaren! Welch unverständige Anmaßung ist es, Gott nicht gestatten zu wollen, dass er mehr weiß, als wir! Soeben (V. 8) hörten wir ja auch von dem „unausforschlichen“ Reichtum Christi: da ist also ein Gegenstand, den man mehr anbetend bewundern muss, als dass man ihn mit dem Verstande begreifen könnte.

Der alle Dinge geschaffen hat durch Jesum Christ. Dieses bezieht sich mehr auf die geistliche Wiederherstellung als auf die erste Schöpfung. Denn wenn es auch Wahrheit ist, dass alles durch das Wort geschaffen ward, wie verschiedene Schriftstellen lehren, so fordert hier doch der Zusammenhang, an die Erneuerung zu denken, welche eine Folge der Erlösung ist. Es sei denn, dass man es so auffasst, dass hier ein Schluss von der Schöpfung auf die Erneuerung gemacht würde, - in folgender Weise: durch Christum hat Gott der Vater alles erschaffen, deshalb ist es nicht zu verwundern, wenn er ihn jetzt auch als den Mittler braucht, die ganze Heidenwelt zu erneuern. Einer ähnlichen Beweisführung begegnen wir 2. Kor. 4, 6: Der Gott, der aus der Finsternis das Licht hervorgehen ließ, ist derselbe, der eure Herzen erleuchtet. Dort schließt der Apostel nämlich aus der Schöpfung der Welt, dass es überhaupt Gottes Art ist, die Finsternis zu erhellen. Was einst sichtbar geschah, lässt sich jetzt auf den Geist und Christi Reich übertragen.

V. 10. Auf dass jetzt kund würde den Fürstentümern usw. So hoch wie möglich soll Gottes Erbarmen gegen die Heiden und somit die Herrlichkeit des Evangeliums erhoben werden. Darum tut der Apostel die Aussage, dass die Predigt des Evangeliums eine vielgestaltige Gottesgnade kund macht, von welcher nicht einmal die Engel des Himmels zu allen Zeiten wussten. Darauf folgt aber, dass die Menschen Gottes Weisheit, welche Heiden und Juden zu einer Genossenschaft des Heils zusammenfasste, gar nicht genug bewundern können. Gottes mannigfaltige Weisheit rühmt der Apostel ja gerade deshalb, weil die Menschen diese Weisheit, die sie weder im Großen noch im Einzelnen durchschauen, nur zu gern in ihre einfältige Schablone fassen wollen. So konnten sich z. B. die Juden Gottes Weisheit in gar keiner anderen Form wirkend vorstellen, als es ihnen unter dem Gesetz bekannt und geläufig war. Nun offenbarte aber Gott seine Weisheit in neuer Weise, indem er das Evangelium allen ohne Ausnahme verkündigen ließ. Das war keine neue Weisheit, aber den Juden erschien sie als eine solche, weil eben Gottes Weisheit so weit und so mannigfaltig ist, dass wir sie mit unserem beschränkten Verstande nicht ganz begreifen können. Wir wollen darum nie vergessen, dass auch unsere tiefste Erkenntnis nicht mehr als ein winziges Stücklein umfasst. Wenn nun die Engel im Himmel Gottes Weisheit in der Berufung der Heiden erkennen und demütig verehren, welch eine Schande ist es, wenn wir Menschen auf Erden dieselbe verwerfen und verachten! Paulus will sagen, dass die aus Juden und Heiden gesammelte Gemeinde wie ein offener Spiegel daliegt, in welchem die Engel die wunderbare Weisheit Gottes schauen, die ihnen früher unbekannt war. Sie sehen hier ein Werk, das für sie neu ist, und dessen Grund in Gott verborgen war. Dadurch erweitern sie ihre Erkenntnis, nicht etwa, wie manche Ausleger meinen, durch persönliche Teilnahme an der Predigt in der Gemeinde.

V. 11. Nach dem Vorsatz von der Welt her. Wir sehen hier, wie sehr der Apostel jeden Gedanken an eine Veränderlichkeit des göttlichen Ratschlusses abzuwehren bemüht ist. Zum dritten Male (vgl. V. 5. 9) wiederholt er, dass Gottes Ratschluss von Ewigkeit her feststeht: aber erst durch Christum konnte er ausgeführt werden, weil er auf ihn gegründet war, - und erst mit dem Anbruch des Reiches Christi ist der Zeitpunkt gekommen, dass öffentlich davon gepredigt werden kann.

V. 12. Durch welchen wir haben Freudigkeit und Zugang. Im Zusammenhange der Erörterung, welche Christum als Versöhner für die ganze Welt verehren lehrt, sollen wir das Wirken seiner Gnade an ihren Früchten erkennen: wie alle Völker an einen gemeinsamen Gott glauben dürfen, so steht ihnen auch der Zugang zum Angesichte dieses Gottes offen. So oft aber Paulus Christum und den Glauben an ihn als Zugang zu Gott bezeichnet, müssen wir stillschweigend hinzudenken, dass alle anderen Zugänge und Weisen des Verkehrs mit Gott verschlossen sind. Jedenfalls birgt unsere Stelle eine treffliche Belehrung über die Natur und Kraft des Glaubens in sich, sowie darüber, dass zur wahren Anrufung Gottes ein fröhliches Vertrauen gehört. Durch den Glauben müssen wir anschauen, was uns in Christo geboten ist. Daraus folgt, dass ein bloß unbestimmtes Wissen von Gott noch kein Glaube ist, sondern dass allein der Glaube recht ist, der auf Christum sich richtet, um in ihm Gott zu suchen. Das kann aber nur dann geschehen, wenn man nach Christi Kraft und Werk fragt. Aus solchem Glauben, der also das erste Stück der Reihe ist, erwächst Freudigkeit und Zugang zu Gott. So ergeben sich drei Stufen. Zuerst trauen wir auf Gottes Verheißungen. Darauf fassen wir eine ruhige Freudigkeit, die uns allezeit getrost sein lässt. Damit öffnet sich endlich der Zugang zu dem Gott, dem wir uns ohne alle Furcht und unerschütterlich anvertrauen. Wer den Glauben von diesem fröhlichen Vertrauen losreißen möchte, tut nicht klüger, als wer der Sonne ihr Licht und ihre Wärme nehmen will. Dabei will ich gern zugeben, dass diese Zuversicht bei einigen in größerem Maße, bei anderen in geringerem Maße vorhanden ist, entsprechend der Stärke des Glaubens. Aber es gibt keinen Glauben ohne seine Wirkungen und Früchte. Daher ist der sicherste Beweis für den Unglauben ein erschrockenes und unruhiges Gewissen, und der sicherste Beweis für den Glauben ein ruhiges und beständiges Gewissen, das siegreich den Pforten der Hölle trotzt. Hier ist die heilige, kühne Hoffnung, die im Vertrauen auf unseren Mittler Christus sicher in Gottes Liebe ruht. Mit voller Gewissheit wagen wir uns das ewige Leben zuzusprechen und fürchten nicht Tod noch Hölle. Wohl zu beachten ist auch der Ausdruck: Zugang in aller Zuversicht. Denn dadurch unterscheiden sich die Kinder Gottes von den Ungläubigen, dass sie Frieden mit Gott haben und fröhlich und gerne zu ihm sich nahen, während jene ihre Ruhe darin suchen, dass sie Gott vergessen, und sich nur dann wohl fühlen, wenn sie möglichst weit von Gott entfernt sind. Wir lernen auch aus dieser Stelle, dass es zur Anrufung Gottes der Zuversicht bedarf, ja dass sie der Schlüssel ist, der uns die Himmelstür aufschließt: denn wer zweifelnd hin und her schwankt, findet keinen Zugang nach Erhörung (Jak. 1, 6).

V. 13. Darum bitte ich, dass ihr nicht müde werdet usw. Jetzt wird klar, weshalb der Apostel vorher von seinen Banden sprach (V. 1): die Gemeinde sollte nicht den Mut verlieren, wenn sie von seiner Verfolgung hörte. Welch ein Heldenmut, aus dem Kerker im Angesicht des Todes andere, die außer Gefahr sind, zu trösten! So duldet Paulus seine Trübsale für die Epheser, weil sie zur Erbauung aller Frommen dienen. Welch eine Glaubensstärkung musste das für die Gemeinde werden, wenn sie sah, wie ihr Hirte kein Bedenken trug, sein Leben für die Wahrheit seiner Lehre einzusetzen! Deshalb setzt er auch hinzu: welche euch eine Ehre sind. Denn seine Predigt wurde die Bewährung in Trübsal so ausgezeichnet, dass alle Gemeinden in denen er gelehrt hatte, es sich mit Recht als eine Ehre anrechnen mussten, einen Glauben zu besitzen, der durch das beste Siegel beglaubigt war.

V. 14. Derhalben beuge ich meine Knie usw. Seine Fürbitte für die Gemeinde erwähnt der Apostel nicht nur als Zeichen seiner Zuneigung, sondern auch, um sie zu gleichem Gebet zu reizen. Denn vergeblich streut man den guten Samen der Lehre aus, wenn Gottes Segen nicht das Gedeihen gibt. So können die Prediger an diesem Vorbilde lernen, dass sie nicht bloß erinnern und mahnen, sondern auch für den Fortgang ihrer Arbeit beten müssen, wenn sie Frucht sehen wollen. Aber wenn sie hören, dass sie mit allem ihrem Fleiß, mit aller ihrer Arbeit nichts erreichen, und dass aller Eifer und alle Sorgfalt, die sie anwenden, umsonst seien, wenn Gott ihnen nicht beisteht, so darf dieses für sie kein Grund zur Trägheit werden. Sondern im Gegenteil sollen sie angestrengt arbeiten mit Säen und Begießen, jedoch zugleich das Wachstum von Gott erbitten und erwarten. Einige behaupten freilich, dass alles Lehren überflüssig wäre, wenn doch die Gnade des heiligen Geistes allein den Verstand erleuchten und die Herzen zum Gehorsam bringen könnte. Das ist nicht richtig; denn wir werden dazu durch den heiligen Geist erleuchtet und wiedergeboren, damit die Lehre bei uns sich kräftig erweise und Frucht bringe, dass nicht Blinden das Licht gebracht und Tauben die Wahrheit verkündigt werde. Gott wirkt in der Welt allein Alles in uns, dass er dabei die Seinigen als Werkzeuge gebraucht. Daher ist es Pflicht der Prediger, eifrig zu lehren, und ebenso ist es Pflicht der Gemeinde, sorgfältig acht zu geben auf das, was gelehrt wird, - aber beide müssen, wenn ihre Arbeit nicht vergeblich sein soll, ihre Zuflucht zu Gott nehmen. – Wenn Paulus übrigens sagt: „ich beuge meine Knie“, so deutet er mit diesem äußeren Zeichen auf die Sache selbst. Nicht als ob es nötig wäre, bei jedem Gebet die Knie zu beugen: aber dies Zeichen demütiger Beugung lässt doch insgemein darauf schließen, dass das Gebet nicht gewohnheitsmäßig, sondern ernsthaft geübt wird.

V. 15. Von dem alle Verwandtschaft herkommt. Das kann sowohl auf den Vater wie auf Christum bezogen werden. Die letztere Auffassung ist die bessere, denn der Apostel spielt hier auf die Verwandtschaft an, die unter den Juden bestand, weil Abraham, der Gründer ihres Geschlechts, ihr gemeinsamer Vater war. Im Gegensatz dazu heißt es nun, - womit der Gegensatz zwischen Juden und Heiden überbrückt wird -, dass durch Christus nicht nur alle Menschen zu einer Familie und zu einem Geschlechte vereinigt wurden, sondern dass sie auch Verwandte der Engel geworden sind. Dagegen passt es nicht so gut, bei den Worten „von dem“ die Rückbeziehung auf den Vater zu nehmen. Denn man könnte ja daran erinnern, dass Gott mit Übergehung der Heiden einst nur die Juden zu seinem Eigentumsvolke annahm. Trefflich passt aber die Beziehung auf Christus: er war es ja, der alle Menschen als Brüder in das eine Vaterhaus Gottes einführte. In seinem Werke war die Verwandtschaft zwischen Juden und Heiden begründet: denn da er uns mit dem Vater aussöhnte, hat er Einigkeit geschaffen. Die Juden dürfen sich nicht mehr rühmen, von Abraham zu stammen oder zu diesem oder jenem Stamme zu zählen, - womit sie alle anderen Menschen als unheilig verachten und sich allein die Ehre des Eigentumsvolkes nehmen würden. Jetzt gibt es nur eine Verwandtschaft sowohl im Himmel als auf Erden, zwischen den Engeln und zwischen den Menschen, nämlich die Zugehörigkeit zum Leibe Christi. Außer ihm ist nur Zerstreuung. Er allein ist das Band unserer Vereinigung.

V. 16. Dass er euch Kraft gebe. Paulus wünscht, dass die Epheser, die er doch bereits wegen ihrer Frömmigkeit gelobt hat (1, 15), stark werden möchten; denn die Gläubigen sind nie soweit gefördert, dass sie nicht mehr zu wachsen brauchten. Die größte Vollkommenheit der Frommen in diesem Leben ist der Eifer zu wachsen. Diese Stärkung bezeichnet der Apostel als ein Werk des Geistes Gottes. Daraus folgt, dass der Mensch sie nicht selbst in eigener Kraft bewirken kann. Denn wie der Anfang alles Guten ein Werk des göttlichen Geistes ist, so auch jeder Fortschritt. Gottes Gnade muss ihn „geben“. Dies wird noch klarer, wenn wir weiter lesen: nach dem Reichtum seiner Herrlichkeit. Und Gottes Herrlichkeit ist seine Gnade (vgl. 1, 6).

An dem inwendigen Menschen. Als „inwendigen Menschen“ bezeichnet Paulus die Seele und alles, was zum geistlichen Leben der Seele gehört, während andererseits der Leib mit seinem Zubehör, als da ist Gesundheit, Reichtum, blühendes Alter, Ansehen usw. der „äußere Mensch“ heißt. Z. B. 2. Kor. 4, 16: „Ob unser äußerlicher Mensch verdirbt, so wird doch der innerliche von Tag zu Tag erneuert.“ Das will sagen: wenn wir der Welt absterben, so wird das geistliche Leben von Tag zu Tag wachsen. Paulus will nicht, dass die Heiligen stark werden, um in der Welt zu glänzen und zu blühen, sondern dass ihre Herzen durch Gottes Kraft stark werden fürs Gottesreich.

V. 17. Dass Christus wohne durch den Glauben in euren Herzen. Jetzt hören wir, was die Kraft des inwendigen Menschen ausmacht: wenn der Vater die Fülle aller Güter auf Christum legte, so wird keinen Mangel leiden, wer Christum in sich hat. Es ist ein Irrtum, auf den Besitz des Geistes zu hoffen, ohne dass man Christum greifen möchte. Andererseits ist es eine törichte Einbildung, Christum besitzen zu können ohne den Geist. Zweierlei gilt es festzuhalten: einmal, dass wir nur so viel vom heiligen Geist besitzen, als wir Anteil an Christo gewinnen; denn nur in Christo, auf welchen er sich niedergelassen hat, lässt der Geist sich finden. Zum anderen, dass Christus von seinem Geiste nicht geschieden werden kann; denn dann wäre er tot und ohne seine Kraft. Deshalb behauptet Paulus, dass diejenigen stark sind durch die geistliche Kraft Gottes, in denen, und zwar in deren „Herzen“, Christus wohnt. Es ist eben nicht genug, dass wir ihn nur auf der Zunge haben oder im Kopfe. Auch die Art und Weise wird uns beschrieben, wie wir dies herrliche Gut empfangen können: Christus „wohnt“ in uns „durch den Glauben“. Höher kann man den Glauben kaum preisen, als wenn man ihm nachrühmt, dass er den Sohn Gottes bestimmt, in uns seine Wohnung aufzuschlagen. Durch den Glauben erkennen wir nicht nur, dass Christus für uns gelitten hat und für uns von den Toten auferweckt ist, sondern wir nehmen ihn auch auf, wie er sich uns zum Besitz und Genusse anbietet. Darauf müssen wir wohl achten. Viele meinen, mit Christo Gemeinschaft haben sei nichts mehr, als an Christum glauben. Und doch ist die Gemeinschaft, die wir mit Christo haben, erst eine Folge des Glaubens an ihn. Jedenfalls soll der Glaube den Herrn Christus nicht bloß von ferne schauen, sondern unsere Seele soll ihn umfassen und greifen, damit er in uns wohne. So erst geschieht es, dass wir mit dem Geiste Gottes erfüllt werden.

Und ihr in der Liebe eingewurzelt und gegründet werdet. Als Früchte der Einwohnung Christi nennt der Apostel nun die Liebe und die Gewissheit von der göttlichen Gnade und Liebe, die uns in Christo geschenkt ward. Diese beiden Stücke müssen also die schönsten Tugenden des inwendigen Menschen sein. Auf sie weist Paulus auch immer wieder hin, wenn er von der Vollkommenheit der Heiligen handelt. Hier aber erinnert er mit doppeltem Worte, wie fest und unbeweglich unsere Liebe sein soll. Zeigen sich doch viele nur oberflächlich von der Liebe berührt: bei ihnen aber wird die Liebe bald schwinden und verwehen, weil sie nicht tiefe Wurzel hat. Darum soll sie vielmehr tief in die Gemüter dringen, damit sie fest stehe wie ein wohl gegründetes Haus oder wie eine tiefe Pflanzung. Unsere Worte wollen besagen, dass in unseren Herzen eine so fest gewurzelte und gegründete Liebe wohnen soll, dass niemand sie entwurzeln kann. Es ist aber töricht, daraus den Schluss zu ziehen, dass also die Liebe Grund und Wurzel unserer Seligkeit sei. Denn offensichtlich redet der Apostel hier nicht von dem Grunde des Heils, sondern einfach davon, wie fest und stark unsere Liebe sein soll.

V. 18. Auf dass ihr begreifen möget. Dieses ist die zweite Frucht, dass die Epheser erkennen, wie groß die Liebe Christi zu den Menschen ist. Diese Erkenntnis kommt aus dem Glauben. Wenn ihnen dabei der Apostel alle Heiligen als Genossen zugesellt, so will er damit ausdrücken, dass es ein herrlicheres Gut und eine höhere Weisheit, nach welcher ja auch alle Kinder Gottes sich sehnen, in diesem Leben nicht geben kann. Denn war wir begreifen sollen, ist die Breite und Länge und die Tiefe und die Höhe. Wenn unsere Weisheit sich nach allen Richtungen ausdehnt, wird sie noch nicht die Grenzen der Liebe Christi erreichen. Jede Wahrheit der Heilslehre will auf diese Liebe bezogen sein, welche für Menschen, die Christum lieben, alle Weisheit in sich birgt. So empfangen wir eine höchst nötige Erinnerung, dass wir unser Forschen nicht an wertlose Dinge verschwenden sollen: was uns zu wissen nötig ist, und in dessen Betrachtung von oben und unten, von vorn und hinten wir uns üben sollen, ist Christi Liebe, die Gott uns vor Augen gestellt hat, damit wir sie Tag und Nacht anschauen. In sie mögen wir uns versenken: denn wer sie besitzt, hat genug. Außer ihr gibt es nichts, dass gewiss, unentbehrlich oder auch nur recht und gesund wäre. Mag man Himmel, Erde und Meere durchstreifen, so wird man darüber nicht hinauskommen, wenn man nicht gewillt ist, alle Schranken unseres Wissens zu durchbrechen.

V. 19. Von dieser Liebe Christi heißt es nun, dass sie doch alle Erkenntnis übertrifft. Ähnlich lesen wir auch Phil. 4, 7, dass der Friede Gottes höher ist, denn alle Vernunft. Denn der Mensch, der zu Gott kommen will, muss sich über sich selbst und die Welt erheben. Das ist ja auch der Grund, weshalb die römische Schultheologie nicht zulassen will, dass wir der Gnade Gottes gewiss sein dürfen: man zwängt eben den Glauben in das Maß des menschlichen Begreifens, - während Paulus hier eine Gewissheit eröffnet, die über alles menschliche Erkennen geht. Und so ist es in der Tat: denn wenn hier menschliches Vermögen ausreichte, brauchte ja der Apostel nicht um Gottes Gabe zu bitten. So wollen wir uns einprägen, dass die Glaubensgewissheit ein Wissen ist, welches man in der Schule des heiligen Geistes, nicht aber durch eigenen Scharfsinn erwirbt.

Auf dass ihr erfüllt werdet mit allerlei Gottesfülle. Ein einziges Wort fasst jetzt zusammen, was zuvor als Breite und Länge usw. beschrieben war: wer Christum hat, hat ja alles, was Gott als Fülle und Vollkommenheit an uns sehen will. Dies meint nämlich der Ausdruck „Gottesfülle“. Sonst bilden die Menschen sich oft ein, dass sie alles in sich selbst besitzen. Das ist aber nur eitle Aufgeblasenheit. Übrigens darf man die „Gottesfülle“ nicht (wie manche Schwärmer wollen) als Erfüllung mit Gottes Wesenheit verstehen, als wenn die Menschen Gott gleich würden!

Zum Schluss erhebt sich die Rede zu einem dankbaren Lobpreis, der zugleich die Hoffnung auf die Zukunft stärken will. Dieser Dank soll auch die Epheser selbst reizen, den Wert der göttlichen Gnade mehr und mehr zu erkennen. Gott, so ruft der Apostel aus, sei Ehre durch Jesum Christum. Denn durch Christum ward Gottes Gnade auf die Heidenwelt ausgedehnt. Wird noch hinzugefügt in der Gemeinde, so verstehen wir, dass Gottes Gnade, die in der Berufung der Heiden sich kundtat, unter allen Gläubigen gefeiert werden soll, so weit seine Kirche reicht. Was man aber von Ewigkeit zu Ewigkeit preist, muss unvergleichlich groß sein.

Dabei heißt Gott der, der überschwänglich tun kann, … das wir bitten. Damit stärkt sich die Hoffnung für alle Zukunft. Denn ohne die völlige Gewissheit, dass seine Güte währen wird, könnten wir dem Herrn nicht aus vollem Herzen für seine bisherigen Wohltaten danken. Spricht aber der Apostel von dem, was Gott tun kann, so schwebt ihm nicht eine blasse Möglichkeit und Fähigkeit vor, sondern Gottes tatsächliches Wirken, wie wir es stetig erfahren können. Daran sollen die Gläubigen immer denken, wenn sie nach Gottes Verheißungen und ihrer Seligkeit fragen. Denn was Gott tun kann, das wird er auch gewiss tun, wenn er es verheißen hat. Zum Beweis hierfür dienen die bisherigen Erfahrungen, die Kraft Gottes, die da in uns wirkt. Denn die Güter, welche Gott uns gegenwärtig schenkt, sind ebenso viele Beweise seiner Gnade, Liebe und Kraft: wir dürfen darauf für die Folge gute Zuversicht gründen. Sagt doch der Apostel auch, dass Gott sogar überschwänglich unsere Gebete erhören wird, über alles, das wir bitten oder verstehen. So ist keine Gefahr, dass ein rechter Glaube jemals zu viel bitten könnte. Mögen wir von Gott noch so viel Gutes erwarten, so wird seine freigebige Güte es noch immer all unserem Bitten und Verstehen zuvortun.

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