Calvin, Jean - An James Stuart in Paris.

Nr. 667 (C. R. – 3435)

Calvin, Jean - An James Stuart in Paris.

James Stuart, natürlicher Sohn Jakobs V. und Bruder Maria Stuarts, früher Abt von St. Andrews, hatte sich der Reformation angeschlossen und war einer ihrer Führer in Schottland; zur Zeit war er in Frankreich, um seine Schwester nach Schottland abzuholen; er war damals 19 Jahre alt.

Mahnung zu energischer Reformation in Schottland.

Monsieur, obwohl ich Sie nicht von Angesicht kenne, geben mir doch der Eifer und die Festigkeit, die Sie in der Förderung des Reiches unseres Herrn Jesu Christi und in der Reformation des wahren Gottesdienstes und Glaubens gezeigt haben, nicht nur das Vertrauen, Ihnen zu schreiben, sondern nötigen mich sogar, Sie in diesem heiligen Vorsatz zu bestärken. Nicht dass ich dächte, Sie hätten es besonders nötig, angetrieben zu werden, weil ich fürchtete, Ihr Mut sei schwach geworden oder erkaltet, sondern weil ich wohl weiß, dass Sie nicht so tapfer wirken können zur Verteidigung der Wahrheit Gottes, wie Sie es tun, ohne manche Angriffe aushalten zu müssen. Ich zweifle nicht daran, dass Sie es gut aufnehmen werden, wenn ich meinerseits versuche, Sie durch einige Ermahnungen zu unterstützen, wie ja tatsächlich die, die Gott am meisten gestärkt hat, umso mehr fühlen, was noch an Schwäche in ihnen liegt, und deshalb so gestärkt zu werden wünschen, dass Sie nie mehr fallen können. Es war überaus tapfer von Ihnen, die Augen zu schließen für alle Dinge dieser Welt, die Sie hindern oder aufhalten könnten, sich freimütig dem Kampf fürs Evangelium zu widmen. Aber glauben Sie, der Teufel wird nicht aufhören, dawider zu belfern, und er hat eine unzählbare Schar von Helfershelfern, deren Wut entflammt ist, die Lehre zur Seligkeit auszurotten, wenns ihnen möglich wäre. So müssen Sie sich auf viele Unruhen gefasst machen und sich zum Widerstand rüsten mit Kraft von oben. Wenn Sie von vornherein es sich überlegen, dass man in diesem heiligen Vorhaben nicht müde werden darf, so wird Sie nichts überraschen. Vielmehr je wütender die Bösen und Verworfenen wider Gott kämpfen zu ihrem eigenen Verderben, umso mehr muss uns das antreiben, unter der Fahne unseres Herrn Jesu Christi zu kämpfen für unsre Seligkeit, da wir des Sieges sicher sind. St. Paulus hatte schon viel geleistet und sagt doch, er sei noch nicht am Ziel, sondern er ringe noch danach [Phil. 4, 12 – 14], und erst als er sich dem Tode nahe sah, rühmt er sich, nicht umsonst gekämpft zu haben, da ihm die Krone der Gerechtigkeit beigelegt sei [2. Tim. 4, 8]. Ich zweifle nicht daran, dass Gott, der so wohl begonnen hat, Sie zu führen, es auch weiter tun wird bis ans Ende und Ihnen mit der Tapferkeit auch Klugheit geben wird, allen bösen Listen und Ränken der Feinde widerstehen und entgegentreten zu können, wie es nötig ist; denn ihr Tun ist nichts als Unredlichkeit und Verrat. Sie, Monsieur, haben auch zu achten auf die, die die Christen halbwegs nachahmen und doch lästerlichen Irrtum unter die Wahrheit mengen, und müssen sie hindern, sich einzuschleichen, oder auch die Kirche von ihnen reinigen, damit sie nicht von ihrem Gift verpestet wird; denn das sind die gefährlichsten, tödlichsten Krankheiten. Deshalb müssen wir sorglich handeln nach der Mahnung des Apostels, nicht bitteres Unkraut aufwachsen zu lassen [Hebr. 12, 15], damit der gute Same nicht verdorben wird. Da wir auch stets im Werke Gottes vorwärts rücken sollen, so kommts Ihnen wenigstens zu, wacker die Hand anzulegen, auf dass nicht das so wohl Begonnene in Verfall gerate.

Damit, Monsieur, will ich mich ergebenst Ihrer Gewogenheit empfohlen haben, und bitte den lieben Gott, er wolle Sie in seiner heiligen Hut halten, Sie durch seinen Geist führen, dass Sie tun, was ihm wohl gefällt, und Sie mit unüberwindlicher Kraft stärken.

Genf, 11. Juli 1561.

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