Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (542).

Nr. 542 (C. R. – 2720)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (542).

Nach der Eroberung von St. Quentin, bei der Philibert Emanuel von Savoyen das siegreiche kaiserliche Heer befehligt hatte, begann sich Bern vor diesem Nachbarn zu fürchten und zeigte sich geneigter zu einem neuen Bund mit Genf.

Von der Gesandtschaft nach Deutschland. Nochmals Bezas Bekenntnis.

Es war göttliche Fügung, dass unser lieber Bude die Reise unternahm, von der du wohl einen Tag früher erfuhrst, als von der sie verlassenden Trauerkunde. Er tat es auf meine Bitte und Mahnung, doch so bereitwillig, dass ich nicht nötig hatte, ihn besonders energisch dazu anzuhalten, da er von selbst ging. Da der Übermut des Königs etwas geduckt ist, besteht Hoffnung, dass eine gnädigere Antwort herauszubekommen ist; ein mir sonst unbekannter Mann hat mich dazu veranlasst, der aber, wie ich sah, der allgemeinen Ansicht der Brüder [in Frankreich] Ausdruck gab. Ich brauche nicht zu sagen, wie sehr ich angesichts der beängstigenden Lage der Brüder Bude zur Eile mahnte. Nachher habe ich Melanchthon noch so dringend wie möglich gebeten, unsere Sache bei den Fürsten zu vertreten. Unsern lieben Beza habe ich schon vorher damit angetrieben, er habe nun die beste Gelegenheit, die Zürcher wieder zu versöhnen, deren Eigensinn wir eben ertragen müssen, damit sie, wenn möglich, allmählich nachgiebiger werden. Ich mag gar nicht schreiben, wie große Scheu Bullinger vor einem Religionsgespräch hat; er vergleicht mich bereits mit Butzer, dessen Übereifer doch nur deshalb schädlich war, weil er die gute Sache nicht offen und mutig, wie es sich gehörte, vertrat. Meine Art ist davon ganz verschieden; denn ich will nichts, als nur uns gegen die Verleumdungen der Gegner rechtfertigen. Ich meinte, von Euerm Bekenntnis werde weiter nicht mehr die Rede sein. Falsch gerechnet, - schon wieder eine neue Entrüstungsepistel! Hoffentlich schwindet diese Wolke bei Bezas Ankunft. Wenn nur dies ganze Unternehmen den gewünschten Erfolg hat! Sobald wieder Bericht von Paris kommt, will ich dirs zu wissen tun. Über die Lage Genfs nur soviel: es sind vier Schiedsrichter zur Schlichtung der Zwistigkeiten eingesetzt. Wenn die Berner nicht Ruhe geben, kommt es zu streng gerichtlichem Urteil; uns läge ein gütlicher Vergleich am Herzen, und es schiene auch nicht schwer, wenn sie nur unsere Verbannten nicht so hartnäckig verteidigten; man wird bald erfahren, was sie vorhaben. Die stumpfe Gleichgültigkeit des Königs von Frankreich überrascht auch mich sehr; der merkt nichts, bis ihn Gott einmal durch ein Wunder aufweckt; seine Sprösslinge sind seiner wert, die wir ihr Stamm in stumpfer Ruhe liegen bleiben. Über alles kannst du mehr erfahren von dem Überbringer dieses Briefes, für den es fast beleidigend ist, dass ich durch ihn nur schreibe. Lebwohl, bester Bruder. Der Herr sei stets mit dir; er leite und segne dein Wirken. Amen. Meine Kollegen und Freunde lassen dich grüßen; sage deinerseits den Brüdern viele Grüße von mir.

Genf, 24. September 1557.
Stets dein
Johannes Calvin.

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