Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (401).

Nr. 401 (C. R. – 1962)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (401).

Laski und seine Genossen hatten in Dänemark die Feindschaft der Lutheraner durch beständiges Anbieten von Disputationen gereizt. Der Genfer Pfarrer Raymond Chauvet hatte in der savoyischen Gemeinde Draillant die Genfer Liturgie gebraucht statt der bernischen und war dafür vom Landvogt verhaftet worden. Eine in Genf angelangte anonyme Schmähschrift gegen Calvin überreichte Vandel dem Rat, und dieser übergab sie gleich dem Reformator zur Beantwortung.

Von der Verhaftung eines Genfer Pfarrers. Eine Schmähschrift gegen Calvin.

Ich habe jetzt keine Zeit zum Schreiben, da gleich die Stunde der Vorlesung kommt, und ich mich noch nicht besinnen konnte, was ich sagen soll. Welchen Fehler unsere Brüder in Dänemark begingen, hast du klug bemerkt. Doch bleibts von ihren Gegnern eine unerträgliche Barbarei. An Bullinger werde ich übermorgen schreiben. Weil eben mein Genesis-Kommentar im Druck ist, hätte ich Lust, diese Frage im Vorwort kurz zu berühren. Doch ist mir noch nicht eingefallen, wem ich das Buch widmen könnte, damit zu dieser Persönlichkeit die Klage [über die Anfeindung] gut passt. (Weiß du einen Rat, so sage ihn.). Unserm lieben Christophe sage, wir seien weder so dumm leichtgläubig, noch so ungerecht gegen ihn, je an seiner Ehrlichkeit nur den geringsten Verdacht aufkommen zu lassen; doch zwang die schmähliche Geschichte selbst, ihn etwas anzutreiben zur Hilfe für Salomon. Unsern Bruder Raymond hält der Landvogt von Thonon in Haft, weil er auf Gebot unseres Rates zu Draillant gepredigt hat. Doch hoffe ich, die Sache lasse sich gütlich schlichten. Ich sende dir ein Exemplar des Briefes, den der gute Vandel erhalten, um ihn dem Rat zu überreichen. Sobald du nur einen Satz liesest, merkst du leicht, wer der Verfasser ist. Solche Palmen erwerben sich die Streiter Christi. Lebwohl, bester, trefflichster Bruder. Der Herr sei stets mit dir, leite und behüte dich. Amen.

Genf, 8. Juni 1554.
Dein Johannes Calvin.

Der Bote geht etwas später ab, als er meinte, so dass ich noch vorher aus der Vorlesung zurückgekommen bin. Vernimm also, wie es mit Raymond steht. Jener [Pfarrer] Pierre [Ninaux], dessen blutschänderisches Verhältnis mit seiner Schwägerin berüchtigt war, ist kürzlich ohne Urlaub unseres Rates, der das Besetzungsrecht für Draillant hat, nach Frankreich verzogen. Raymond wurde gesandt, ihn zu vertreten, bis zur Wahl eines andern. Von der Kanzel weg wurde er ins Gefängnis geführt, wo ihn jedoch der Landvogt anständig behandelte wie einen Gast und ihm erlaubte, frei ein- und auszugehen. Unser Rat hat sich der Sache angenommen. Der Landvogt sieht, dass er zu weit gegangen ist, beharrt aber wie gewöhnlich trotzig auf dem Geschehenen; doch wird er hoffentlich bald nachgeben. Morgen muss ich auf dem Rathaus meinem [anonymen] Lobredner antworten. Nochmals lebwohl, bester Bruder und trefflicher Knecht Christi. Grüße die Kollegen und Freunde, de Dommartin und seinesgleichen angelegentlich von mir. Die Freunde, die eben hier sind, grüßen dich ehrerbietig, besonders die, denen du Grüße sandtest, der Herr Marchese, Bude, Varennes, Normandie und mein Bruder. Auch sein Schwager, bei dem ich heute samt allen Kollegen speise.

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