Calvin, Jean - An Bullinger in Zürich (363)

Nr. 363 (C. R. – 1724)

Calvin, Jean - An Bullinger in Zürich (363)

Hans Ulmer, ein Thurgauer, verwandt mit Blaurer, hatte in Oxford studiert und war auf der Heimreise über Genf, Biel und Zürich gekommen. Über Biblianders Stellung im Bolsec-Handel vgl. 336.

Zusicherung unveränderter Freundschaft.

Als ich vor kurzem bei Farel war, wurde mir dein Brief an ihn gezeigt, in dem du schriebst, du erholest dich langsam von einer sehr schweren, fast tödlichen Krankheit. Wir hatten damals die Hoffnung auf unseres Farels Leben schon aufgegeben, und als ich von Neuchatel heimkam, erzählte ich überall, er sei gestorben. Nun kann man dem Herrn von Herzen danken, der uns und seiner Kirche Euch beide wieder geschenkt hat. Nicht weniger erfreulich war mir dein Brief, den ich vorgestern erhielt, als Zeugnis deiner wiedererlangten Gesundheit. Freilich muss ich gestehen, dass er mich noch mehr gefreut hätte, wenn ich nicht darin hätte lesen müssen, du schreibest ihn, damit ich nichts Böses von dir denke. Daran ist mir nie ein Gedanke gekommen, und ich glaube, Ulmer keinen Anlass gegeben zu haben, solches von mir zu berichten. Er hat mich zweimal besucht. Wir haben lange miteinander offen und vertraulich von verschiedenen Dingen gesprochen. Du und Ihr alle wurdet erwähnt; soviel ich weiß, kam keine Silbe aus meinem Munde, die eine böse Meinung hätte aufkommen lassen können. Nur beim Abschied, als ich ihn bat, Euch Grüße auszurichten, nahm ich für meine Person Bibliander aus, weil er sich ja offen als unser Gegner bekenne. Als Ulmer antwortete, das scheine ihm unglaublich, und es in seiner Frömmigkeit wie ein böses Omen von sich abweisen wollte, erklärte ich ihm den Sachverhalt kurz. Wir seien hier von einem bösen, treulosen Menschen beunruhigt worden, und da ich mir von Euch sichere Hilfe versprochen hätte, so habe zwar der Erfolg meiner Hoffnung nicht entsprochen, doch bestehe deswegen unsere brüderliche Freundschaft unverletzt fort, und wirklich hättet Ihr nie etwas von Entfremdung merken lassen. Ja, ich fügte bei, ich und meine Kollegen hielten es jetzt für ganz gut, dass wir von Euch nicht so ausgiebig, wie wir gewünscht hatten, unterstützt worden seien; nur Bibliander rühme sich drohend, er habe eine Schrift in Händen gegen meine Lehre, und, ich weiß nicht in welchem Drang, schwatzte er davon ohne Unterschied bei jedermann. Ich schloss mit den Worten: „Bibliander soll schreiben, was er will, ich werde ihn keiner Antwort würdigen.“ Um nun auf dich zurückzukommen, bester verehrter Bruder, - wie wenig ich dich auch nach Ulmers Meinung schätze – so weit bin ich nie gekommen, zu glauben, mit deiner Billigung oder deinem Wissen werde etwas Feindseliges gegen mich geplant; dass Bibliander aber allerlei gehässig geschwatzt und, wie erwähnt, mit einer Schrift gedroht hat, das brauche ich nicht zu umgehen oder zu verschweigen. Die Sache ist nämlich schon mehr als bekannt und allgemein verbreitet. Was ich bei andern aber still zu verdecken pflege, glaubte ich, vor Ulmer und wenigen andern nicht verschweigen zu müssen. Das also möchte ich dir vor allem bezeugt haben, und wollte es dir eidlich versichern: ich halte dich so wenig für meinen Feind, dass ich vielmehr stets mit dir durch alle Bande brüderlicher Gemeinschaft verbunden bleiben möchte, und ich verlasse mich darauf, dass es zweifellos so sein wird, da ich dich nicht anders umfasse als einen gleich gesinnten und von mir unzertrennlichen Genossen im Werke des Herrn. Ich möchte dich davon überzeugt wissen, dass ich mich nie in Wort oder Schrift anders als freundlich und ehrerbietig über einen Mann geäußert habe, der sich im öffentlichen Leben um die Kirche so verdient gemacht hat und mir persönlich stets ein Freund gewesen ist. Wenn dich also deshalb je eine Sorge quälte, so kannst du in Zukunft ganz ruhig sein.

[April 1553].

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