Calvin, Jean - An Viret in Lausanne (269).

Nr. 269 (C. R. – 1218)

Calvin, Jean - An Viret in Lausanne (269).

Von den drei zu maßregelnden Pfarrern sind die beiden ersten unbekannt; Zebedee in Orbe war Viret persönlich aufsässig als dogmatischer Gegner; seine frühere Gemeinde Yverdon wollte ihn wieder; er wollte aber nicht mehr dorthin. Weggelassen ist eine unwichtige Notiz.

Klage über einige Pfarrer und über die Genfer Obrigkeit.

Es ist sehr schmerzlich, dass wir zuweilen so gute Gründe haben, unsere Brüder zu verklagen. Noch schmerzlicher aber ist es, dass die Ränke Satans so mächtig sind, dass wir sogar öfters trotz dieser guten Gründe unterliegen. Bei Fortune wird’s gut sein, die bisherige Nachsicht zu tadeln, durch die es gekommen ist, dass er ruhig weiter sündigte. Das wir auch gegen Nicolas etwas nützen; wenn der sich nicht gehörig rechtfertigt, so wäre es eine Schande, einen mit solcher Schmach Besudelten im Amt zu lassen. Es kommt bei ihm noch seine Trunksucht dazu und noch anderes, das mir schon vor zwei Jahren unerträglich schien. Wenn du Zebedee stillschweigend übergehst, wird er dadurch wie durch ein günstiges Vorurteil noch unterstützt. Ich meine daher, es seinen alle seine neueren Taten zu erwähnen und darauf zu dringen, dass er seinen [Yverdonern] wieder zurückgesandt wird. Dort findet er dann einen Amboß, der zu seinem Hammer passt. Du kannst auch deine persönliche Angelegenheit vorbringen, wenn du meinen Rat annimmst, doch erst, wenn das andere fertig ist. - - -

Unsere Obrigkeit hier macht wieder sonderbare Dummheiten. Man mahnt sie täglich, auf der Hut zu sein, aufmerksam Wache halten zu lassen, ruhig zu beobachten, wie die andern handeln. Sie aber widerstreben fast absichtlich vernünftigem Rat und machen durch ihr kindisches Wesen ebenso wohl ihre Schwäche zum Gespött, als auch verlocken sie die Feinde zu einem plötzlichen Angriff. Diese Dinge, die ja scheinbar Kleinigkeiten sind, schlucke ich hinunter, aber es erwürgt mich fast, denn glaube mir, es sind Kleinigkeiten von der Sorte, die nicht nur Ernsteres mit sich bringt, sondern zuweilen wider alles Erwarten einen tragischen Abschluss herbeiführt. Mich machen schon die beginnenden Dinge bestürzt. Unter den Franzosen sind einige, die sich nur schwer in solches Benehmen finden können. Nun sind im Rat schon entsetzliche Klagen laut geworden, als ob sie bereits die Republik verraten hätten. Wie ich meinerseits niemandem abrate, so bin ich auch kein aufdringlicher Mahner. Ich hatte geglaubt, gegen ihre Dummheiten abgestumpft zu sein, aber mehr und mehr ekelt es mir nun doch darob. Deinem Töchterlein kondoliere ich. Aber wenn es dann ein Brüderchen oder Schwesterchen bekommt, wird es schon vergessen, was ihm die Mutter Unrechtes tat. Ich hoffe, es hat bereits diese Hauptschwierigkeiten der Entwöhnung hinter sich. Lebe sehr wohl, liebster Bruder, samt deiner Frau, den Kollegen und allen Freunden. – Der Herr behüte Euch alle.

Genf, 6. Juli 1549.
Dein
Johannes Calvin.

Da über meine letzte Reise nach Zürich sehr verschieden geredet wird, schicke ich dir eine Kopie des Briefes, in dem ich deutlich zeigte, was meine Meinung vom Bündnis mit Frankreich sei, damit du, wenn du jemand triffst, der eine falsche Meinung [über den Zweck meiner Reise] hat, nicht um Antwort verlegen bist. Doch möchte ich nicht, dass der Inhalt allgemein bekannt würde. Bewahre die Kopie gut auf, damit du sie mir wieder senden kannst; denn ich möchte nicht, dass sie verloren ginge.

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