Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (243).

Nr. 243 (C. R. – 1075)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (243).

Farel hatte sich über Umtriebe seiner Feinde beklagt. Über Trolliet vgl. Nr. 134. Die Gegner Calvins trugen als Parteizeichen das eidgenössische Kreuz und hießen deshalb Croises (Kreuzler); während Calvins Anhänger Francillons (Französler) genannt wurden. Laurent Maigrets zweite Ehe war vom Konsistorium von Gex für ungültig erklärt; Calvins Protest dagegen beim Rat war erfolglos.

Von Calvins Gegnern.

Unsere Gegner fahren nur wie gewöhnlich fort, wenn sie unverschämt auf uns abwälzen, was ihre Schuld ist. Aber gut ists, dass sie so ungeschickt sind in ihren Erfindungen. Oder gibt’s etwas Kindischeres als die Geschichte, von der du berichtest? Zwar glaube ich zu sehen, wie die Leute sie gläubig annehmen werden, so sehr freut es sie, zuweilen etwas Ungünstiges über uns zu hören. Aber in einem Augenblick wird auch das verschwinden, wie das Übrige dieser Art, ja wie eigentlich alles, was solche Künstler in ihrer Werkstatt zustande bringen. Gegen mich wird der Krieg eben nur so geführt, dass ich dich nicht zwecklos zu Hilfe rufen möchte. Denn offen kämpfen die Feinde nicht, weil sie damit bisher noch nie Erfolg hatten. Aber sie suchen mit heimlichem Geschwätz die Herzen der Menge mir langsam zu entfremden; darin machen sie auch einige Fortschritte. Jener Trolliet, der sich einst um ein Pfarramt bewarb, sucht sich für seine Ablehnung zu rächen, wie er nur kann. Sein erster Schritt war, dass er die Verteidigung der Kreuzler-Partei übernahm. Er wurde von mir damals dafür behandelt, wie sichs gehörte, und mit scharfem Spott, auch über seine Partei, übergossen. Jetzt trägt er einen Brief von mir, der Viret von seinem Famulus gestohlen worden ist, in den Wirtshäusern herum. Er soll schon vor fünf Jahren geschrieben sein. Ich werde ihn, um zu zeigen, dass wir nur ehrlich handeln, nächstens damit ans Licht ziehen. Das Schlimmste ist, dass man nicht nur gern, sondern sogar gierig, zuhört, wenn solche Leute uns und unsern ganzen Stand durchhecheln. Es gab eine Zeit, da niemand gegen die Diener am Wort nur zu mucksen gewagt hätte. Jetzt ist fast kein Gespräch beliebter. Und der Satan erfindet stets neue Anlässe. In der Heiratsgeschichte Maigrets mussten wir die, die uns sonst schon nicht Freund waren, wieder recht erbittern. Der Rat hat die Ehe für null und nichtig erklärt, trotz stattgehabter feierlicher Trauung, und sprach beiden Teilen das Recht zu, andere Verbindungen einzugehen. Der Vorwand ist eine ziemlich entfernte Verwandtschaft der Gatten; Maigrets verstorbene Frau war nämlich Geschwisterkind mit der Mutter des Mädchens, um das es sich jetzt handelte. Ich stellte die Frage, mit welchem Recht der Rat sich solches erlaube, und hielt über die ganze Sache eine ernste Rede im Rathaus; doch erreichte ich nichts damit. Dabei wies man uns zurecht, wie gingen in dieser Sache zugunsten Maigrets allzu zudringlich vor. Aber das muss man eben mit manchem andern hinunterschlucken. Das Gute haben wir wenigstens hier, dass, was auch geplant werden mag, die Predigten, wenn sie je gut besucht waren, jetzt sehr gut besucht werden. Wenn es dir einmal passt, uns zu besuchen, so wird uns dein Kommen sehr freuen. Dass du sonst kommst, wenns dir nicht ganz passt, wage ich nicht zu bitten. Bietet sich dir aber die geringste Gelegenheit dazu, so lass sie, bitte, nicht vorbeigehen. Lebwohl, liebster Bruder im Herrn, samt deinem Haus, Christophe, Faton und unsern übrigen Kollegen. Der Herr behüte Euch alle stets und segne Euer frommes Wirken.

8. September [1548].
Dein
Johannes Calvin.

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