Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (157).

Nr. 157 (C. R. – 771)

Calvin, Jean - An Farel in Neuchatel (157).

Weggelassen ist die Gratulation zu glücklichen Erledigung des Neuchateller Pfarrwahlstreits. Sardanapal nennt Calvin König Franz I. von Frankreich.

Politische Nachrichten.

- - Es geht hier beständig das Gerücht um, der Kaiser nahe. Ich halte es für sicher, dass sein Durchzug nicht ohne einen blutigen Zusammenstoß ablaufen würde. Sicher ist auch, dass, selbst wenn unsere Nachbarn [von Bern] uns der Plünderung preisgeben wollten, sie doch ihre Grenzen [und damit auch uns] schützen müssten. Ich weiß freilich nicht, warum unsere Obrigkeit die Fürsorge Berns so rasch verworfen hätte, wenn sie nicht hätte vermeiden wollen, sich in die Knechtschaft Berns zu begeben, um von anderen Herren freizuwerden. Eine unbillige Bedingung ist es, dass man die Bundesgenossen nicht anders zu Verteidigern haben kann, als wenn man sich ihnen zu Knechten verschreibt. In einem hat freilich unsere Obrigkeit gefehlt: ihre Antwort war zu grob. Aber was konnte ich tun? Und doch wendet sich der Hass gegen mich, obwohl ich mit aller Heftigkeit dagegen kämpfte, dass das nicht geschehe. Doch ich will den törichten Reden der Leute den Abschied geben.

Zu anderm komme ich. Mit dem Kartenmacher verfährt man doch recht hart, weil er auch einen Teil des Rates [in seiner Schimpferei] mit mir zusammenbrachte. Nachdem ich zur Genüge das schöne Amt der Milde versehen habe, fange ich nun an, darin zu rasten. Böswillige verübeln mir das. Wenn ich aber Gelegenheit zur Antwort bekomme, kann ich ihnen das Maul schon stopfen. Es soll keiner sagen, es sei mir in dieser Sache auch nur ein unbilliges Wort entfallen. Denn ich habe bei Guten und Schlechten versucht, sein Vergehen gering erscheinen zu lassen.

Wie ich höre, führt das Pariser Gericht nun mit Scheiterhaufen den Krieg gegen Christum. Sicher ist, dass eine ungeheure Menge von Frommen überall gefangen gehalten wird. Indessen träumt Sardanapal inmitten seiner Huren vom Sieg. Der Herr sehe seine Kirche an! Lebwohl, bester Bruder im Herrn, zugleich mit allen Kollegen, die du in meinem und der Brüder Namen angelegentlich grüßen sollst. Christus leite Euch stets mit rechtem Ratschlag und segne, was Ihr Frommes unternehmt.

Genf, 20. Februar 1546.
Dein
Johannes Calvin.

Den vier Bürgermeistern viele Grüße von mir. Dreifach und vierfach segne sie Gott!

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