Brenz, Johannes - Ablainung der Einred auff das gestellt bedencken, ...

Brenz, Johannes - Ablainung der Einred auff das gestellt bedencken, ...

…Ob kaiserliche Majestät In sachen des Evangeliums mög mit gutem gwissen widerstandt gescheen etc.

November 1529.

Die erst einred: Ist zu bedencken, das die K. Mt. wie man weisst und auss allen und sonderlich den Jüngsten der protestirenden Reichs potchaften begegneten Handlungen etc.
Antwort:
Es mag gleich woll kaiserliche Majestät fürnemen sein, das evangelium und «eine anhenger zu dempffen, auch die papistisch missbreuch wider auszurichten, So ist es die warhait, wan die protestierende Stend darein sollten verwilligen, so sie das durch die menschlich mittell Tob gott darzu verlihen werden künten, weren sie vor gott daran -.-huldig etc. Es ist auch ferner die warhait, das sie als Christlich Oberkeit zur abwendung eins sollichen erschrö'ckenlichen grewels leib, leben, land und leut daran setzen sollen etc.
Aber hierin muss fleissig bedacht werden, Erstlich, Ob kaiserliche Majestät ein rechte naturliche weltliche Oberkeit über die protestierende Stend« sey, und ob dieselben Stend recht naturlich underthon gegen kaiserliche Majestät zurechnen seyen. Zum andern, Ob die gegenwere des schwerts ein mittell von gott den underthon verlyhen sey, darmit die unbilliche verfolgung des Evangeliums irer Oberkeit abzuwenden. Zum dritten, Ob der underthon leiden und gedulden sey ein Süntliche verwilligung der unbilligkeit von irer Oberkeit auffgedrungen. Dann, so in disen fragen ein gruntlicher bscheid erholet wurt, schon die erst einred, auch zum teill die ander verantwort und abgeleint sein.

Zum ersten, So ist es gwiss, Nach dem Keyser Karolus mit einer geptirende ordnung von den Churfürsten des Römischen Reichs zu dem keyserthum erwellt und bestetigt ist, das sein Mt. ein rechte natürliche und gottliche Oberkeit über alle glider des Römischen Reichs eye. Dann die ordnung der Chur und wall eins Römischen keyser« ist wie andere weltlich billich satzung ein ordnung gottis. Daramb, welcher mit diser ordnung zum keyserthum erwellt und beruft wurdt, der kan uud mag sich billich darfür hallten und rümen, das er von gott selbs erwellt und berufft sey. In welchem berufif er auch so lang bleibend erkent soll werden, biss er durch got selbs gestürtzt oder durch die gewonlich ordnung der Churfursten, so in erwelet, abgesetzt wurdt.
So ist es auch gwiss, das die protestierende Stend als glider des Römischen reichs kaiserliche Majestät underthon seyen. Dan in dem sie offentlich kaiserliche Majestät als ire naturlich Oberkeit bekennen und aussschreiben, so muss on zweyfell hierauss folgen, das sie naturlich underthon seyen, und so man der Churfursten Titell und überschrifft, deren sie sich eerlich berümen, ansieht, zeigen sie elterlich, das sie des keysers diener und underthon seyen. Einer schreibt sich ein ertzschenck, der ander ein ertzmarschalk, der dritt ein ertzkamerer, der vierdt ein ertzdruchsess: Seyen nit diss namen der dienstbarkeit und underthenigkeit? Zu dem das sie all ir freyheit und Regalia von kaiserliche Majestät besitzen, auch mit den Keyserlichen rechten verfasst seyen. Und was bedarffs viler red: Ich acht, es sey bey meniglich unlauckbar, das alle glider des Römischen Reichs kaiserliche Majestät underthon seyen, und ob woll die Oberkeit des keysers und gehorsam der glider des Reichs in einem verdingten weg mit einander besteen, so nimpt doch dasselb, wie hernach in der ableinung der andern einred folgen wurdt, der schuldigen göttlichen underthenigkeit nichts.

Zum Andern, nachdem erkant, das kaiserliche Majestät die naturlich Oberkeit und die protestierende Stend naturlich underthon seyen, So wurdt fürthin bedacht, ob die gegenwer mit dem sehwert ein billich mittell von gott den underthonen verlyhen und verordnet sey, die ungöttlich verfolgung des Evangelions irer Oberkeit abzuwenden. Und ist hierauff auss der handlung Petri an dem Oelberg ein leichter bescheid zuholen. Dann als man Jesum gweltiglich fieng, zohe Petrus sein schwert auss und schlug des hohenpriesters knecht. Aber Jesus sagt: Steck ein dein schwert an sein ort, Dan wer das schwert nimpt, der soll durchs schwert umkommen. Mit welchen worten unser HERR Christus anzaigt, das er das schwert zur erhalltung des Evangeliums wider den eusserlichen gwallt der Oberkeit zu einem mittell gentzlich nit verordnet hab, bedarff auch desselben schwerts zur beschirmung gar nichts, dweill er den vatter kündt bitten, das er mehr dann zwolff tausendt legion der Engell zur hilff schickte. Ja, spricht man, das exemplum Petri und das wort von Christo zu im gethon gehört allein den Apastolen und underthonen zu. Man muss aber bedencken, das in disem fall alle forsten des Reichs, gegen dem Keyser zurechnen, auch underthon seyen, und haben gegen kaiserliche Majestät kein schwort, Sonder aeyen bloss oagewapnet als alle Apostolen und underthenig Christen. So seyen weh ire underthon, gegen dem keyser zurechnen, nit der Stend des Reichs, sonder des Keysers underthon, Welches hierauss verstanden werden mag, das der Stend underthonen nit schuldig seyen znhallten die gebott, so inen von iren mittelln oberkeiten wider K. Mt. mandata werden auffgelegt, Es were dann, das die gebot des keysers wider gott strebten, alss dann muss man für sich selbs gott mher gehorsam sein dann den menschen.

Und ob woll unser HERR gott den fürsten durch mittell kaiserliche Majestät als durch die ordenlich oberkeit ein schwort gegen iren underthonen zufüren bevolhen hatt, So ists doch nit erlaubt, dasselb schwert zur beschirmung gottlichs worts wider gottis wort zubrauchen. Nun, wan die protestierende Stend das schwert wider kaiserliche Majestät zur beschirmung gottlichs worts füreten, was were das anderst, dann zur behalltung gottlichs worts wider das göttlich wort handlen und zu bschirmung des evangeliums wider des Evapgelii satzung streben. Es leeret ye das göttlich wort, das man der oberkeit nit mit gwallt widerstreben soll, und wer der Oberkeit widerstrebt, der handelt wider die ordnung gottis, welches gebott in gwelltiger bschirmung des Evangeliums gentzlich übertretten wurdt.
Darum dweill unser HERR gott ein tyrannischen keyser nit sturtzt, oder von den Churfürsten nit ordenlich abgesetzt wurd, So mag keiner seiner underthon, er sey gwelltig oder ungweltig, mit gwaltiger gegenwere seinem unbillichem in sachen des Evangelii furnemen auss gutem Christenlichen gwissen begegnen und widerstreben.

Dann soll sollich gwalltig gegenwere mit gutem gwissen von dem underthon gescheen, So muss im vorhin diss wort (Wer das schwert nimpt, das ist unordenlich braucht, der wurdt von dem schwert umkommen, und wer sich wider die gwallt setzt, der widerstrebt gotta ordnung) auffgehaben und nachgelassen sein. Es kan aber an dem underthon nit auffgehaben werden, denn eintweder durch den gwissen wolgegründten sonderlichen bevelch gottis, wie es mit Jehu geschahe, der seinen eigen könig Joram, des underthon er war, erwürgt, oder mit ordenlicher entsetzung des keysers, das er nitt mehr keyser und gemein oberkeit sey. Sonst will es in keinem weg dem underthon vor gott nit gutem gwissen gebüren, sich mit gwalltigem schwerdt, Ja auch gegen dem aller unbillichisten seiner oberkeit fürnemen zuwidersetzen. Das mag man woll an dem könig Saul und David erlernen. Denn Saul ward erstlich von gott durch den propheten Samuel sonderlich on aller menschen wissen zu einem könig erwelet, Hernach wurde er auch offenlich von dem volck israel ordenlich angenommen und bestetigt. Da er sich aber im regiment ungöttlich hielt, beschloss unser HERR gott in des konigreichs zu entsetzen und bevalhe darauff dem Samuel, den David heimlich zu einem könig noch bey leben des Sauls zusalben. Wie giengs nun fürt? Saul lebt in aller bossheit und aller ungehorsam göttlicher gsatze, das er auch wider alle billickeit, gsatze, wort und zusagung gottis den David verfolgt und des lands vertrib, Ja im nach seinem leben tag und nacht stellet und von seiner wegen die priester zu Nobe wider gott, eer und recht erwürget und ire Stadt sampt mannen, weibern, hindern, seugling und was drinnen was verschleifft. Was thett David der erwellt von gott konig darzu? Hett er sich nit mögen vor der wellt mit glimpff schmücken und sagen: Der Saul ist von gott des konigreichs verworffen, So bin ich von demselben allgerad zu dem konigreich gesalbt, darumm will ich mit gwallt seiner greusenlicher unerhörter tyranney weeren. Aber dweill Saul noch nit offenlich von gott gestürtzt, noch ordenlich abgesetzt war, da berürts dem David sein hertz nie mit ernst, das er an den Saul einichen gwallt anlegt, ob er in woll offt in seiner hand hett und mit guten fugen erwürgen künth. Es steet geschriben im Ersten teill Samuels ca. XXIV, wie David also nahe zu dem Saul, der in zu dem todt suchet, in der hüle kam, das er im ein zipffell leyss vom rock abschnitte, und da in seine mithelffer stupffeten, er sollt ein schwert durch den Saul stechen, Sagt er: das lass der HERR ferr von mir sein, das ich das thun sollt und mein hand anlegt an meinen herrn den gsalbten des HERRN, Dann er ist der gsalbt des HERRN. Und hernach ca. 26. Als David widerumm den Saul schlaffend erwischt, und Abisai zu David sprach: Gatt hatt dein feind heut in dein hand bschlossen, So will ich in nun mit dem spiess erstechen, da antwort David: Verderbe in nit, Dann wer will die hand an den gesalbten des HERRN legen und unschuldig bleiben. So war der HERR lebt, wo der HERR nicht in schlecht oder sein zeit kompt, das er sterbe, oder in einen streit ziehe und kumm umm, so lass der HERR ferr von mir sein, das ich mein hand sollt an den gsalbten des HERRN legen.

Dise historia hab ich nach der lenge der ursach halben erzelte, das hierauss verstanden werd, wie keinem underthon, so lang sein oberkeit ein oberkeit bleibt, mit gutem gwissen gebüre, wider sie, Ja in irem aller ungöttlichisten fürnemen gweltiglich zustreben. Dann so David, der doch von gott zu einem zukünfftigen konig in israel besümpt war, nit hat wollen noch dorüen den aller ungöttlichsten könig Saal, der doch von gott verworffen, aber noch nit ausswendig ordenlich entsetzt war, erwürgen oder ertödten, wie sollt es sich dann an einem andern underthon reymen, das schwert wider sein oberkeit zufüren.

Hierauff möcht widerumm ein einred gescheen: Ja es ist ein änderst mit dem Saul und mit dem keyser, Dann Saul verfolgt den David von des konigreichs wegen und besorgt, David würd an sein Statt könig, Aber der keyser verfolgt das wort gottis und das Evangelium, in welchem man niemands, wie in beraubung zeitlicher güter weichen soll. Antwort: Es ist war, Saul verfolgt den David von wegen des konigreichs, Wie aber, wan dem keyser auch dise die fürnembst ursach were, das evangelium zuverfolgen, das er bsorgt den ungehorsam der Reich Stende und dardurch die verlierung des keyserthums, So ist hier zu bedencken, woher doch dem David das konigreich zustünde. Stund es im nit zu auss dem wort gottis und gottlichem zusagen? Darumm da Saul den David verfolgt, eben im selben verfolgt er auch das wort gottis und das Evangelion von dem konigreich, dem David durch gott versprochen, und wollt Saul sollichs Evangelium in seim konigreich zupredigen oder zusagen gentzlich nit gedulden. Ja also zurechnen, so ist der Saul der gröst verfolger des Evangeliums gewesen. Dann von Davide sollt unser HERR Christus geboren werden, von welcher ursach wegen David zu dem konigreich von gott berufft ward, Derhalben in dem so Saul den David verfolgt, so hat er eben im selben unsern HERRN Jesum Christum verfolgt, und zwar das Saul im selben das wort gottis verfolgt hab, bezeugt David selbs im 59. psalm, darin er von der verfolgung des Sauls schreibt sprechend: Sie leeren und sündigen und hemmen sich in irer hoffart und predigen eytell fluchen und widersprechen. Yedoch diss alles unangesehen wollt dennocht der frum redlich und christlich David den.könig Saul nit erwürgen, Sonder geduldt die verfolgung und bevalhe den handell unserm HERRN gott zuvolnstrecken.

Zu dem, So ist die beraubung zeitlicher güter, so wider gottis gesatz von einem tyrannen geschieht, eben als woll unrecht als die beraubung des Evangeliums. Wann dann einem underthon vergönnet werden möcht, seiner Oberkeit von wegen der beraubung des Evangeliums mit gwallt zuwiderstreben, warumm sollt es im nit alsbald in beraubung zeitlicher güter auch erlaubt sein, und dasselb vill mehr. Dann es ist nit müglich, das durch das tyrannische schwert der Oberkeit der glaub, als ein gab gottis, und das evangelium aussgetilckt und undertruckt werden mögen, Ja sie werden durch die tyranney gemehret. Gleich wie das volck israel in Egypten, ye mher es undertruckt ward, ye mehr es auffgewachsen und zugenommen hatt. Man vergleicht es nit unbillich einem Palmenbom, welches zweig, ye mehr sie beschwert werden, ye höher sie über sich streben. Der Christen vergossen blut ist ein Som oder Saat, ye mehr man ir schlachtet, ye mehr ir werden. Aber die zeitlichen güter mögen durch das tyrannisch schwert der oberkeit geraubt werden. So dann keinem underthon gestattet wurdt, wider die keyserliche Oberkeit in beraubung zeitlicher güter mit dem schwerdt zufechten, welche doch durch das schwert mögen genommen werden, vill weniger wurdt es im gestattet in beraubung des Evangeliums oder christenlichs glaubens, der doch durch das schwert, wie anzeigt, nicht kan gweltiglich geraubt werden. Auss disem allem wurdt kuntbar, das das schwert kein billich mittell sein kan oder mag, darmit das Evangelium wider kaiserliche Majestät als ordenliche oberkeit erhallten soll werden.

Zum Dritten wurdt bedacht, ob der underthon leiden und zusehen seye ein süntliche verwilligung in die tyrannische verfolgung des Evangeliums? Wie kan man aber sagen, das ein verfolgung leiden und gedulden sey ein verwilligung? Dann mit diser weiss must der heilig frum Abel in die bossheit und morderey seins bruders Cain, Loth in die verflucht verdampt büberey der Sodomitter, die propheten, Christus, die Apostolen und Marterer in die tyrannische verfolgung des gottlichen worts verwilligt haben, dweill sie all zu mall haben müssen sollich bossheit, büberey und verfolgung von iren widersechern leiden und gedulden müssen. Das sey aber fern von inen zugedencken, will gschweigen zusagen. Es ist woll war, das ein yetlicher, so widerwertigkeit leidet, dasselb mit gedultigem willigem gemuet tragen und leiden soll; Aber diss willig leiden ist- darumm kein verwilligung in die bossheit der widersecher, Wie Christus mit dem backenstreich thett, Er nam in woll williglich auff, Aber er verwilligt nit in den frevel des pfaffenknechts, der im den backenstreich zufüget, Und so Christus sonst spricht, Man soll dem übell nit widerstreben, versteet er nit, das man in die bossheit der widersecher verwilligeu, Sonder das man die widerwertigkeit mit willigem onrachseligem gemüet leiden und tragen and sich selbe nit rechen soll. Dweill nu ein yetlicher schuldig ist, die widerwertigkeit und sonderlich die verfolgung des Evangeliums gedultiglich zutragen, Aber in die bossheit der verfolger nit zuverwilligen, So ist er auch schuldig, sein nit verwilligen, damit ergernuss und gottis verleugnuss verhütet werd, offenlich zubekennen. Es hart aber unser HERR Christus nit das schwert oder gwalltig widerstreben Sonder den mund des menschen zum mittell der bekantnuss eingesetzt. Paulus schreibt: Mit dem hertzen glaubt man zur frumkeit und mit dem mund bekent man zur seligkeit. Er sagt nit: mit dem schwert, Sonder mit dem mund. Dann wa zu der müntlichen bekantnuss auch das schwert in der hand wider die natürlich oberkeit gefüret sollt werden, So were es nichts anderst denn was der mund beckent, das verleugnet die hand und das schwert. Der mundt bekent die warheit göttlichs worts, und die hand gebreucht sich des schwerte wider das göttlich wort, so spricht, Man soll der Oberkeit nit widerstreben. Darumm in der verfolgung einem Christen allein, so vill in disem fall nötig, dise zwey stück zu, Erstlich die müntlich bekentnuss, darmit man die verwilligung in das unrecht ableinet, Zum andern leiden und gedulden, darmit man göttlichem wort, so zuleiden bevolhen hatt, billichen gehorsam beweisst.

Auss disem allem ist nun leichtlich auff die erst einred zuantworten: Ob woll die protestierende Stend von gott dem allmechtigen iren underthon, nit allein zur zeitlichen wolfart, Sonder auch zur ftirdernuss der eer gottis und der armen irer underthonen Seelen heill vorgesetzt und verordnet seyen, So ist in doch in der selben Torsatzung und verordnung nit von gott erlaubt und vergönnet, wider gottis wort zuhandlen und die eer gottis mit einem unrechten verbottenem mittell oder fürnemen zufürdern. Es schreibt Paulus Bo. 3. Man soll nit übels thun, das ein guts darauss erfolge. Nun ists woll war, das es gut ist, die Eer gottis und der armen Seel heill furdern, Aber es ist nit recht noch gut sonder übell gethon, der naturlichen Oberkeit mit gwallt widerstreben, Darumm wurde die Eer gottis und der Seel heill mehr mit demselben unrecht verhindert dann gefürdert.

Zu dem, Ob schon die protestierende Stend die verfolgung gebfirlicher weiss mit offenlicher bekantnuss irs glaubens leiden, So ist doch sollichs leiden kein verwilligung, Sonder ein gehorsam göttlichs worts, welches bevilhet dem übell nit zu widerstreben.

Und so die protestierende Stend durch mittcll von gott verlyhen die verfolgung des Evangelium wenden köndten und nit theten, were es die warheit, das sie ir person halben an der Seel verderbnuss irer underthon schuldig würden und könndten ir gewissen nit erredten. Aber es ist vorhin anzeigt, das unser HERR gott das schwert nit zu einem mittell zur bschirmung seins worts wider die natürlich oberkeit eingesetzt und verordnet hatt, Sonder hatt in seiner göttlichen allmechtigkeit bevor behallten, sein wort und Evangelion on aller menschen gwallt oder schwert zubeschirmen und zuhanthaben, und daneben den glaubigen bevolhen recht zuthun, göttlichen gebotten gehorsam zusein, die warheit offenlich bekennen und alle widerwertigkeit, so der bekantnuss halben zufallen, mit gedultigem gemüet tragen und leiden. Mit disen mitteln, und nit mit dem schwert, hatt die Christenlich kirch angefangen, ist darmit gemehret worden und muss sich auch darmit biss an den Jüngsten tag enden.

Darumm vermöchten villeicht woll die protestierende Stende die verfolgung des Evangeliums mit schwert auss gewallt ein zeitlang wenden, Sie vermögen aber dasselb nymmermehr auss grüntlichem guten gwissen und bstendiger billigkeit thun, und werden derohalben an der Seelen verderbnuss irer underthon gentzlich nit schuldig, ob sie schon mit dem schwert die verfolgung nit abwenden. Da zumall wurden aber die protestierende Stend an der seelen verderbnuss irer underthon schuldig, wan sie die rechten göttlichen mittell, darmit man die verfolgung abwenden möcht, nemlich Billich regiment in iren landen füren, der armen underthonen beschwerd erleichtern, die warheit des Evangelii beckennen, flehen und bitten vor gott, und darnach underthenig ansuchen an kaiserliche Majestät underlassen wollten. Dann dise stuck seyen von gott zum teill gebotten, zum teill erlaubt. Aber der naturlichen Oberkeit mit gwallt widerstreben, ist verbotten und für kein mittell zur erhalltung göttlichs worts verordnet.

Auch sollen, wie in der ersten einred folgt, die protestierende Stend zur abwendung eins sollichen erschrockenlichen grewels ir leib, leben, eer und gut, land und leut nit sparen. Es erfordert auch sollichs unser HERR Gott von allen Christen. Aber da ist zubedencken, wie das (nit sparen) zu versteen sey, und was darzu für ein weiss gefüret soll werden. Man soll Ja von des Evangelii wegen weder leib noch leben, weder eer noch gut, weder land noch leUt sparen, Aber nit auf reuterisch Sonder auff Evangelisch weiss.

Das heisst auff reiterisch nit sparen, wan einer sein leib, leben, hab and gnt an eins andern leib, leben, hab und gut mit widerfechten and widerstreiten setzt, welches, wie vorhin angezeigt, einem underthon gegen seiner naturlichen oberkeit von gott verbotten ist. Das heisst aber auff Evangelisch nit sparen, wan einer ehe gedultiglich oo widerstand gegen seiner oberkeit begibt und verleurt leib, leben, hab und gut, ehe er will Christum und sein heiligs wort begeben und verleugnen.

Und ferrer sollen die protestierende Stend treulich zusamen «etzen und mit ernst dem feind gottis widerstand thun, Ja widerumm auff Evangelisch, nit auff reuterisch weiss. Nun geschieht das trewlich zusamen setzen auff reuterisch weiss, wan man mit gewapneter hand sich zusamen thut der naturlichen oberkeit zuwiderstreben, und dise ist ein auffrürische weiss und einem yetlichen Christen verbotten. Aber auff Evangelisch weiss heisst es einander torew und christenlich lieb beweysen, in einhelliger bekantnuss Christi beharren, dem teuffel, der do ist der recht feind gottis, widerstand thun, die Sünd fliehen und under andern der naturlichen oberkeit nit mit gwallt widerstreben. Dann wan man wollt mit gwallt der Oberkeit widersteen, so hiess es nit mit Christenlichen ernst dem feind gottis widersteen, Sonder dem eingeben des feind gottis, des teuffels, huldigen und verwilligen. Es wurde ye dersclb in sein faust hinein lachen, wan er zurichten kündte, das man von des wort gottis wegen wider das wort gottis handlet und in dem verfechten göttlichs worts das göttlich wort übertrette.

Und obschon das widerfechten von den protestierenden Stenden nit darumm geschee, das sie bey irer zeitlich regierung und weltlicher herligkeit, Sonder ire underthon und derselben kinds kinder mit gottis hilff durch diss mittell der gegenwer bey dem Evangelio bliben, Yedoch So ist zu bedencken, das kein scheinlich gute meinung ein bösen handell oder verbottene thatt gut und gerecht mache. Die Juden verfolgten guter meinung unsern HERRN Christum, und (he Apostolen gedachten, sie theten gott ein dienst daran. Was tagt aber Paulus darzu? Sic eyfern umm gott, aber mit unverstandt. Also ist es fürwar ein gute meinung und ein göttlich eyferig gemüet, das die protestierende Stend nit zeitlich herligkeit, Sonder der underthonen und irer kinds kinder seligkeit ansehen, Aber da ist fleissig achtzuhaben, das der eyfer recht verstendig sey und mit gehorsam göttlicher gebott volnstreckt werde. Dann wan man bedencken will, was von anfang der Christenlichen kirchen die Christen und ire kinds kinder bey dem Evangelio erhallten hab, So findt sich nit die gegenwer oder gwalltig schwert der forsten wider die naturlich oberkeit, Sonder der gehorsam göttlicher gebott, gedultig leiden und blutvergiessung on alles widerstreben. Ja die unwiderstrebisch blutvergiessung, und nit das gweltig schwert, ist durch die gnad gottis ein bewesserung gwesen des garten der Christenlichen kirchen, und gniessen wir, so unserer voreltern kinds kinder seyen, durch die barmhertzigkeit gottis nit des schwerts der vorigen fürsten, Sonder des bluts der Marterer, das wir yetz im Christenlichen Stand begriffen werden. Darummen wan man wöllt mit der gegenwer wider die naturlich Oberkeit den eyfer umm gott volnstrecken, wurde er nit allein unverstentlich, sonder auch nachdem die gegenwer gegen der rechten Oberkeit verbotten ist. ungöttlich und gottis wort ungehorsamlich volnstreckt.

Man bedarff hie nit besorgen, das durch der Protestierende leiden vill armen Seelen zur ewigen verderbnuss gefüret werden, Dann die schefflin gottis kan niemands auss seiner hand reissen. So ist das onwiderstrebisch leiden allwegen der Christenlichen kirch bewesserung und auffürung gewesen, Wie solts dann kommen, das eben yetz das leiden zur verderbnuss der kirchen gedeyen sollt. Es hatt doch die kirch durch das leiden der Apostolen und marterer also gar nicht abgenommen, das sie dardurch ye lenger ye mehr zuname. So dann die kirch durch das leiden schlechter ellender leut, so vor der wellt gerings ansehens gwesen, gebessert und zugenommen hatt, vill mehr wurd sie gebessert und gemehret, wan ein herlicher dapfferer fürst, so in der wellt gross ansehens ist, von des Evangelii wegen alle widerwertigkeit williglich und demütiglich on widerstreben erlitte, Und wie, wan durch die gegenwer den underthonen mehr entholffen dann geholffen wurd. Es geht ye gemeinlich also zu, was man mit unrechtem unbillichen mittell fürkommen will, das man allererst dareinfalle. Widerstreben gegen der naturlichen Oberkeit ist ein unrecht mittell, Wann man nun darmit wöllt die underthon bey dem Evangelio behallten, wurden sie on zweyffell nach dem allten urteill gottis dasselb verlieren und drumm kommen, wie es geschrieben steet: Was der gottloss (das ist der ungehorsam gottlichs bevelchs, der sich unbillicher mittell, etwas billichs zu erhallten, underfahet) förchtet, das gedeyet im über sein haubt.

Auch seyen allen christlichen Regierer die zween Mose und David billich für ein vorbild und exemplar furgesetzt, welche ir leben für ir volck darzustrecken willig und bereit gwesen seyen. Es steet aber nit geschriben, das sie sich von ires volcks wegen on sonderlichen bevelch gottis wider ire naturlich oberkeit gwallriglich gesperret haben. Es hatt woll Mose (der doch vor dem beruff gottis sein volck israel verliess und flohe auss Egypten gen Midian, daselbst der schaff hütend) dem könig Pharaoni das volck israel entfüret, er hats aber nit.mit dem schwert thon, so hatt ers auch nit on Sonderlichen wunderbarlichen bevelh gottis gethon.

Haben nun die protestierende Stend ein Sonderlichen bevelch gottis, ausserhalb der gmeinen gebott, So seyen sie schuldig, denselben mit wunderwercken, wie Mose, anzuzeigen, und grüntlich, darmit man im gwisslich glauben geben künd, zubezeugen, Wo nit, müssen sie bleiben in dem gemein gebott, Man soll der naturlichen oberkeit nit mit gwallt widerstreben. So war David, wie vorhin anzeygt, auch bey leben des Sauls zu einem könig erwelet und musst doch sehen, hören und leiden, das Saul mit dem volck israel tyrannisch umgieng, yedoch wollt er sein hand an dem gsalbten des HERRN, das ist an der ordenlichen göttlichen Oberkeit nit verbrennen.

Und ist war, das sie beyde Mose und David ir leben für ir underthon darzustrecken willig gwesen seyen, haben aber dasselb nit in ungehorsam göttlicher gebott, Sonder in derselben gehorsam gethon, Also sollen die protestierende Stend auch ir leben für ir underthon zusetzen bereit sein, Ja in gehorsam und halltung göttlicher gebott und nit in ungehorsam derselben, under welchen auch eins ist, Man soll der naturlichen Oberkeit nit mit gwallt widerstreben. Dann, So man den underthonen nit anderst dann mit ungehorsam göttlichs wort helffen kan, So muss man sie unserm HERRN gott bevelhen und gott gehorsam sein. Also acht ich, eye die erst einred gnugsam verantwort.

Die Ander Einrede. Zu dem so ist die kaiserliche Majestät die protestirende reichstend bey gleich und recht bleiben zu lassen etc. Antwort. Ich will zulassen, dass kaiserliche Majestät hab globt und gschworn, die Stend bey Recht und billickeit bleiben zulassen, und stehe mit den protestierenden in einem verdingten wege. Was ist darmit erfochten? Soll der verdingt weg so vill mitbringen, da» sein K. Mt. recht thun soll, und so ferr sie das thut, sollen die Stend ir gehorsam leisten, Wo aber ir Mt. die pflicht überschreit, seyen die Stend im nit zum unbillichen verpflicht und mögen derohalben seiner Mt. mit gewallt widerstreben? Das sey ferr, und mag auch nit bewert werden. Es ist woll war, das der keyser soll recht thun, und man im in demselben gehorsam zuleisten schuldig ist, Auch wo s. Mt. die pflicht überschreit, So seyen woll die Stend im nit verpflicht, etwas unbillichs wider unsern HERRN gott mit der thatt zuthun, aber sie seyen vor gott verpflicht, von kaiserliche Majestät als von der naturlichen Oberkeit unbilligkeit zuleiden und on gweltig gegenwer zu dulden. Unrecht thun und unrecht leiden ist zweyerley, Niemands soll unrecht thun, es gebiets keyser oder fürst, aber unrecht on gwaltig gegenwer leiden steet allen underthenigen Christen zu, under welchen die protestierende Stend gegen kaiserliche Majestät zu rechnen begriffen werden.

Dann, so diss bestünde, dass ein underthon, dem ein Oberkeit zur billigkeit verpflicht ist, auss der pflicht der underthenigkeit erlösst würde, und möcht mit gewallt widerstand thun, wan sein Oberkeit ir pflicht überschritte, was wurde es für ein seltzams auffrürigs wesen in dem reich! Steen doch alle Oberkeit mitt iren underthonen in einem geding, nemlich sie bey recht und billicheit zu beschirmen, und werden auch keiner andern meinung von gott verordnet oder von den underthonen zur Oberkeit angenomen. So höre ich woll nach diser einred meinung, wan der fürst ein unbilliche oder unverdingte schatzung auff die bauren legt, die bauren hetten gut fug. und recht, sich mit gwaltiger hand darwider zu legen! Das sey ferr! Oder wöllen die protestierenden Stend allein söllich meinung haben gegen dem keyser, Und sollten es ire und«rthon, denen sie eben als woll als inen der keyser verpflicht seyen, gegen inen nit haben? Das were sehr unbillich. Dann, ob woll die pflicht der andern oberkeit gegen iren underthonen nit allwegen ausstrücklich mit den worten geschieht, So tregt doch das ampt der Oberkeit und die pflicht, so ein Oberkeit unserm HERRN gott schuldig ist, gewisslich auff im, das sie die underthon recht und billich regieren wöll. Wan dann den protestierenden Stenden ir gehorsam sollt auffgehaben werden, so ein keyser sich gegen inen nit recht und göttlich hiellt, wurde on zweyfell auch der protestierenden underthon gehorsam auffgehaben, und möchten sich mit gewallt erweeren, so sie yergends ein unverdingte schatzung oder dienstbarkeit auff sie schliegen.

Aber es hatt weit ein andere gstallt mit diser handlung. Dann, so gleich gegen gleich ein pflichtig geding miteinander annemen, ist es woll war, so die ein partey das geding übertritt, ist die ander Ton ir pflicht erlösst, Dweill das selb geding nit auss nodt der gebott gottis, Sonder auss wilkor der menschen auff beiden seyten angefangen ist. Aber, So ein Oberkeit mit iren underthonen, wie kaiserliche Majestät mit den Stenden des reichs ein geding auffnimpt, ob woll die Oberkeit dasselb durch tyranney übertritt, So gebüret es doch nit einem Christenlichen underthon auss gehorsam zu weichen und ir Oberkeit mit gwallt zu widerstreben, dweill in disem Fall tu dem wilkörlichen anfang des gedings auch gottis gebott kümpt, der do dem underthonen gebeut, der Oberkeit gehorsam zu sein, wan schon kein geding auffgericht worden wer. Und will sich yc nit reymen, wan der keyser unrecht thett, das die Stend auch darumm wollten unrecht thun, welches ist, der Oberkeit mit gewallt widerstreben.

Ey, spricht man, sollen aber die Reich Stende alle unbilligkeit von einem keyser leyden und nichts tsettlichs dargegen handlen? Antwort, Die Stend des Reichs, denen es gebüret, mögen woll mit der thatt der absetzung gegen einem unbillichem unchristenlichen keyser handelln und in nach seiner gebür und ordnung von dem keyserlichen gewallt absetzen. All weill aber er von den Stenden des Reichs oder irem grösten teill, so ein keyser zu welen und zu entsetzen haben, geduldt wurdt, So ist man vor gott schuldig seiner tyranney mit keinem gwallt zu begegnen, Sondern von im gwallt und unbillickeit christlich zu leiden. Es warden auch die könig in israel mit einem sollichen geding, das sie wollten sich hallten und regieren nach dem gsatzbuch, So inen zu wortzeichen in der zeit der krönung in die hand gegeben ward, wie geschriben ist den 17. und 4 Reg. 11. zu dem konigreich zugelassen. Nichts desterweniger must die herschafft und das volck ire tyranney leiden, und kündten dieselb mit gutem gwissen on sonderlichen bevelch gottis nit mit gwerter hand erlegen, auch welcher on sonderlich wort gottis ein tyrannischen abgottischen könig erwürgt, wurde nichts destminder als ein auffrürer und mörder verurteillt.

Hierzu dient das recht eines königs, so von dem propheten Samuel dem volck israel fürgetragen wurdt, also sprechendt: Das wurdt eins königs recht sein, der über euch herschen wurdt, Ewere besten ecker, weinberg und olgarten wurdt er nemen und seinen knechten geben etc. Welches Samuel dem volck erzelet, und nent es des königs recht, nit das einem frummen gotseligen königen also zuthun und zu handeln gebüre, sonder das hiemit dem volck werd anzeigt, wan sie ye ein könig haben wollten, und er tyrannisch mit in lebte, so müsten sie die tyranney von im gedulden und dörfften im mit gwallt nit widerstehn, Ja müsten eben under der tyranney leben, als hett der könig gut fug und recht darzu. Darumen sollten sie eintweder keins königs begeren oder sich in die tyranney gedultiglich begeben. Also möcht man auch in disem Fall sprechen: Eintweder kein keyser, Oder, so uns gott ein keyser geben hatt, desselben unbillich fürnemen nit mit gwallt widerstreben. Dann ob woll ein keyser, als villeicht ein unchrist, der fürnemsten ursach, darumm er erwellt, vergisst, so sollen doch die protestierende Stend, als die rechten Christen, ires göttlichen gehorsams und underthenigkeit, Ja ires verpflichten und schuldigen leidens nit vergessen.

Und ob schon die protestierende Stend in disem fall gwiss seyen, das sie auff der rechten ban des glaubens und kaiserliche Majestät auff der unrechten wandell, So sollen doch die Stend auff derselben rechten ban nit zu vill auff die recht noch zu vil auff die linck seiten weichen, wie es im gsatz gschriben steet, sonder auff der rechten stragsen ban verharren. Das heisst nun zu vill auff die linck seiten weichen, wan man wollt der kaiserliche Majestät von des Evangelii wegen mit gewerter hand widerstehen, Zu vill auff die linck seiten weichen, heisst gantz still schweigen und die wahrheit des Evangelii nit offenlich bekennen. Aber auf der rechten stragsen ban verharren heisst, frey offenlich das evangelium und Christum verjehen, auch on gwalltige gegenwere, ehe im leib und leben, land und lewt nemen lassen, ehe man Christum und seins worts verleugne. Demnach seyen woll die protestirende Stend mit dem glauben und bekennen des Evangeliums auff der rechten ban, Aber wan sie über das gweltigen widerstandt irer naturlichen Oberkeit thun wollten, wurden sie von der rechten ban auff die unrechten springen. Ich gib auch zu, das diss ein sach sey, die kein eusserlich weltlich polizey, sonder das innerlich und ewig, das kaiserliche Majestät nit geben kan, betreffe, und darjn die protestierende Stend kaiserliche Majestät gehorsam zu leisten nit schuldig seyen, nach dem man in göttlichen sachen gott mehr soll gehorsam sein dann dem menschen. Aber darauss zu beschliessen, das die Stend auss gutem gwissen kaiserliche Majestät mit der gweltigen gegenwer widerstreben mögen, ist fürwar das beyhell zu weit geworffen. Dann man muss Ja in göttlichen sachen nit den menschen, sonder unserem HERRN gott allein gehorsam tön, man muss aber hierjn fleissig acht haben, das nit in dem ungehorsam, Bo man einem menschen beweisst, auch ein ungehorsam göttlich« worte begangen werd. Man soll freilich mehr gott dann dem menschen gehorsam leisten, aber also, das man im selben in gehorsam gottis bleibe. Sollten nun die protestierten Stend kaiserliche Majestät gweltiglich widersteen, so wurden sie also dem menschen ungehorsam, das sie auch im selben unserm HERRN gott ungehorsam weren, der do verpotten hatt, man soll der oberkeit mit gwallt nit widerstreben. Es ist zweyerley, Nit gehorsam sein, und mit gwallt widerstreben. In ungöttlichen gebotten dem menschen nit gehorsam leisten, gehört allen Christen zu. Aber wider kaiserliche Majestät als naturlich oberkeit gweltig streiten, ist allen Christen hohes und niederns Stands verbotten. Darumm, so geschriben steet, Man soll gott mehr gehorsam sein dann dem menschen, Soll es nit also verstanden werden, das man dem menschen, so in der Oberkeit und Maiestet sitzt, mit gwalltiger gegenwer widerstande, Sonder das man mit williger gehorsam göttlichem wort nachkomme, und darob on alle gegenwer gedultiglich leide alles übels, so in der wellt zugefügt werden mag.

Weiter lass ich zu, das kaiserliche Majestät weder in hohen weltlichen lachen noch in ordnungen des Evangeliums on verwilligung der Stend des Reichs enderung oder newe satzung fürzunemen kein -'wallt und macht habe. Man redt aber yetz nit von dem ordenlichen gwallt des keysers, auss welches vermügen er auch den geringsten acker einem bawer gweltiglich wider billikeit zunemen oder im ein hünlein wider Recht zu scheichen nit macht hatt, sonder man setzt es also, das kaiserliche Majestät ein unbillich, ungöttlich und tyrannisch fürnemen hab, und der mehrer teill der Stend des Reichs bewilligen darein und lassen den keyser nit allein ein keyser bleiben, Sonder helffen im auch zu seinem fürnemen, So seyen die protestierende aus vermüg göttliche und christlichs glaubens schuldig, das sie der tyraney des keysers nit widerstreben, Sonder dieselb, wie Christen gebäret, mit geduldt und bekantnuss ires glaubens on gwelltig gegenwer tragen und leiden. Und das hie auss den gepotten Pauli und der Apostelen, so sie vom gehorsam der underthon gegen der Oberkeit schreiben, ein anderst zu unsern dann zu iren zeiten gemacht will werden, hatt gute kein schein noch ansehen. Dann ob woll zur selben zeit nit erbangeborn fürsten, Sonder schlecht landpfleger gwesen seyen, wu nimpt aber dasselb dem gebott der gehorsam? Die yetzigen fürsten seyen dennocht kaiserliche Majestät underthon. Wan das erbeigenthum sollt der underthenigkeit gegen der Oberkeit etwas nemmen und enziehen, so hetten die erbangeborn fürsten fug und recht, dem keyser, der ausserhalb des Evangeliums inen ir land unbillich einnemen wollt, gweltiglich zu widerstreben. So dann sie umm kein zeitlichs dem keyser mit gutem gwissen gweltigen widerstand thun könden, vill weniger könden sie mit gutem gewissen um das ewig widerfechten, dweill doch der keyser das ewig nit nemen kan, und unser HERR gott verbotten hatt, für sein Son Christum oder für das evangelium mit dem schwert wider die Oberkeit zu streiten. Und wan das erbeigenthum die fürsten dem gehorsam des keysers enzöge, so must freilich auch das erbeigenthum eins fürsten underthon denselben auss dem gehorsam des fürsten enziehen, und weren dise allein des fürsten rechte underthon, so in seinem land die güter von im ein zeitlang bstanden hetten, und die andern, so ir güter ererbt, weren nit recht underthon. Was aber dises für ein ordnung mit sich bringen wurdt, kan ein yetlicher woll ermessen.

Auch, ob woll yetz den fürsten der underthon Seel heill bevolhen ist, bewert es doch nit, das darumm ein fürst sollt der naturlichen Oberkeit gwelltiglich widerstreben. Dann der underthon Seel heill ist yetz den fürsten nit weltlich ampts oder schwerts, Sondern dweill sie die fürsten Christen seyen, Christenlicher lieb halben bevolhen. Es hatt in ye kaiserliche Majestät das land nit als Apostolen oder predigern, Sonder als weltlich Regierern eingeben. Nach dem sie aber bey der weltlichen herligkeit auch Christen seyen, werden sie auss Christenlicher lieb, so man gegen dem nechsten Christen üben soll, schuldig, der Seelen heill mit allen stücken, so in ir macht und gwallt steen, zu fürdern. Nun steet nit in der fürsten ordentlichem gwallt, das sie wider den keyser als ir naturlich Oberkeit streiten sollen, Darumm ists inen ungebürlich, mit diesem stück, das ist mit dem schwert fur die underthon wider kaiserliche Majestät zu fechten. Aber sonst seyen sie, wie ander Christen, mit bekennen, radten, fürstrecken, flehen und bitten vor gott und k. M. auss vermüg Christenlicher lieb zu helffen schuldig und pflichtig.

Man soll auch nit gedencken, das die gebott Pauli und anderen Apostolen von dem gehorsam der underthon allein auff die Sonder person und nit auff die fürsten gericht seyen, Dann wann die fürsten den keyser ansehen, seyen sie eben als woll underthon, als die Sondere person, wie dann die fürsten selbs den keyser für ir oberkeit, wie vorhin anzeigt, erckennen. Demnach müssen sie auch in den sprüchen, den underthonen gegeben, gegen dem keyser zu rechnen, begriffen sein.

Darumm, ob es woll mit den protestierenden Stenden die gstallt halt, das sie billich auss schuldiger Christenlicher pflicht iren armen underthonen und derselben kinds kinder Seelen heill, auch mit irem «elbs nachteill und schaden suchen sollen, darzu die kaiserliche Majestät sie in di&en sachen, das evangelion belangend, kein unbillich beschwerung auffznlegen, zu überziehen und zu entsetzen macht hatt, noch sie, die vilgenante Stend, irer Mt. dorin gehorsam zu leisten verpflicht, Aach sie ire underthon vor unrechtem gwallt zubeschirmen schuldig, und will setzen, dise verfolgung sey gleich die höchst und gröst unrecht gwallt an leib und Seel, Ja auch die Jhenigen, so sich des understeen, seyen erger dann der Turck, — Yedoch, so gebüret es auss obangezeigten ursachen keinem Stand des Reichs, keyserlicher Mt. als der naturlichen, ordenlichen und göttlichen Oberkeit mit gwelltigem Schwerdt zu widerstreben. Dann, es steet geschriben, Wer sich wider sein Oberkeit mit gwalltiger gegenwer »etat, der widerstrebt gottis ordnung.

Und ob es woll wider den turcken, als wider ein strassreuber, zu streiten erlaubt ist, So ist es doch wider kaiserliche Majestät, wann sie schon (da unser HERR gott gnediglich vor sey) ein duppelter turck were, zu thnn nit erlaubt, angesehen, das nit der turck, Sonder kaiserliche Majestät unser naturlich, göttlich und ordenliche Oberkeit, warhafftig erwellt, bestetigt und angenommen ist.

Quelle: Brenz, Johannes - Anecdota Brentiana

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