Beck, Johann Tobias - Der wahre Haus-Segen.

Beck, Johann Tobias - Der wahre Haus-Segen.

Zur Trauung Herrn Pfarrers B. in B.

Apostelgeschichte 16, 31.
Glaube an den HErrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig.

Eingangsgebet.

HErr unser Gott, von Dir haben wir Alle das Leben, und unsre Tage stehen in Deiner Hand; Du trägst uns Alle von Kindheit an und bauest uns Häuser, darin wir wohnen können; Du bist der rechte Vater und HErr über Eltern und Kinder, knüpfst Ehen zusammen und lösest sie wieder. Sey mitten unter uns in dieser Stunde, da wir vor Dein Angesicht kommen, in Deinem Namen einen Ehebund zu heiligen und zu segnen. Wir mögen nichts von uns selber thun, daß es wohlgethan kann heißen, Du heiligest uns denn in Deiner Wahrheit und bescheerest uns den Segen Deiner Liebe; Dein Wort ist die Wahrheit, ist das kündlich große Geheimniß Deiner Liebe, darin Du uns segnest mit geistlichem Segen in himmlischen Gütern. - HErr! Wir suchen Dein Wort; laß uns schmecken seine Kräfte, und bereite unsre Herzen, zu hören und zu empfangen von Dir Gaben des Lebens! Gib Jedem von uns sein gebührendes Theil, daß Keines leer von Dir gehe, und schaffe in uns das Wollen und das Vollbringen nach dem Reichthum Deiner Gnade in Christo Jesu! Amen.

Predigt

Von Kindheit an dichtet und trachtet das menschliche Herz gar mancherlei, hat nie satt und wird nicht satt, und das ist ein Beweis, daß das Menschenherz nicht selig ist. Gott ist der allein Selige, der ruhet in dieser unruhigen Welt, und in seiner Ruhe wirkt Er doch größere Dinge, als wir Alle mit unserm Sorgen und Rennen. Einzukommen in Gottes Ruhe wäre denn der geradeste Weg zur Seligkeit für das menschliche Herz; allein den geraden Weg zu gehen, ist uns nicht eigen; wir versuchen uns erst in allerlei Umwegen, der Eine mehr, der Andere weniger, meynend, so soll es uns wohl werden, und ein ander Mal so wieder, und immer, wenn wir eine Zeitlang das vermeyntliche Glück genossen haben, finden wir keine Genüge mehr darin und allerlei Bitterkeit, legen uns abermals auf das Sehnen und Suchen, laufen uns müde und matt, daß wir am Ende ausrufen: HErr, es ist genug - so nimm nun meine Seele von mir!

Daß es einen solchen Umlauf nimmt mit den kindlichen Bildern und jugendlichen Anschlägen und den männlichen Gedanken des Menschenherzens, daß sein jeweiliger Schatz so wenig Dauer und Kraft habe, das glaubt der Mensch schwer, am ungernsten, wenn er gerade ein neues Glück zu genießen anfängt; eine neue Sonne scheint da an unserm Himmel aufzugehen, und was Geringeres versprechen wir uns davon, als das Beste für immer, als wollt' und sollt' es nimmer Abend und Nacht werden. Und doch, damit wir nicht Träumer werden am hellen Tage, dürfen wir auf solchem schönen Sonnenschein im Leben unser Angesicht nicht ruhen und haften lassen, sondern wie der Prediger spricht: (K. 4, V. 7.) ich wandte mich und sah die Eitelkeit unter der Sonne; ich sah (3, 10 f. 14.) die Mühe, die Gott den Menschen gegeben hat, daß sie darinnen gebeugt werden; Er aber thut alles sein zu seiner Zeit, und was Gott thut, das besteht immer, man kann nichts dazuthun noch abthun, und solches thut Gott, daß man sich vor Ihm fürchten soll - so müssen auch wir, wenn wir klug sind, mitten in den schönsten Aussichten uns wenden und sehen auf die Eitelkeit und Mühe, die jeder Tag auf Erden, auch der sonnigste und wonnigste, in seinem Schooß oder Gefolge hat, damit wir Gott fürchten und bei Ihm das Beständige und Ewige als den ächten Lebensschatz suchen und gewinnen.

So ist's nun auch mit den Ehen der Menschen. - Die schon lange in der Ehe leben, die wissen wohl, wie viel Eitelkeit und Mühe darin sich zu schmecken gibt, ob auch von Anfang an mit dem äußerlichen Zugehör auf's beste es bestellt war; bei Manchen sogar geht es so weit, daß Ehe und Wehe ihnen gleichbedeutend ist. Das Gegentheil bei Solchen, die erst auf der Schwelle der Ehe stehen, und durch ihre Herzen zusammengeführt wurden; was ist da natürlicher und gewöhnlicher, als daß man einen Himmel sich bei einander verspricht, und die Tage des ehelichen Zusammenlebens malt man als selige Tage in den schönsten Bildern sich aus. Aber, wie? meine Freunde! ist nicht die selige Freude, die ein Menschenherz dem andern bereitet, eben so wandelbar und eitel, als des Herzens eigene Stimmung und Bewegung? Das treueste Herz kann die Anfechtungen nicht abwehren, die von außen und innen sich erheben, und die Blumen, die wir mit unsrer Liebe einander auf den Weg streuen, haben so wenig eine ewige Blüthe, wie die auf dem Felde. Alle Fleischesherrlichkeit, auch die natürliche Liebesherrlichkeit, blühet nur eine Zeitlang, dann dorrt und verwelkt sie.

Wozu aber, Geliebte, so ernste Erinnerungen gerade heute? - Damit unsre Rede und Feier mit dem heiligen Salz gewürzet sey! Wir sind vergeßliche, sind so leicht verführbare Wesen, hängen uns schnell an die Lust des Augenblicks und werden gefangen vom Schein, gerathen unvermerkt in Weltsinn und verlieren den Ernst der Ewigkeit aus dem Herzen, namentlich wenn unser äußeres Leben eine Aenderung erleidet, und diese Aenderung so ganz nach unserm Wunsche ist. Darum gilt es bei solchen Wendepunkten des Lebens vor allem, daß wir an den einfachsten Wahrheiten, an denen für alle Menschen das Leben hängt, durchaus nicht in hohem Fluge vorüberfahren, sondern demüthig sie hervorsuchen und im Herzen bewegen. Was greift aber tiefer ein in unser inneres und äußeres Leben, als die Ehe? Welch' entscheidender Wurf geschieht da für Zeit und Ewigkeit! Und was wissen wir kurzsichtigen Menschen, welche Höhe und Tiefe, Breite und Länge von Erlebnissen und Begegnissen, welch' eine Summe von Leid und Freud' daraus wird hervorkommen? - So stehen nun hier zwei uns theure Seelen am Eingang in diese gewichtige Lebensbahn; wir freuen uns, und sie selbst am meisten mögen sich freuen in Danksagung gegen den HErrn, daß Er bis hieher sie geführt hat, und Beide in einander sich beglückt finden. Daß aber dieß äußere und innere Glück, das Eines dem Andern in seiner eigenen Person entgegenbringt, ihre Ehe noch zu keiner seligen Ehe macht, das darf von uns über der Freude an einander nie und nimmer vergessen werden; selige Ehen macht noch nicht der gute Name und Ruhm des Mannes und der Frau, sondern nur jener Eine Name, in welchem Mann und Frau für sich und zusammen allein Beseligung finden, Jesus Christus. Wo zwei in Seinem Namensich sammeln und einigen, da ist Er mitten inne, und wo Er ist, da ist Gnade vor Gott und Menschen, und Friede, den die Welt nicht nehmen kann; da wohnt Gottes Wort nicht als todter Buchstabe, sondern als Geist und Leben, und gibt Kräfte der zukünftigen Welt zu schmecken; da lehrt und treibt und ruht sein heiliger Geist und bildet Menschen Gottes, Erstlinge der Creaturen, Erben des ewigen Lebens. Glaube Mann, glaube Frau an den HErrn Jesum Christum, so wirst du und dein Haus selig! -

Dieß ist der Schlüssel zu einem ewigen Haus- und Ehesegen! Und daß Ihr, diesen allerheiligsten Glauben in Euch wohnen habt, daran habt Ihr den ächten, unvergänglichen Mahlschatz für Eure Ehe; darum haltet, was Ihr habt, und wartet sein (1 Tim. 4, 13.), so wird Glaube und Seligkeit in Euch und um Euch gewiß nicht abnehmen, sondern zunehmen; was Euch begegnet, ob es um Traurigkeit sey oder Freude, wird nicht Eure Seele beschädigen, sondern immer weiter in's Gute Euch hineinfördern (Röm. 8, 28.); wird eine immer neue Berufung des himmlischen Vaters an Euer Herz sein, daß Ihr immer rechtschaffener werdet in dem HErrn Jesus Christus und seliger in Ihm, seines herrlichen Lebens immer mehr theilhaftig im heiligen Geist. Es warten manche gute Tage auf Euch, das ist gewiß, meine Geliebten; denn unser Vater im Himmel ist gütig und freundlich, thut uns viel Gutes und erquicket die Herzen mit Freude. Der Ungläubige und Kleingläubige erkennt das nicht, fühlt nur die Bürde der Haushaltung, oder beschwert sich das Herz auch mit dem Genusse und mit dem Gewinn, und wird des HErrn nicht froh, in dem wir leben, weben und sind. Wählet das beste Theil, meine Theuren, immer neu mit jedem neuen Tag: Glauben an Gott und an den HErrn Jesum Christum! Dann dürft Ihr sehen und schmecken, wie freundlich der HErr ist; und wo Ihr guter Dinge seyd am guten Tag, lernet Ihr danksagen dem Vater durch Jesum Christum, durch den Er das Gute Euch gibt, lernet durch Ihn auch das Herz heiligen und immer wieder reinigen in Buße, daß es in guten Stunden nicht leichtsinnig der Sünde Raum gibt und ihre Unsauberkeit ansetzen läßt. Die bösen Stunden und Tage werden darum nicht ausbleiben; denn durch Trübsale müssen wir eingehen in Gottes Reich, durch Züchtigung muß unsre harte Natur gebeugt und erzogen werden, durch Schärfe muß unser Leben in seinen Auswüchsen beschnitten, durch Feuer unser noch mit vielem Untauglichen gemischter Glaube geläutert werden. Darum schafft der treue Gott, der uns nicht nur eine Weile will fröhlich haben unter diesem Sonnenlicht, sondern uns erlösen von allem uns anklebenden Uebel und tüchtig machen zum Erbtheil der Heiligen im Licht - Er schafft neben dem guten auch den bösen Tag, und so Ihr seine Glaubensjünger bleibt, so lernet Ihr gewiß den bösen Tag auch für gut nehmen, lernet im Hunger und Durst der Seele auch die Brosamen der göttlichen Gnade und Erquickung theuer zu Rath halten, und dürfet im Ausgang jeder Züchtigung mit allen Heiligen von Herzen sprechen: ich danke Dir Gott, daß Du mich gedemüthigt hast! Dein Wort ist mir theurer und nutzreicher worden, als viele Zentner Gold, und Deine Gnade hat mir in den Tagen der Trübsal größeres Heil bereitet, als ein Jahrhundert der weltlichen Wonnetage mir geben kann.

Haltet im Gedächtniß Jesum Christum, meine Geliebten, daß Er Euch erniedrigen und erhöhen könne, schelten und trösten, Buße und Vergebung, Gericht und Erlösung, Beschneidung und Heiligung in Euch schaffen; habt Glauben an Ihn, daß Ihr mit Ihm sterbet und lebet, leidet und herrschet; daß Ihr Ihn liebet, und durch Ihn den Vater liebet, und die Brüder liebet und Euch untereinander liebet! Habt Glauben bei Euch, dann habt Ihr auch Salz bei Euch, und könnet die rechte Würze und Kraft in Alles bringen, was auch alltäglicher Art in und außer dem Hause Euch unter die Hand kommt, daß es nicht schaal und reizlos, gewohnheitsmäßig und verdrossen genommen und getrieben wird, oder gar faulicht wird. - Menschliche Gefühlsschwärmerei, selbstgemachte Phantasieen und Ideale haben eben das an sich, daß gerade, was täglich im häuslichen und Berufs-Leben wiederkehrt, daß das Kleine und Gewöhnliche, das den größten Theil unsrer Zeit ausfüllt, bald dem Menschen gemein und verächtlich wird, ihn abspannt und anekelt, und daraus kommt üble Laune, Lieblosigkeit, Groll, Hader und allerlei Unordnung in und außer dem Hause; da ist dem Herzen nimmer wohl bei Frau und Kind, im ordentlichen Beruf und Tagewerk, und manche unzufriedene Ehen, zerrüttete Haushaltungen, wüste Abwege haben oft nur darin ihren Grund, daß die Leute das wahre Lebenssalz nicht bei sich haben, oder das Salz dumm geworden ist. Davor bewahrt, und wenn es je und je ansetzen will, heilt Euch davon der Glaube; er kann und wird Euch treiben und lehren, im Geiste Eures Gemüths täglich Euch zu erneuern und zu erfrischen ans dem Schatz jener Worte, welche Geist und Leben sind, und die nicht hochfahren, daß sie den Sinn aufblähen, sondern im Kleinen lehren sie treu sein, in das Alltägliche kleiden sie ihre ewigen, himmelskräftigen Wahrheiten ein, als in ein Gleichniß, daß sie auch in den gewöhnlichen Geschäften und Vorkommnissen uns begleiten, oder sich uns in Erinnerung bringen und nahe legen. Nicht, als ob es im Glaubenslauf immerdar im gleichen Feuer fortginge, und nicht auch da die Seele oft Ekel empfände an dem, was um sie her ist. -

Nein! Es gibt Zeiten, wo der Fromme muß klagen: „meine Kräfte sind vertrocknet, wie eine Scherbe, und Du legest mich in des Todes Staub!“ (Ps. 22, 16.) Aber das sind nur Uebungsstunden, Reinigungstage; und da eben zeigt sich, was für ein Unterschied sey zwischen dem, der Glauben hat, und dem, der ihn nicht hat; dieser stößt sich und läuft immer weiter weg von Gott in eitle Gedanken und Wege hinein; dagegen der Gläubige macht sich in den Stunden der Schwachheit nur um so näher an seinen Gott und Heiland, ruft nach Ihm, wie ein Hirsch nach frischem Wasser, spurt der Kraft nach in Seinem Wort, und gewinnt neue Aufschlüsse der beseligenden Wahrheit, neue Erweckungen und Kräftigungen, neue Feuerfunken des Geistes, daß das Herz ihm brennt, und er sich wieder aufschwingt wie ein junger Adler. Wohl Euch, die Ihr Lust habt zu den Zeugnissen des HErrn und behaltet Sein Wort in Euerm Herzen, und suchet Ihn von ganzem Herzen - wohl Euch, Ihr habt es gut!

Das ist denn auch der Weg, auf dem man tüchtig wird zu guten Werken, zur Erfüllung rechter Menschenliebe und seiner häuslichen und Berufspflichten. Wie Manche jagen heut zu Tage guten Werken nach in eitler Einbildung, in der sie in der Ferne herumschwärmen und das Nächste versäumen; Haushaltung und Amt ist ihnen zu gering, leidet Noth, oder wird nur nothdürftig besorgt, während sie in unruhiger Geschäftigkeit die Welt bekehren und beglücken wollen, und sich Engel dünken. Das gesunde Wort des Glaubens aber gebietet uns also: „ein Jeglicher, wie ihn Gott berufen hat, also wandle er, und ringet darnach, daß Ihr stille seyd und das Eure, das Euch Aufgegebene schaffet und arbeitet mit Euern eigenen Händen; denn wir hören, daß Etliche unter Euch wandeln unordentlich und treiben Vorwitz.“ Und namentlich, die ein Bischofsamt führen, von solchen ist gesagt: „so Einer seinem eigenen Hause nicht weiß vorzustehen, wie wird er die Gemeine Gottes versorgen!“ Nun, meine theuren V.! Euer Haus soll ein Bischofshaus sein! Eure Ehe, Eure häusliche Gemeinschaft soll ein Abbild sein der Gemeinschaft zwischen Christus und seiner Gemeine, soll ein christliches Gemeindeleben im Kleinen darstellen, daß der Mann als Haupt dastehe in einer Liebe, die sich selbst verläugnet, das Heilige pflegt und dem Bösen steuert, wie Christus unter den Seinen; das Weib aber, wie die Gemeinde dem HErrn, so ihrem Mann einen Gehorsam leiste, der seinen Grund hat im verborgenen Menschen des Herzens, und mit sanftem, stillem Geist zu allem Guten unterthan ist. - So, Geliebte, leuchtet Euer häusliches Leben auch ohne Wort als ein Licht in die Gemeinde hinein, die um Euch her ist, und Euer Wandel predigt, wodurch das Zeugniß des Mundes erst Kraft und Wahrheit wird. Und wenn leider der Weltgeist auch schon in geistlichen Ehen und Häusern seinen Sitz aufgeschlagen hat, daß Mancher, der Andern predigt, selbst verwerflich wird und Aergerniß in die Gemeinden ausgeht, nur um so ernstlicher hat dann der wahre Diener des HErrn das Wort sich angelegen sein zu lassen: Niemand verachte deine Jugend! sondern sey ein Vorbild den Gläubigen im Worte, im Wandel, in der Liebe, im Geist, im Glauben, in der Keuschheit, halt' an mit Lesen, mit Ermahnen, mit Lehren; sey nüchtern allenthalben, leide Dich, thue das Werk eines evangelischen Predigers, richte Dein Amt redlich aus! Wie oft, meine theuren, jungen Freunde, haben wir über diesen Gegenstand an der Hand des göttlichen Wortes uns besprochen, bald mit Freude, bald mit Kummer im Herzen, und wie schwer fällt mir oft der Gedanke, daß Christus wohl Viele hat, die sich seine Diener nennen, aber wenige Nachfolger, und daß auch im Geistlichen die Menschen so gerne viele Künste treiben, so ungerne das Einfache lernen und üben, wozu Gott sie erschaffen hat und hinleitet in Seinem Wort. - Nun, meine Freunde! Der HErr behält immer Seinen Samen, so dünn er auch gesäet ist, und mit Grund der Wahrheit darf ich es aussprechen, ich erinnere und freue mich des ungefärbten Glaubens in Dir und gedenke Dein in meinem Gebet; Du hast erfahren meine Lehre, meine Weise, meine Gesinnung, auch meine Leiden; halt' denn an dem Vorbilde der heilsamen und gesunden Worte, die wir mit einander gehört haben aus dem Munde jenes Apostels, der alles für Schaden hielt, auf daß er Christum gewinne; bleibe in dem, was Du aus dem Buche der Bücher gelernt hast und Dir anvertrauet ist, sintemal Du weißest, von wem Du gelernet hast. Gnade und Barmherzigkeit und Friede sey mit Dir und Deiner Gehülfin, daß Ihr mit einander dem HErrn dienet redlich und im Segen, und Eure Herzen gegenseitig einander das Gelübde bewahren: wo du hingehst, da will ich auch hingehen; wo du bleibst, da bleibe ich auch; dein Volk ist mein Volk, und dein Gott ist mein Gott, der Tod muß mich und dich scheiden (Ruth 1, 16 u. 17.)! und als Zeugniß Eurer Gemeinde möge Euch nachfolgen, was von jenem christlichen Ehepaar (Luc. 1, 6.) geschrieben steht: sie waren alle beide fromm vor Gott und gingen in allen Geboten und Satzungen untadelich.

Ihr aber in Jesu Christo geliebte Glieder dieser Gemeinde! - Ihr kennet mich nicht und ich kenne Euch nicht; wir sind aber auch nicht im eigenen Namen hier beisammen; gilt nun bei Euch Vermahnung in Christo, gilt Euch Gnade und Barmherzigkeit Gottes, gilt Euch das Wort Gottes, was es gelten soll, so nehmet den von Euch selbst erwählten Lehrer und seine Gehülfin auf mit christlicher Liebe, und thut um des HErrn willen ihnen Beistand in allem, wo sie Eurer bedürfen. Ihr habt einen redlichen Arbeiter unter Euch, der nicht das Seine sucht, das kann ich Euch vor Gott bezeugen; sehet doch zu, daß er sein Amt unter Euch nicht mit Seufzen thue in dieser für redliche Seelen ohnedieß so betrübten Zeit; sehet nicht auf äußerliche Nebensachen, verachtet seine Jugend nicht, richtet nicht nach dem Fleische, sehet auf die Hauptsache: auf evangelische Lehre und evangelischen Wandel, auf das, was Euch zur Erkenntniß der Wahrheit verhilft und Eure Seelen selig macht; darin wird er treu sein mit Gottes Gnade, daß er nichts vorenthält von dem gesammten Rath Gottes, wird aber eben deßhalb auch ohne Menschenfurcht und Menschengefälligkeit dem Befehl müssen nachkommen, welcher im Namen des Richters der Lebendigen und Todten ertheilt ist: predige das Wort, das ein Richter ist über das Denken und Sinnen der Herzen und sein nicht spotten läßt; halte an damit, es sey zu rechter Zeit oder zur Unzeit, strafe, dräue, ermahne mit aller Geduld und Lehre. -

Liebe Brüder! Nicht ich sage es; der, deß Worte bleiben, wenn wir und Himmel und Erde vergehen, gebietet es: nehmet das Wort an mit Sanftmuth, das Eure Seelen kann selig machen; gehorchet Euern Lehrern, die solches Wort Euch bringen, und folget ihnen, denn sie wachen über Eure Seelen, als die da Rechenschaft dafür geben sollen; so wird der Gott des Friedens mit Euch sein, und Ihr werdet es in dieser verwirrten Zeit erfahren dürfen, wie sein und lieblich es ist, wenn Brüder, wenn Gemeinden und Lehrer einträchtig bei einander wohnen; daselbst verheißt der HErr Segen und Leben immer und ewiglich.

Und wir, die wir unsern Verlobten näher befreundet sind, ihr geliebte Eltern namentlich, unsre Liebe sollen sie behalten; aber lasset uns diejenige Liebe ihnen bewahren und bewähren, die da nicht in Worten steht, sondern in That und Wahrheit, die nicht dem Fleische sich will angenehm machen, und Angenehmes ihm bereiten - so würde und müßte das Werk, welches der HErr ihnen gegeben hat, gewißlich zurückstehen. Nein! dem großen Hirten aller Gemeinden und Menschenseelen sie zu übergeben und zu bewahren, das von Ihm befohlene Werk ihrer Hände zu fördern, in den Kämpfen darob nicht zum falschen Frieden und Nachgeben sie zu bewegen, daß sie die Hand vom Pflug abziehen, sondern sie zu trösten und zu stärken, sie zu festigen und zu leiten mit Rath und That, daß sie wandeln als die Weisen und das Böse mit dem Guten überwinden, - dieß sey das Hauptwerk unsrer Liebe gegen sie! Für uns aber wollen wir heute vor Gott auf's Neue in unsern Herzen den Bund machen, daß wir und unser Haus Ihm dienen, dem Gerechten und Gnädigen, dem allein Seligen und Gewaltigen, und unsre Freude sey, daß wir uns halten zu Gott und unsre Zuversicht setzen auf den HErrn HErrn! Amen.

Schlußgebet.

Himmlischer Vater! Wir danken Dir durch unsern HErrn Jesum Christum, daß Du in Ihm uns einen Heiland gegeben hast, der uns selig macht von unsern Sünden, der Deine Liebe ausgießt in unsre Herzen durch den heiligen Geist, und durch die Leiden und Versuchungen dieser Welt uns hindurchführt zu einer ewigen Herrlichkeit. Nun ist die Zeit des Heils, da wir uns und unser Haus können selig machen, wenn wir glauben an Ihn, den Du versiegelt hast; nun können wir getrost sein in der Einsamkeit und in der Gemeinschaft unter einander, in guten und bösen Tagen; denn zu Dir, Vater, haben wir allezeit den Zugang im Glauben, und in Deinen Zeugnissen haben wir den rechten Rathgeber für alle unsre Wege. Nun können Eltern und Kinder, Mann und Frau, Lehrer und Gemeinden einen Bund des Friedens und des Segens für Zeit und Ewigkeit mit einander schließen, und einander helfen zum seligen Wesen; denn der Bund Deiner Gnade stehet über uns, und Dein Wort des Lebens wohnt unter uns, und. das Band der Vollkommenheit, Deine Liebe in Deinem Sohne, legt sich als ein starker, ewiger Zug an unsre Herzen an! HErr! ziehe und führe, erlöse und heilige uns fort und fort, daß wir ergreifen das ewige Leben, wozu Du uns berufen hast. Amen.

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