Arnd, Johann - Passionspredigten - Siebenzehnte Predigt.

Arnd, Johann - Passionspredigten - Siebenzehnte Predigt.

Unser lieber Gott hat dem Moses befohlen dreierlei Altar zu bauen, darauf er opfern sollte. Einen Altar von Erde, 2. Mos. 20, und das war der erste Altar, den Gott zu machen befahl. Den andern von Steinen, 2. Mos. 20, den dritten von Holz, aber mit seinem Golde überzogen, und umher einen Kranz von seinem Golde, darauf sollte der Hohepriester das Rauchopfer verrichten. Diese dreierlei Altar halten uns ein seines Vorbild der heiligen Opfer Christi vor. Das erste sollte geopfert werden auf dem Altar, der von Erde gemacht war, das ist, im Garten, am Oelberge. Darnach auf dem steinernen Altar, das ist der Pallast des Hohenpriesters und das Richthaus Pilati. Und endlich auf einem hölzernen Altar mit Golde überzogen, das ist, das Kreuz mit dem Blut Christi besprenget, als mit dem allerköstlichsten Golde, darauf das rechte Rauchopfer geopfert ward, als sich Christus selbst opferte, Gott zu einem süßen Geruch, das ist, zur Versöhnung des menschlichen Geschlechts. Das ist der süße Geruch Gottes, daß er durch dies Opfer versöhnet ist.

Weil wir nun diese Passionspredigten angefangen mit dem Spruch: Kommet her und sehet die Werke Gottes, der so wunderlich ist mit seinem Thun auf Erden, so wollen wir demnach für diesmal den irdischen Altar, das ist, den Garten besehen, und was da geschehen ist.

  1. Der Ort, die Traurigkeit, das Gebet, und die Jünger des Herrn.
  2. Wie Christus gefangen, seine Allmacht und Freundlichkeit bewiesen an Freunden und Feinden; wie er nicht hat wollen mit dem Schwert verteidiget sein; wie ihn die Jünger verlassen.

I. Die Traurigkeit des Herrn in Gethsemane, sein Gebet und seine Jünger.

1. Die Ursach, warum Christus sein Leiden im Garten hat ansangen wollen, ist abzunehmen aus der Vergleichung der Händel, so der erste Adam im Paradies getrieben, und derer, so Christus im Garten verrichtet. Der erste Adam hatte im Garten gesündiget, der andre Adam hat im Garten die Sünde gebüßet. Der erste Adam ist Gott ungehorsam worden im Garten, der andre hat mit seinem Gehorsam jenes Ungehorsam gebüßet, und das Gesetz erfüllet. Der erste Adam hat seine Freiheit im Garten verloren, und ist ein Knecht der Sünde und des Satans worden; der andre Adam hat sich im Garten dafür binden und fangen lassen, auf daß er uns durch seine Bande frei machte. Der erste Adam hat im Garten das Urtheil der Verdammniß und den Fluch hören und erfahren müssen; der andre Adam hat im Garten das Urtheil der Verdammniß und den Fluch auf sich genommen. Dem ersten Adam ist im Garten die Verheißung vom Schlangentreter geschehen, jetzo stellet sich der rechte Schlangentreter im Garten ein.

2. Lasset uns besehen die große Traurigkeit des Herrn, die er zu verstehen giebt erstlich mit diesen Worten: Meine Seele ist betrübet bis in den Tod. Da klaget der Herr über die Betrübniß seiner Seele, denn alle Traurigkeit auf Erden war auf ihn gefallen, darum spricht er: Bis in den Tod. Ach, wenn's nur des zeitlichen Todes Traurigkeit und Furcht gewesen wäre! Es hat diese Traurigkeit Mehr auf sich, als ein Mensch ausdenken und ausreden kann. Da lag ihm Gottes Zorn wider aller Welt Sünde auf dem Halse, derselbe ängstete seine Seele; darnach der Fluch, darnach das Urtheil der Gerechtigkeit Gottes, darnach allerlei Schmach, und der schmähliche Tod am Kreuz. Zum Andern zeiget er seine Traurigkeit auch an mit Geberden, denn er fing nicht allein an zu trauern, sondern auch zu zittern und zu zagen. Da stehen im griechischen Texte denkwürdige Worte, da das erste einen solchen Schrecken bedeutet, daß alle Glieder erstarren, die Haare zu Berge stehen, und der Schrecken durch alle Glieder dringet. Das zweite Wort, zagen, ist, wenn man weder Rath, Hülfe, noch Trost weiß, und vor Angst nirgend bleiben kann. Das dritte Wort heißt Furcht und Angst fühlen und leiden. Diese Seelenangst erklären die Psalmen also, der 18.: Es umfingen mich des Todes Bande und die Bäche Belials erschreckten mich. Der Höllen Bande umfingen mich, und des Todes Stricke überwältigten mich. Der 38, der den Zorn Gottes beschreibet. Der 88.: Denn meine Seele ist voll Jammers und mein Leben ist nahe bei der Hölle. Ich bin geachtet gleich denen, die zur Hölle fahren. Ich bin wie ein Mann, der keine Hülfe hat. Dein Grimm drücket mich und du drängest mich mit allen deinen Fluthen. Psalm 116: Stricke des Tod es hatten mich umfangen, und Angst der Hölle hatte mich troffen; ich kam in Jammer und Noth. Psalm 55: Mein Herz ängstet sich in meinem Leibe, und des Todes Furcht ist auf mich gefallen. Furcht und Zittern ist mich ankommen, und Grauen hat mich überfallen.

Daraus lernet erkennen: Erstens, die Größe und Schwere eurer Sünden; wie schwer es eurem Erlöser ankommen ist, die Sünde zu bezahlen. Treibet keinen Scherz mit der Sünde, ihr sehet hier, daß es kein Scherz ist.

Zum Andern lernet den Trost wider hohe Anfechtung, wenn die Seele den Schrecken des Zornes Gottes empfindet, daß ihr nicht verzaget, denn Christus hat denselben darum im höchsten Grade für euch gelitten, daß ihr nicht darüber verzagen und zu Grunde gehen sollet. Er hat diese Schrecken und Seelenangst überwunden; darum tröste Dich dessen, daß es Alles deine Sünde gewesen, dafür Christus solche Angst gelitten hat. Denn für dich hat er getrauert, für dich hat er gezittert, für dich hat er gezaget, auf daß du nicht ewig trauern, zittern und zagen solltest.

Zum Dritten lerne auch hier den Trost wider den zeitlichen Tod. Der rechte Tod sind die großen Schrecken und Angst der Seele. Christus hat dieselben darum gelitten, auf daß du dieselben, als den rechten Tod, nicht leiden solltest. Er hat dieselben Schrecken kraftlos gemacht, sie sollen dich nicht überwältigen. Du sollst den Tod nicht schmecken ewiglich.

3. Laßt uns des Herrn Gebet besehen. 1. Fället er auf die Erde. 2. Spricht er: Abba, mein Vater. 3. Es ist dir Alles möglich, überhebe mich dieses Kelchs. 4. Doch nicht was ich will, sondern was du willst.

Erstlich fället er auf die Erde und opfert sich auf dem irdischen Altare seinem himmlischen Vater in der allergrößten Demuth, thut seinem himmlischen Vater einen demüthigen Fußfall, und fället auf sein Angesicht, darf seinen himmlischen Vater nicht ansehen vor Furcht und Schrecken, bezeuget das große Herzeleid, so er fühlet. So schwer ist die Last der Sünden, daß sie diesen starken Helden zur Erde drücket, der sonst Himmel und Erde trägt.

Zum Andern spricht er: Abba, mein Vater, es ist dir Alles möglich. Sehet allhier den gewaltigen Glauben, die brünstige Liebe, und beständige Hoffnung, Er nennet Gott seinen Vater in seinem größten Kreuz und höchsten Schrecken, der den Zorn Gottes wider die Sünde der Welt fühlet. Er spricht: Mein Vater. Das ist die Liebe, die vollkommene Liebe, damit er Gott im höchsten Grade geliebet hat.

Zum Dritten spricht er: Es ist dir Alles möglich. Das ist die Hoffnung. Ist Dir Alles möglich, so ist dir auch dies möglich, daß du mich dieses Kelchs überhebest. Du hast mir dies Kreuz auferleget, wie leicht wäre dies doch wegzunehmen.

Sehet, Gott muß das Kreuz lindern und wegnehmen, eben der's aufkrieget hat; es stehet bei ihm, ihn müssen wir darum bitten.

Zum Vierten: Doch nicht was ich will, sondern was du willst. Das ist der Gehorsam und die Absagung seines eigenen Willens, und die Verleugnung seiner selbst.

Das heißt recht beten im Glauben, in der Liebe, in der Hoffnung, in Gehorsam, in Demuth, und nach dem Willen Gottes. Dies ist nun die allerbeste Arznei in allem Kreuz, daß man sich zu dem wendet, der das Kreuz auferleget hat, daß man glaubet, Gott sei im Kreuz, ja mitten im Tode unser Vater, und sei ihm Alles möglich, und befiehlet und ergiebt sich seinem Willen. Dadurch wird ein Mensch im Kreuz erhalten.

Die andern Evangelisten setzen zum Gebet des Herrn hinzu, daß er mit dem Tode gerungen und heftiger gebetet habe, und es sei sein Schweiß worden, wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde. Wer kann dies Leiden der Seele und des Leibes des Herrn ausdenken und aussprechen? Hier leidet zugleich Leib und Seele die höchste Angst und Pein. Die Seele des Herrn wehret sich heftig mit dem Gebet wider die Todesangst, Furcht und Schrecken. Der heilige Leib des Herrn aber ringet auch mit den Schmerzen des Todes, und da die Macht des Todes so vollkommen über ihm gewesen, auch in seinen heiligen Gliedern gewüthet, und ihm unsägliche Schmerzen gemacht hat, aber ihm die Seele noch nicht vom Leibe trennen und reißen konnte, denn er sollte am Holz sterben, da peiniget die Todesangst seinen heiligen Leib so sehr, daß ihm das heilige Blut zu den Adern und durch den ganzen Leib herausdringet, gleich als wenn's mit einer Presse herausgezwungen und gedrungen wäre, also daß sein ganzer Leib und Angesicht voller Blutstropfen hängen, wie es im Todesschweiß zuzugehen pfleget, daß ein sterbender Mensch im Angesicht und vor'm Herzen schwitzet. Und dies heilige Blut, so dem Herrn die Todesangst austreibet, von welchem Blut sonst natürlich das Herz in großem Schrecken erhalten wird, das gerinnet durch die tödtliche Kälte und fallen die geronnenen Blutstropfen auf die Erde. Denn sie werden im griechischen Text genannt, geronnene Blutstropfen; und das ist von der erschrecklichen, grausamen, kalten Todesangst herkommen.

Sehet, so hat die Todesangst in den Gliedern des Herrn Christi gewüthet mit unsäglichen Schmerzen, und, da sie ihm die Seele nicht nehmen kann, nimmt sie ihm sein Blut.

Siehe Adam, was träget dieser Baum für rothe Aepfel? Hier ist der Baum des Lebens, der für die schönen Aepfel, davon du den Tod gegessen, blutrothe Aepfel bringet. Jenes war die Frucht der Uebertretung, dieses ist die Frucht der Bezahlung.

Das hat der Herr darum leiden müssen, auf daß er die Schrift erfüllete, Jesaia am 63: Wer ist der, so von Edom kommt, mit röthlichen Kleidern von Bazra, als eines Keltertreters? Ich trete die Kelter des Zornes Gottes allein, und ist Niemand mit mir, darum ist mein Vermögen auf mein Gewand gesprützet. Das hat er gelitten, daß er die Macht und Todesangst an seinem heiligen Leibe kraftlos mache, und wir den Tod in unserm Absterben nicht schmecken sollten.

4. Lasset uns auch die Jünger besehen; was machen sie? Sie schaffen und lassen den Herrn immer beten, mit dem Tode kämpfen und blutigen Schweiß schwitzen. Erstens darum, daß der Herr keinen menschlichen Trost haben sollte; sein Trost sollte vom Himmel allein kommen, darum erscheinet ihm ein Engel vom Himmel und stärket ihn, das ist, tröstet ihn.

Der gläubigen Christen Trost muß in ihren höchsten Nöthen vom Himmel kommen, in der Welt werden sie keinen Trost finden.

Zum Andern giebt der Herr ein Exempel, daß wir in großen Nöthen nicht allein sein, sondern einen frommen Menschen bei uns haben sollen, der uns beten hilft und mit uns betet; ihm aber kann's so gut nicht werden.

Zum Dritten; die Jünger sind ein Bild fleischlicher und sicherer Leute, die sich nicht viel bekümmern, wenn Christus und die Kirche verfolget wird, und Blut schwitzet, erwürget und verjaget wird. So erwählen die Weltkinder gute Tage, helfen nicht wachen und beten, lassen Christum und sein Wort allein stehen, wenn sie nur gute Tage haben, ruhen und schlafen können.

II. Wie Christus im Garten gefangen genommen wird.

Das Erste, das wir hier zu bedenken haben, ist: Die freiwillige Darbietung Christi. Denn er gehet ihnen entgegen und giebt sich ihnen in die Hände, und fraget sie, wen suchet ihr? Sie sagen, Jesum von Nazareth. Da antwortet er ihnen: Ich bin's. Er giebt sich nicht allein zu erkennen, sondern giebt sich ihnen in die Hände.

Sehet und erkennet doch seinen Gehorsam gegen seinen Vater. Weil er wußte, daß es seines Vaters Wille war, so ist er gehorsam. Wie von ihm der 40. Psalm geweissaget: Siehe, ich komme, spricht der Psalm. Freilich kommt der Herr von sich selbst gutwillig, und gehet den Feinden unter Augen. Deinen Willen, mein Gott, thue ich gerne, dein Wille ist mir so lieb zu vollbringen, daß ich mich gerne in den schmählichsten Tod gebe, denn das Gesetz Mosis ist in meinem Herzen.

Christus hat vom Ansang seiner Menschwerdung, ja, ehe er Mensch worden, diesen Willen seines himmlischen Vaters gerne und willig erfüllen wollen. O, des heiligen Gehorsams! O, der großen Liebe! Die Liebe Gottes, und Christi Gehorsam sind die Ursachen unsrer Erlösung und Seligkeit. Ach, wie sollten wir doch wieder brennen vor Liebe, und gehorsam sein in allen Dingen!

Christus hat den Willen seines Vaters einem Königreiche vorgezogen. Denn da sie ihn haschen und zum Könige salben wollten, da flohe er. Jetzo nun, da er gefangen und gekreuziget werden soll, gehet er seinem Kreuz und Tode entgegen. Ursach: Dies war der Wille seines himmlischen Vaters.

Vor Zeiten zündete Gott die Opfer, die ihm wohlgefielen, vom Himmel an. Also mußte das allerheiligste und wohlgefälligste Opfer, Christus, mit himmlischer, freiwilliger, göttlicher Liebe angezündet werden.

Zum Andern ist zu besehen: Die Macht der Worte Christi. Allhier erzeiget sich Christus als ein allmächtiger Gott und Herr, beides, an Feinden und Freunden. Die Feinde schlägt er zu Boden mit dem Wort: Ich bin's, und bezeuget damit, daß er die Feinde in seiner Gewalt habe. Gleichwie Simson mit einem Kinnbacken die Philister schlug, also Christus hier mit dem Stabe seines Mundes. Den Jüngern giebt er Geleite und gebietet als ein Herr: Suchet ihr denn mich, so lasset diese gehen. Also nimmt er die Seinen in seinen allmächtigen Schutz. Das ist ein herrlicher Trost von dem Siege des Wortes. In dem Worte Gottes und Christi ist eine solche Stärke und Kraft, daß es vom Ansang her überwunden und den Sieg behalten hat über alle Ketzer und über alle Tyrannen, ja über den Teufel selbst. Es ist ein Hammer, der die harten Felsen zerschlägt, und ist ein Feuer, das alle Ketzerei verzehret, und ist ein zweischneidig Schwert, das Leib, Seele und Gewissen durchdringet, und müssen sich alle Ketzer davor fürchten, und alle Feinde, sie seien so muthig, wie sie wollen. So ist auch Gottes Wort ein mächtiger Schutz: Lasset mir diese gehen. Psalm 91: Deine Wahrheit ist Schirm und Schild. Gottes Wort ist ein Schild allen, die ihn vertrauen.

Zum Dritten lasset uns besehen: Die große Langmuth Christi, welche er an zweien seiner ärgsten Feinde beweiset, am Judas und am Malchus. Wunder ist's, daß sich der Herr vom Judas hat küssen lassen, da er doch sein ungetreues, verrätherisch Herz wußte, ja, daß der Satan in Judas war. Dem ungeachtet hält er sein Angesicht hin und lasset sich küssen.

Christus gäbe sich selbst gern aus Freundlichkeit und Liebe seinen Feinden, möchten sie ihn aufnehmen. Der Herr wußte wohl, daß ihn die Schlange in die Fersen stechen würde, und daß es also sein mußte; unter diesem Kuß sticht ihn die Schlange. Und gleichwie die Schlange unsre ersten Eltern liebkosete und küssete sie gleichsam mit Schmeichelworten, und verwundete sie tödtlich, also lässet's der Herr hier auch geschehen. Er spricht aber: Mein Freund; im griechischen Text stehet: Mein Gesell, oder Tischfreund, warum bist du kommen? Du kommest als ein Freund, und bist der ärgste Feind. Juda, verräthest du des Menschen Sohn, den Messias, den Heiland der Welt, mit einem Kuß unter dem Schein der Freundschaft? O der großen Falschheit! Bedenke, welch eine große Sünde du thust. Also locket ihn noch die Güte und Langmuth Christi zur Buße.

Ein heiliger Apostel ward einst von einem Hofschranzen verrathen. Und als der Apostel zur Marter hinaus geführet ward, und auf dem Wege prediget, .gereuet's den Verräther, und bekennet's ihm, und bittet um Verzeihung. Der Apostel aber spricht zu ihm: Friede mit dir, mein Bruder, und küsset ihn.

Am Malchus beweiset der Herr seine große Langmuth, Geduld und Allmacht, indem er ihn heilet. Das heißet, die Feinde lieben, und ihnen Gutes thun, und feurige Kohlen auf ihr Haupt sammeln. Also laß dich nicht das Böse überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem. Christus ist ohne alle eigene Rache, er ist ein vollkommener Spiegel aller Tugend, der höchsten Liebe, der höchsten Langmuth und Geduld.

Zum Vierten lasset uns auch das bedenken, daß Christus nicht mit dem Schwert verfochten und vertheidiget sein will. Dazu brauchet der Herr drei Beweise. 1., Wer das Schwert nimmt, soll durch's Schwert umkommen; verstehe, aus eigener Rache, ohne göttlichen Beruf. Petrus hatte hier keinen Befehl. 2., Wenn Christus hätte vertheidiget sein wollen, so hätte er die himmlischen, starken Helden in großer Anzahl dazu brauchen können. 3., Die Schrift muß erfüllet werden. Soll ich den Kelch nicht trinken, den mir mein Vater gegeben hat? Ach, die Kirche Gottes und alle Gläubigen können sich des Kreuzes nicht erwehren! Es ist wider Gottes Vorsehung. Die Waffen unsrer Ritterschaft sind nicht fleischlich, sondern geistlich. Unsre Stärke stehet nicht im Schwert und Harnisch, sondern im Stillesein und Hoffen. Durch Leiden überwand David den Saul, Christus den Teufel und die Welt. Wir müssen auch also siegen nach dem Exempel Christi. Er hat uns kein Schwert in die Faust gegeben, sondern Gottes Wort, den Glauben, der ist der Sieg über die Welt, und die Geduld.

Zum Fünften lasset uns besehen: Den Tadel der Feinde. Der Herr Christus will damit beweisen, daß sie ihm Gewalt thun, und keine Ursach zu ihm haben, und daß er unschuldig sei. l., Wenn ich einer Uebelthat schuldig wäre, so hättet ihr mich ja wohl eher greifen können, da ich öffentlich im Tempel gelehret habe. 2., Es ist euch nie zugelassen worden, denn zu dieser Stunde, da es euch Gott verhänget, und da euch die Macht der höllischen Finsterniß dazu treibet. Damit werden wir erinnert unsre Unschuld mit gutem Grunde darzuthun, doch aber geduldig zu leiden, was Gott verhänget, und unsre Sache Gott und seiner Rache zu befehlen.

Zum Sechsten lasset uns sehen: Wie Christus gefangen und gebunden wird. Das ist vorgebildet in den Philistern, da sie die Lade des Bundes nahmen und wegführeten, aber sie rächete sich gewaltig an den Feinden. Gleichwie die Philister jauchzeten, da sie Simson gefangen nahmen, aber ihre Freude ihnen zur großen Wehklage gerieth, da sich Simson rächete.

Diese Bande sind unsre Freiheit, diese Gefangenschaft ist unsre ewige Erlösung, diese Schmach ist unsre Ehre. Wir sollen uns seiner Schmach und Bande nicht schämen, weil er sich unsrer Schmach und Bande nicht geschämet.

Zum Siebenten lasset uns besehen: Die Flucht der Jünger. Menschliche Herzen sind wandelbar, Gott ist unwandelbar. Wohl dem, deß der Herr sein Gott ist, der Glauben hält ewiglich. Gott ist der liebste Freund, der uns nicht verläßt. Psalm 47: Mein Vater und meine Mutter haben mich verlassen, aber der Herr hat mich aufgenommen. Psalm 92: Treu und wahrhaftig ist Gott, gerecht und fromm ist er. Gott hält im Kreuz, darum spricht er: Ich bin bei ihm in der Noth. Du bist ja der Trost Israels und ihr Nothhelfer, verlaß uns nicht. -

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