Arnd, Johann - Passionspredigten - Erste Predigt.

Arnd, Johann - Passionspredigten - Erste Predigt.

Jesaia am 63. wird der Messias gefragt: Warum ist denn dein Gewand so rothfarb, und dein Kleid wie eines Keltertreters? Er antwortet: Ich trete die Kelter allein, und ist niemand unter den Völkern mit mir. Daher ist ihr Vermögen auf meine Kleider gesprützet, und ich hab all mein Gewand besudelt. Dies ist eine Weissagung vom Leiden unsers Herrn Jesu Christi, welches heilige Leiden des Herrn verglichen wird einer Kelter, welche niemand treten kann, denn dieser Keltertreter allein; das ist, es hat niemand ein solches hohes, unaussprechliches Leiden können ausstehen, Zorn Gottes, Fluch, Tod und Höllenangst tragen, als der Sohn Gottes. Wie auch ein Keltertreter sein Kleid besprenget und besprühet, also Christus unser Herr seine heilige zarte menschliche Natur; denn dieselbe ist ein schönes, reines, weißes Kleid, und ist blutrünstig gemacht in seinem Leiden, sonderlich da er vor großer Angst blutigen Schweiß geschwitzet. Und wie ein Weinträublein in der Kelter gepresset wird, daß es alle sein Vermögen von sich geben muß, also ist Christus die edle Weintraube aus dem gelobten Lande in der Kelter des Zornes Gottes gepreßt worden, daß er alle sein Vermögen von sich gegeben, daher ist sein Schweiß worden wie Blutstropfen, die fielen auf die Erde. Und ist auch erfüllet, was der Erzvater Jacob 1. Mose am 49. von ihm geweissaget hat: Er wird sein Kleid im Wein waschen und seinen Mantel im Traubenblut. Seine heilige zarte Menschheit als sein Kleid hat er freilich in dem rothen Weine seines heiligen Blutes gewaschen, auf daß sein Blut unser himmlisches Traubenblut, köstlicher Wein und Seelentrank werde. Und weil auch alle Gläubigen seine Glieder sind, so Hat er auch dieselben in seinem Traubenblut gewaschen, und sie machen auch ihre Kleider helle im Blute des Lämmleins, Offenbarung 7, auf daß sie vor Gott bestehen können. Wir wollen jetzt handeln:

Von dem innerlichen Leiden des Herrn, welches das größte Leiden des Herrn gewesen. Dasselbe stehet in drei Stücken:

  1. In der großen Traurigkeit des Herrn; da wollen wir anschauen den zitternden Christus.
  2. In dem heftigen dreifachen Gebet des Herrn; da wollen wir hören den betenden Christus.
  3. In des Herrn Todeskampf und blutigem Schweiß; da wollen wir betrachten den kämpfenden Christus.

I. Der zitternde und zagende Christus.

Es nimmt wohl der liebe Herr seine Jünger mit in den Garten, nimmt auch Petrum, Jacobum und Johannem näher mit sich denn die andern, aber er reißet sich doch von ihnen und verrichtet sein inwendig Leiden alleine, dazu ihm niemand helfen kann; er muß diese Kelter allein treten. Gleichwie Moses 2. Mose am 19. thut, der führet wohl die 70 Aeltesten mit an den Berg und seinen Bruder Aaron etwas näher herzu, aber er gehet allein in die finsteren Wolken, redet mit Gott, und verrichtet das Amt des Mittlers. Er führet sie aber mit sich sein Leiden anzuschauen. 1., Daß er sie zum Leiden und Kreuz durch sein Exempel bereite. Denn alle die, so nicht durch viel Leiden und Kreuz bereitet werden, sind nicht geschickt zum Reiche Gottes. Zum Andern, daß er ihnen als seinen Freunden seines Herzens Traurigkeit klagen könnte, und eine Erleichterung empfinden, aber die Jünger schlafen, das ist menschlicher Trost in solchen Seelennöthen, ein schläfriger ja nichtiger Trost. Gott muß alsdann mit lebendigem himmlischen kräftigen Trost die Seele stärken und erhalten. Da heißets: Schaffe uns Beistand in der Noth, denn Menschenhülfe ist hie kein nütze.

Nichts desto weniger klagt der Herr seinen Jüngern seines Herzens Trauer, und spricht: Meine Seele ist betrübt bis in den Tod. Da zeiget der Herr an, daß etliche Grade seien der Traurigkeit. Denn erstlich ist eine leibliche Traurigkeit, die zeitliche Dinge betrifft. Darnach zum Andern, so ist eine geistliche Traurigkeit, die da das Ewige betrifft und die Seele angehet. Zum Dritten, so ist eine Traurigkeit, die noch nicht gehet bis in den Tod, und keine Todestraurigkeit ist, oder so gleich eine Todestraurigkeit vorhanden, so gehets doch nur den zeitlichen Tod an, oder den Verlust des zeitlichen Lebens. Endlich zum Vierten, so ist der tiefste Grad der Traurigkeit, dadurch man in den ewigen Tod hineinsinket, und des ewigen Todes Angst fühlet und Bitterkeit schmecket. Von diesem äußersten Grad der Traurigkeit redet der Herr: Meine Seele ist betrübt bis in den Tod.

Denn Christus unser Herr sollte Adams Sünde büßen, von welcher Strafe Gott gesagt hatte: Welches Tages du von dem verbotenen Baume essen wirst, sollst du des Todes sterben, das ist des ewigen Todes. Desselben Todes Bitterkeit muß der Herr für uns alle schmecken, darum klagt er: Meine Seele ist betrübt bis in den Tod. Das ist, ich fühle an meiner Seele eine solche Traurigkeit, die dem ewigen Tode gleich ist. Darum beschreiben die heiligen Evangelisten seine Traurigkeit mit drei Worten: Er fing an zu trauren. Das heißet eine Traurigkeit mit großen Schmerzen, da die Seele nicht allein Traurigkeit empfindet, sondern große Schmerzen leidet. Darnach fing er an zu zittern, das heißt nicht allein so zittern, als wenn einer vor äußerlicher Kälte oder Frost zittert, oder vor einem Schrecken so von außen einem begegnet, sondern es heißet: vor großer Angst, Schrecken und Furcht des Todes zittern, als wenn ein Uebelthäter vor Gericht und auf der Wahlstatt zittert, und wenn einem das Herz zittert in Todesangst.

Zum Dritten, er fing auch an zu zagen, das ist, gar kraftlos zu werden, in eine Ohnmacht zu sinken, da ihn alle Seelen und Leibeskräfte verlassen haben, und in Summa, da er ganz in das höchste Elend und Schwachheit hineingesunken und weder Rath noch Hülfe noch Trost gewußt, das heißet zagen. Das ist die Beschreibung der höchsten und größten Traurigkeit des Herrn, und wenn wir gleich noch viel mehr Worte wollten davon machen, wie wir gerne thun wollten, wenn wir könnten, so können wir's doch nicht erreichen, noch ergründen, noch ausreden. Laßt uns hierbei bedenken: eine Lehre, einen Trost und eine Nachfolge.

1. Die Lehre ist: unsere ersten Eltern hatten ihre Lust und Freude an dem verbotenen Baume und ihnen gelüstet davon zu essen und ihre Lust zu büßen. Wir sind unsern ersten Eltern nachgefolget, haben unsere Lust und Freude an den fleischlichen Begierden, davon essen wir als vom verbotenen Baum, und ist uns eine große Freude, wenn wir die fleischlichen Lüste vollbringen. Die verbotene Frucht schmeckt uns wohl und ist uns süß. Aber, komm her an den Oelberg und siehe was dein Herr Christus für Traurigkeit an seiner heiligen Seele leiden muß für deine fleischliche Lust und Freude. Siehe, was hast du ihm mit deiner Lustseuche für ein Seelenleiden zugerichtet, und siehe ihn nur an, thust du nicht Buße, so wirst du in Ewigkeit an deiner Seele solch Trauern, Zittern und Zagen, Schrecken und Pein des ewigen Todes leiden müssen.

2. Der Trost ist: so du von Herzen an Christum glaubest, und durch den Glauben und den heiligen Geist die fleischlichen Lüste meidest und fliehst, hast herzliche Reue und Leid darüber, siehe, so bist du durch Christum von der ewigen Traurigkeit, Angst und Pein, Zittern und Zagen erlöset, und soll solche Pein deine Seele nimmermehr berühren.

So dich aber unser lieber Gott etwa zeitlich in solche Seelenangst und Traurigkeit würde sinken lassen, welches er darum bisweilen verhängt, und die Freudigkeit des Herzens entzieht, auf daß du etlicher Maßen die große Traurigkeit deines Herrn Christi verstehen lernest; ebenso daß du erkennen lernest, was der ewige Tod sei, und wovon dich Christus erlöset hat; so wird dich doch dein Herr und Erlöser in der Traurigkeit nicht lassen versinken. Denn das ist die Frucht seines Leidens, daß du nicht in der Traurigkeit sollst stecken bleiben, und darinnen verzagen, denn seine Traurigkeit ist deine Erlösung von solcher höllischen Traurigkeit, wie David sagt: Du lassest mich erfahren viel und große Angst und machest mich wieder lebendig und holest mich aus der Tiefe der Erde wieder heraus, wie den Jonas aus dem Bauche des Wallfisches, da seine Seele auch bei ihm verzagte.

3. Die Nachfolge ist: Keiner kann geistlich mit himmlischem ewigem Trost erfreuet werden, der nicht zuvor mit geistlicher Traurigkeit ist betrübet worden. Niemand kann ohne geistliche Traurigkeit zur himmlischen Freude gelangen. Niemand kann ohne göttliche Traurigkeit zur wahren, seligen, heilsamen Reue gelangen. 1. Cor. 7: Die göttliche Traurigkeit wirket eine Reue zur Seligkeit, die niemand gereuet. Wie Christus gar versunken ist in seiner Schwachheit nach menschlicher Weise, daß er in sich selbst kraftlos, rathlos, trostlos und hülflos sich empfunden, darum er auch gezaget hat, also wirst du in deine eigene Nichtigkeit und Elend gar hineinsinken, und in dir weder Hülfe noch Rath sehen und finden, ja in dir selbst gar zu nichte werden. Siehe, wenn du das thust, so wirst du dich in den Grund der Barmherzigkeit Gottes senken, der keinen Elenden lässet versinken. Denn je tiefer du in deiner Schwachheit niedersinkest, je tiefer du dich in Gottes Gewalt und Stärke einsenkest, das ist Gottes Weise, daß er hält Alle die fallen und richtet auf die niedergeschlagen sind. Je tiefer ein Mensch sich selbst in sein Elend senket, je tiefer er sich in Gottes Gnade und Barmherzigkeit versenket.

II. Der betende Christus.

Er fiel auf sein Angesicht, auf die Erde, und betet, so es möglich wäre die Stunde vorüberginge und sprach: Abba, mein Vater, es ist dir Alles möglich, überhebe mich dieses Kelchs, doch nicht was ich will, sondern was du willst. Und zum andernmal: Mein Vater, ist's nicht möglich, daß dieser Kelch von mir gehe ich trinke ihn denn, so geschehe dein Wille. Und zum drittenmal betet er dieselben Worte. Wie er aber gebetet, lehrt uns die Epistel an die Hebräer am 5.: Er hat am Tage seines Fleisches Gebet und Flehen mit starkem Geschrei und mit Thränen geopfert, zu dem, der ihm von dem Tode könnte aushelfen, und ist auch erhöret, darum daß er Gott in Ehren hatte. In diesem Gebet sind drei Dinge anzuschauen.

Erstlich der Fußfall Christi und seine Demuth, daß er niederfället, Luc. 22, und daß er mit seinem Angesichte auf die Erde gefallen. Adam hatte sein Angesicht allzuhoch aufgerichtet in seiner Hoffart, da er wollte Gott gleich sein und wir alle sind ihm also nachgefolget in solcher Hoffart. Siehe, hier der andere Adam, welcher ist Christus, fället mit seinem heiligen Angesicht auf die Erde, unsere Hoffart zu büßen. Lerne du auch mit deinem Angesicht auf die Erde zu fallen, wenn du betest, das ist: bedenke, daß du Erde und Asche bist, wie Abraham sagt 1. Mose 18: Siehe, ich habe mich unterwunden mit Gott zu reden, wiewohl ich Erde und Asche bin. Und zeige deinem lieben Gott in deinem Herzen seinen lieben Sohn auf der Erde liegend auf seinem Angesichte, so wird Gott dein Haupt aufrichten.

Zum Andern der starke Glaube in den Worten: Abba, mein Vater, es ist dir Alles möglich. Da sind zwei Gründe des Glaubens, daß Gott unser Vater ist; und, daß ihm Alles möglich ist. Dies Wort Vater mußt du im Kreuz ergreifen und fest fassen und behalten. Gott ist nicht ein zeitlicher Vater, sondern ein ewiger Vater. Er ist nicht allein Vater wenn's uns wohl gehet, sondern er ist Vater im Kreuz, in Noth und Tod, und höret im Kreuz nicht auf Vater zu sein. So bist du nicht allein ein Kind Gottes in guten Tagen, sondern im Kreuz bleibest du gleichwohl Gottes liebes Kind. Das Kreuz hebet die Kindschaft nicht auf; es ist eine ewige Kindschaft in Christo, denn er ist ewig. So ist er auch ein allmächtiger Vater, dem Alles möglich ist, des rechte Hand Alles ändern kann.

Zum Dritten der Gehorsam Gottes Willen zu thun. Er ergiebt und versenkt sich gar in Gottes Willen. Gottes Wille ist so heilig, so gerecht, so gut, so hochweise, daß er ist die höchste Heiligkeit, die höchste Gerechtigkeit, die höchste Gütigkeit und Weisheit. Wer sich nun darein ganz ergiebt, der versenket sich in Gott selbst, und daselbst wird er nicht versinken, denn er versenket sich in Gott selbst in den Abgrund seiner Heiligkeit, seiner Gerechtigkeit, seiner Barmherzigkeit und seiner Weisheit, welche alle Dinge so dem Gläubigen begegnen zum guten seligen Ende richten. Darum soll der Mensch keinen eigenen Willen haben, Gottes Wille soll sein Wille sein, gleich wie Gottes Wille Christi unsers Herrn Wille gewesen ist und Christi Wille ist auch Gottes Wille gewesen. Gottes Wille war, Christus sollte mit seinem Tode das menschliche Geschlecht erlösen, und das war auch Christi Wille. Von diesem Gehorsam sagt die Epistel an die Hebräer am 5.: Wiewohl er Gottes Sohn war, hat er doch an dem, daß er litt, Gehorsam gelernet, und da er ist vollendet, ist er worden allen denen die ihm gehorsam sind eine Ursache zur ewigen Seligkeit. Denn, wie durch eines Menschen Ungehorsam viel Sünder worden sind, also sind durch eines Menschen Gehorsam viel gerecht worden.

III. Der kämpfende Christus.

Der Todeskampf Christi, daß er mit dem Tode gerungen und gekämpfet, ist das höchste Stück seines innerlichen Leidens. Nun ist nicht allein zu gedenken, daß ihn der natürliche und zeitliche Tod geängstet, als geschieht wenn sich Leib und Seele scheiden und das Leben oder die Seele den Leib verlässet, sondern dieser Todeskampf ist ein Kampf gewesen mit dem ewigen Tode, welcher ist, wenn die Seele mit Höllenangst gequälet wird, wenn sie den gerechten, vollkommenen Zorn Gottes fühlet wider die Sünde als ein verzehrend Feuer; wenn die Seele empfindet Gottes Ungnade und die Vollziehung der gestrengen Gerechtigkeit Gottes, ja wenn dem Teufel erlaubet wird die Seele zu erschrecken, zu ängsten und gleichsam hinzureißen, von Gott zu trennen, wenn die Hölle ihren Rachen aufsperret die arme Seele zu verschlingen. Wider diesen ewigen Tod kämpfen, das ist ein heftiger Kampf, das ist der Unterschied zwischen dem zeitlichen und ewigen Tode. Wenn sich gleich Leib und Seele scheiden, so behält doch die gläubige Seele den Trost Gottes, behält Gottes Gnade, bleibet mit Gott vereiniget, wird in ein Bündlein des Lebens eingebunden, so schläft der Leib ein. Aber der ewige Tod ist, wenn die Seele Gottes Trost verlieret und Gottes Gnade, eitel Zorn und Ungnade fühlet, und der Teufel sich unterstehet die Seele von Gott abzureissen und zu verschlingen, da hernach, wenn das geschehen, in Ewigkeit keine Gnade, kein Trost, kein Anschauen Gottes zu hoffen ist. Einen solchen Kampf hat Christus um unsertwillen ausgestanden, denn wir Alle den ewigen Tod verdienet hatten.

Da lerne, o Mensch, was Sünde sei, was für Angst sie mit sich bringe, welch eine unerträgliche Last die Gerechtigkeit und Zorn Gottes sei. O Mensch, thue Buße, bessere dich, danke deinem Erlöser, daß er deinethalben mit dem ewigen Tode gekämpfet und denselben überwunden hat, und wenn du auch nach Gottes Willen von dem ewigen Tode angefochten wirst, so wisse, daß Christus dem Tode die Macht genommen und ihn kraftlos gemacht hat.

2. Da ist's nun kein Wunder, daß unser Herr in solchem Seelentode und Kampf mit dem ewigen Tode blutigen Schweiß geschwitzet hat. Denn dies war kein natürlicher Tod, der ihn angriff, darum war's auch kein natürlicher Schweiß. Wenn ein Mensch des natürlichen Todes stirbet und der Tod an's Herze tritt, so treibet die Angst die natürliche Feuchtigkeit, die im Herzen ist und die auch um's Herz her ist, denn das Herz liegt natürlich in seinem Häuslein in einer feinen warmen Feuchtigkeit, welche des Herzens Aufenthalt und Nahrung ist; dieselbe Feuchtigkeit treibet die Todesnoth vom Herzen und daher kommt der Todesschweiß und mit demselben gehen die Geisterlein des Lebens vom Herzen hinweg und verlassen dasselbe. Aber mit dem Herrn Christo ist's nicht also. Er hat einen viel höhern Todeskampf, darum hat er auch einen viel höhern übernatürlichen Todesschweiß; die Evangelisten sagen es seien Blutstropfen gewesen, große Tropfen von geronnenem Blute. Mit welchen großen Schmerzen dieselben aus den Adern seines heiligen Leibes gedrungen, ist nicht auszudenken. Also hat die Höllenangst auch in seinen heiligen Gliedern gewüthet, und das heilige Blut herausgetrieben und herausgequälet, darüber er im 22. Psalm klagt: Meine Kräfte sind in mir vertrocknet wie eine Scherbe, mein Herz ist in meinem Leibe wie zerschmolzen Wachs. Der Evangelist sagt, dieselben Blutstropfen sind auf die Erde gefallen. Ach, sie mußten heraus aus dem heiligen Leibe Christi, zur Arznei wider die Sünde und zur Versöhnung Gottes! Auf Erden war die Sünde geschehen, die mit Christi Blute mußte bezahlet werden, auf Erden mußte die Zahlung geschehen. Gott hat verordnet die Opfer nicht ohne Blut zu opfern, also mußte dies Opfer vor Gott gebracht werden neben dem allerheiligsten Blut Gott zu versöhnen. Einen Altar, sagt Gott zu Mose, von Erde sollst du mir machen, hier ist derselbe Altar. Die Erde, von welcher unser Fleisch und Blut genommen ist, die mußte das edle und heilige Blut wieder empfahen, auf daß sie dadurch geheiliget und uns zu einem fruchtbaren Gottesacker und Ruhebettlein unsers Leichnams würde. Darum fürchte dich nicht vor dem Grabe. Ist die Erde würdig geworden Christi Blut zu empfahen, so ist sie auch dadurch gewürdiget und geheiliget deinen Leichnam zu empfahen und einst durch Kraft dieses vergossenen Blutes wieder hervorzugehen.

3. Es ist aber dem Herrn Christo in seiner großen Angst gleichwohl ein Engel vom Himmel erschienen, und hat ihn gestärket. Ach, mein Herr Christe, bist du denn weniger und geringer worden als ein Engel, daß dich ein Engel stärken muß? Ja freilich, dies war der Stand seiner äußersten Erniedrigung, davon der Psalm spricht: Du hast ihn ein wenig geringer gemacht als die Engel. Er hat nicht allein weniger müssen und sollen werden denn ein Engel, und sich aller seiner Stärke und Vermögens äußern und verziehen, sondern er hat auch weniger müssen werden denn ein Mensch, der aller elendeste und verachtetste unter allen Menschenkindern, wie er sagt im 22. Psalm: Ich bin ein Wurm und kein Mensch. Ich bin viel geringer denn ein Mensch, ich bin ein Wurm.

Lerne hier, wie sich Christus erniedriget und alles seines Vermögens und Gewalt sich entäußert, auf daß er bis zum Tode des Kreuzes seinem Vater gehorsam würde, unsre Sünde mit der tiefsten Demuth zu büßen und Gott zu versöhnen. Und wirst du auch vor Gott dem Allerhöchsten dich so demüthigen, und dich alles deines Vermögens äußern, und dich in die lautere Barmherzigkeit Gottes versenken, und in dir gar zu nichte „erden, so wirst du würdig werden den himmlischen Trost zu erlangen, und sollte dir auch Gott in deinem Elend keinen Engel vom Himmel senden, so wird er dich nicht trostlos lassen.

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