Agricola, Johann - Ein nutzlicher Dialogus odder gesprechbuchlein

Agricola, Johann - Ein nutzlicher Dialogus odder gesprechbuchlein

zwischen einem Muntzerischem Schwermer und einem Evangelischem frumen Bawern / Die straff der auffrurischen Schwermer zu Franckenhausen geschlagen / belangende.

Wittemberg. 1525.

WOIff Schwermer. Gutten tag liber bruder gutten tag.

BAUWEr.Danck hab mein bruder danck hab / wan her so frue morgen?

SCHWERMER. Ey ymmer von Franckenhausen herein.

BAWER.Du hast ja ein gesaltzens angesicht und einen langen barth / ich hallt du seist auch einer von den fluchtigen schwermern / die man gestern do geschlagen hat / warumb hinckest du?

SCHWERMER. Ach lieber bruder schweig still und verrath mich nicht / ich bin ya einer / und hab woll viertzehen wunden an meinem leibe / die Reutter haben mich vor todt lassen liegen.

BAWer. Ey man hatt euch schwermern recht gethan / Ir habts nicht anders wollen haben.

SCHwERMEr. Lieber was sagst du newes / wann kumbst du ytzet her?

BAWer. Ey von schlothern das hart bey Mulhausen leidt.

SCHWER. Ich hoer sagen das hertzog Jörg von Sachssen und graff Ernst von Manssfellt / sampt einem Schreiber und hencker allein den Muntzern peinlich befraget / und mit yhm ym abwesen der andern herschafft gehandellt / durch welchs auch der Muntzer verursacht das Sacrament untter einerlei gestalt bewilliget zu empfahen / denn es hat ym der orth nicht anders gedeien mugen / wer es denn nicht billich gewesen / das mehr Fursten und sonderlich der Landtgraff von Hessen / welcher doch der schrifft gegründet ist / auch dazu gefordert weren?

BAW. Lieber do sechst du sein bestendigkeit / und spurest seinen glawben /und wie yn sein teuffelischer geist seins gefallens betrogen hat / das er auch das heilig Evangelien aller vier Evangelisten verleugknet hat / denn es ist ynn ym kein fundament des glawbens gewesen / wie denn auch leider ynn euch schwermer allen ist.

SCHWE. Nu wolan ist das auch erlich von den Fürsten und Herren / das sie uns drey stunde zu bedencken frist gaben / und doch nicht ein virteil stunde glawben hiellten / Sonder also baldt sie den Grafen von Stolberg mit etlichen vom Adell von uns zu sich brachten / do Hessen sie das geschutz ynn uns gehen / und griffen uns also baldt an.

BAW. Lieber schwermer / ich gebs wol zu das du es sagest / und weist villeicht nicht anders / Aber es helt sich vill anders denn du sagest.

SCHW. Wie hat es denn zugangen?

BAW. Das wil ich dir sagen / es hatt die gestalt / der loblich / Christlich Fürst Hertzog Henrich von Brunschweig auff anregen des Christlichen Graven Albrechts von Manssfeld / welche yr doch für blutdurstig acht / die furwar für solche blutvergissung hochlichen / wie yr denn aus der schrifft Graven Albrechts von Manssfelt etc. vernomen / gesorget / und gern aus Christlichem gemueth verkummen betten / der hat ein schrifft an euch yns lager gethan / ynn welcher er begert yr wollet den Muntzer odder ewer haubtleut heraus geben so soll yr zu genaden genomen werden / Aber yr habt ym seinen bothen als eigensinnige verstockte leuth und schwermer erbärmlich erwürget / und den bluttigen brieff von yme genommen und ewerer etlich als die Capitaner gelesen / und solchis seinen Fürstlichen gnaden abgeschlagen / als aber ewer blintheit und hertmutigkeit vermerckt / seit yr als baldt wie billich angegriffen / Denn yr habt es nicht anders / sondern ewrn verdieneten lon / wie denn der euch gegeben / wollen haben.

SCHWE. Ich hoer doch der Muntzer hab ein gut ende auff anregen der loblichen Christlichen Fürsten des Landtgraven von Hessen / welcher vil Christlicher Disputacion mit yhm gehalten / dergleichen des Hertzogen von Brunschweig genomen.

BAW. Es mag wol sein / denn man sagt noch neben solchem das er auch sein yrthumb / die er getriben hat mit ausslegung und felschen der schrifft widder Gott und sein eigen gewissen / Ja auch wie er das arm volck erbarmtlich betrogen und verfurt öffentlich bekant / auch die Fürsten / und Herren umb gnad dem armen voick gebetten / wie sich denn auch ettlich Fürsten / Nemlich der von Brunschweig gegen seinem volck zuthun erbotten auch beweiset. Ist nu sein ende gutt so ists mit ym alles gut. Denn Gott allein ist das gericht und straff vorbehalten / Darumb wollen wir auch Gott allesampt umb sein Gottlich gnad / die zuertzeigen das er sampt andern mit ym verfurt / das ynn der seien nicht entgellten wol lassen / bitten.

SCHwer. Ich hab nicht anders gemeint / sein sach were recht wir wollen das Evangelien verfechten / vor den gottlosen und Tyrannen.

BAwer. Ir seit ferwar lose blinde leut / wolt yhr das Evangelien mit leiplichem schwert vorfechten / was gebt yr für mit solchen losen lamen fratzen / ist nicht Got mechtig gnug sein Gottlichs wort zu erhalten on menschlich hilff? Lieber sag doch welcher Apostel odder Prophet hat yrgent mit leiplichem schwert gefochten? wolt doch Christus Sant Petro solchs / do er yhn als das lebendig Evangelium verteidigen wolt / nicht zulassen / und heist yhn das schwert einstecken / do Petrus den Malchum strafft / und ein ohr abhiebe / Darzu spricht Sant Paulus / ynn der ändern Epist. zum Corin. 10. Cap. Unser wappen sind nicht fleischlich odder s leiplich / sonder geistlich / Dergleichen zun Ephesern ym .6. Capi. spricht er / Wir sollen in allen anfechtungen / den schilt des glawbens für uns nemen / und domit fechten.

SChwer. Sol man denn die gottlosen nicht ausroden?

BAwer. Was gottlos gotlos / wer kan unter uns wissen auff erden / wer gottlos sey? S. Paulus spricht 2. Timothei. 2. Der Herr weis welchs die seinen sind / wie wollt yr schwermer denn einem menschen in sein hertz sehen / kundt yr doch ynn ewer eygen hertz nicht gehen / noch das erkennen / Denn Gott sagt ja durch den Propheten Jeremiam am .17. Capit. Des menschen hertz sei unaussforschlich / und niemant kan es erforschen / denn er allein /darumb last es bleiben mit ewern losen fratzen es ist lautter schwermerei / die yr furgebt.

SCHwer. Ey so hoer ich woll / man solle die Herren und Fürsten / lassen bleiben yn yrem sode das sy uns schinden und schaben / das wirt nicht gutt / denn also behalten wir zu letzt nichts yn haws und hofe.

BAw. Ja das ist ewr vorgeben wen man mit euch redet / das yr schwermer gern woltet frei sein / niemant nichts geben kein gehorsam yn euch wer / allein zufallen und den leuthen das yhr mit gewalt nemen / auff das yr nicht dorffte arbeitten / sonder wie die wilden untzamen thier ewer buberei mit fressen / sauften / spilen und hurerei treiben /

SCHwer. Ey hatt doch Gott alle zeittliche gutter gemein gemacht.

BAw. Liber wer sagt das / odder wo ists geschriben / Irgent ynn der kolkamer odder ym Rauchloch?

SCHwer. Stet doch geschriben ym buch von der Aposteln leben Act. ij. Cap. das sie alle sampt die do Christen wurden yhre gutter für die fusse der lieben Aposteln legten / und teiltten sie gleich auss / das keiner reicher war denn der ander / sonder hatten alle genugh.

BAw. Ja recht aber setz ein prill auff die nasen liber schwermer und sich dasselbige Capittel recht an / es spricht S. Lucas doselbst sie haben yhre eigene gutter und habe dar bracht nicht der anderen / Sie sind nicht yn Annas Pilatus / Caiphas odder Herodes heusser gelauffen und derselbigen yhre gutter gerawbt und genomen / und die selbigen gemein gemacht / und unter sich geteilt / sonder yhre gutter / yhre habe spricht der text haben sie zusamen bracht / und lassen unttereinander teilen / aber yr schwermer nempt andern leutten das yhre und behalt gleich wol das ewer / ist nicht das teuffelischs?

SCHw. Also hat uns der Muntzer nicht gesagt odder vorprediget / sonder er sprach / wir sollten fest stehen / er wollt uns alle frey machen.

BAw. Ja recht / aber yr blinden tollen narren habt es nicht recht verstanden / er hat es also gemeint / das wen euch die Karthaunen Buchssen odder Schlangen die kopff abstiessen so wurdt yr hynfurt frey sein / das yr niemant nichts mehr geben dorffet / keiner weltlichen obirkeit mehr gehorsam sein / sonder allein dem Teuffel yhn der hellen.

SChwer. Ey hat ers also gemeint mit uns so danck ym der teuffel / es gieng schon also her.

BAw. Noch seit yr schwermer so toll und blindt / das yr nicht greiffen kunth / das der Muntzer ein falscher Prophet were / Und yr wollet mit sehenden augen blindt sein.

Schwer. Ich habs eines teils an yhm nicht kundt spuren / predigt er doch das gottlich wort ynn der Biblien.

BAwr. Ja gleich wie es der teuffel dem Herrn Christo ynn der wustnus deutet / do er yn versucht / Matthei. 4. also deutet auch der Muntzer sein schrifft/was weis war/das must ym schwartz gelten / das schwartz war / das must weis sein / Und vermocht auch yn allen seinen crefften nicht ein einiges wortlein dar und lauter predigen / Über alles diss war sein predig allein aus dem alten Testament / do wolt er uns Christen widderumb zu Juden machen / leiplich zustreitten und mit dem schwere zufechten / so wir doch keinen sonderlichen befelh von Gott davon ym newen Testament haben / als die Juden hatten / Und mit der weis musten wir uns Christen auch lassen beschneiden / nach dem gesetz der Juden / Denn wen man eins hielt so must man das ander auch halten / so were Christus umb sunst kumen und uns erlost / also wer kein new Testament / do sei Gott vor.

Schwer. Mit solcher weiss hör ich wol sein wir gar nicht frei / was spricht denn S. Paulus Galat. am .5. cap. und S. Petrus .1. Petri 2. von unser freiheit wie man die erhalten soll / das wir nicht widder yns knechtisch joch kumen?

BAwer. Ja Sant Petrus wil aber das es nicht ein fleischliche odder eusserliche freiheit sey / Sonder ein innerliche der seien und der gutten gewissenn / das man durch Christum erlangt hab die gerechtickeit / und wir durch unsern glawben / ynn Christo frei sind / von todt / hell / teuffel und aller menschlichen tradition / die gewissen belangend / Und also uns Christus geschenckt sei mit allem das er ist / und hat / dadurch sind alle die an yhn glawben frei am gewissen vor Gott und dem menschen an alle unser verdinst / aus lauter gnaden und barmhertzigkeit / die yn Christo Jhesu uns mitbracht ist / Und solche edle freiheit des geists wolt yr schwermer uns gern zum schandtdeckel machen / und ewere bossheit mit beschützen / ist das auch Gottlich?

Schwer. Wen kumpt denn solche freiheit zu uns?

BAw. Wenn uns die warheit wirt frey machen spricht Christus / Johannes am .8. so werdet yr frei sein / Die warheit spricht Christus mus uns frei machen / nicht wenn der Muntzer / Carlstadt odder irgent ein Rotten geister ein rotten loser buben zusamen treibt / Lant und leut mit mort und blutt vergissen verterbt / Sonder wen euch die warheit frei macht / das ist gutte gewissen durch den glawben ynn Christum auffrichtet / das ist eine Christliche freiheit / Do sollen alle menschen nach streben / Denn solche freiheit uberkumpt man durch die predig odder bottschafft des trostlichen Evangelij / Derhalben sagt der Herr Christus daneben Johannes am achten / Und yr werdet die warheit erkennen / das ist / durchs predigen odder hören des Evangelij / werdet yr erkennen was Christus mit all seiner gerechtickeit / warheit und mit allem das er hat und ist / sei ym glawben.

SCHwe. Ich sehe nichts das wir frei sein / man predig das Evangelien wie man wil / so müssen wir noch ymmer schoss zins und zehenden geben / mit der gestalt wurden wir wol nimer mer frei / wenn man nicht mit der fawst dazu thet.

BAWE. Do sieht man wol das du ein rechter schwermer bist / ich sag dir von geistlicher freiheit des gewissens / so will du ein fleischliche freiheit haben / und thust gleich wie der Woiff der schreit immer lamb lamb man sag yhm gleich was man ym sage.

SCHwe. Ich rede wie ich vom Muntzer gelernt hab.

BAWER. Ist doch der Muntzer kein Gott nicht.

SCHWERMer. Er kunt gleichwol die Fürsten und Herren hübsch schelten das doch sunst keiner nihe gethan hat.

BAWEr. Schellten und fluchen ist kein kunst / ist auch kein Evangelien / ya es hats auch kein Apostel odder Prophet irgent gethan / Ein hur auff dem sande / und ein holl hippentrager die kunnen gleich so woll schelten / als der Muntzer / aber zu letzt ist das des hippentragers lohn / wenn er einen biderman woll gescholtten hat / so macht man yhm ein ascherbath und begeusset yhn / das er vor unfladt stickt. Also ist der Muntzer auch eins schentlichen tods für sein scheltten und fluchen betzalt worden.

SCHWERMER. Er hat aber gleichwoll nicht also geheuchelt / als der Luther thut / der fuchschwentzt ymmer mit den Fürsten und Herren / das macht er furchtet der hautt / darumb halt ich nichts von yhm.

BAWER. Lass du den guthen Martin Luther mit friden / Er predigt das Evangelion recht mit der arth wie es die Aposteln gepredigt haben / als mit fride / sanfftmut / gedult und lieb / wie es die schrifft fordert / Er strafft wo es strefflich ist einen jederman / er sei Herr / Fürst odder konig / aber doch alles mit gemach das er es verantwortten kan vor Gott und der welt SCHWER. Ich habs nicht vernomen sein straffen.

BAWe. So mustdu ya nicht gelesen haben was er von weltlicher obirgkeit und vom kunge von Engellandt geschriben hat.

SCHW. Do weis ich nicht von / gibt er yhn denn ym selbigen frey auff?

BAW. Ich mein ya; er kerth denn Tirannischen Fürsten und Herrn die leuse ab und vertzelt yhn yhre arth.

SCHW. Ach ob gleich der Muntzer unrecht wer / so selten doch die Herren und Fürsten nicht so schentlich mit yhm ynngehalten haben.

BAWER. Ey er hats wol verdint / wer hatt yhm die gewalt geben / das er die leut sol entheubtten lassen und mit dem schwert richten / er hat ya etlich ytzet zu Franckenhausen lassen richten / ist das Evangelisch / welcher Apostel odder Prophet hatt solchs gethan?

SCHW. Ja es war einer ein edelmann der hatt es wol verdient / denn er hatte manchem armen man viel eides gethan / und halft das Evangelion verfolgen / wo er kunt und mocht / man sollt den Fürsten und Herren auch also mit faren wenn sie das Evangelion verfolgen.

BAWEr. Lieber schwermer yr / seit sehr frech / yr wollet Gott die rutthen auss der handt mit gewalt nemen und hinweg werften / aber glawbt mir es wirt euch nicht helffen / denn alle schrifft yn der Biblien zeiget an / das Tirannisch obirgkeit umb der sunde der menschen willen gegeben werden von Gott / als Osee am .8. geschriben ist / und Job am .34. Ja auch Christus / Luce am .22. hat es selbs gesagt / das Heidnische Fürsten über uns hirschen sollen / dennoch ist yhre gewalt von Gott wie böse sie ymmer sind / als S. Paulus Roma. am dreytzehent beweiset / und wer yhn widderstrebt der widderstrebt Gottes ordinung/ und erlangt sein verdamnis / wer wil aber nu so verstockt sein Gott sein rutthen / das ist / die böse obirgkeit aus der handt nemen und weg thun / odder sagen du solt mich nimmer steupen? Nimpt man yhme aber sein instrument sein rutthen / und thut sie mit gewalt hinweg / so ist gewiss Gott unser Herr woll so gewaltig / und macht uns viel einen scherffern besen auff die haut / den der vorige yhe gewesen ist / und steupt uns und plaget uns viel sehrer domit / das ist sein gewalt / Denn er kan wol aus steinen Gottes kinder machen / Matthei am dritten / So kan er auch bald ein straff über uns zubereithen ehe wir uns umbsehen / wie dunckt dich darumb lieber schwermer.

SCHWEr. Wie thun wir ym denn das wir der Tyrannen loss werden?

BAW. Es müssen Tyrannen auff erden sein weil die weit steth denn Christus muste seine Herodes / Pilatus / Annas Caiphas und der gleichen haben / wo sollen sonst so viel merterer ym anfang der Christenheit worden sein wen nicht Dioclecianus / Maximianus / Nero / Claudius und yhr gleichen untter den Christen gewesen weren.

SCHWEr. So hör ich wol wir werden yhr nimer mer loss?

BAWEr. Das steth yn Gottes gewalt / mit der faust fechten wirt man nichts ausrichten / die kinder von Israhel namen kein schwert noch leiplich waffen für sich / da sie Pharao plagte mit grosser muhe und arbeit / sonder mit hertzlichem bitten langtten sie Gott an umb hilff und erlosung / Derhalben sanfte yhn Gott auch einen mitler / der sie auss Egypten an yr Zuversicht fürt. Ich halt es wird mit uns auch nimer nicht anders werden / mit freveler faust des menschen wird nicht aus.

SCHWERMER. Ey sie machen ya soviel zinse zehenden / und ander ungelt / mit zoll und geleid / das es der arm man schier nimmer tragen kan.

BAWER. Was geht dich das an / ists doch zeitlich dingk / darüber wir allein von Gott als knechte / und nicht als herrn gesetzt sein / hatt doch Christus gesaget Matthei am .6. Wir sollen nicht umb zeitliche narung sorgen / sonder das reich Gottes und seine gerechtigkeit erst suchen / so sol sich das zeitlich wol finden / und Sant Paulus leret zun / Colossern am dritten Capittel das wir nicht nach disen dingen / die auf? erden sind trachten sollen / sonder also streben / das wir die himlischen ewigen gutter nicht verlieren. Nu sind ya die ding darüber weltliche obirgkeit zugepitten haben allein zeittliche ding / und dar ynn sol man yr gehorsam sein / Aber über unser gewissen und glawben sollen sie uns nichts zugepietten noch zuverpietten haben / Wir sind yhn auch ynn solchem fall nicht gehorsam schuldig / sonder Gott mehr denn den menschen / wie die Apostel sagten / Inn denn dingen aber die zeitlich sind / als die narung betreffend / zinse / schoss / zehenden / gleid / zoll und alles anders was zeitlich ist / sind wir yhn schuldig gehorsam zuleisten / unangesehen einicherlei entschuldigung odder ursach / Denn solcher massen ist Christus auch dem Reiser gehorsam gewesen von jugent an bis ins alter / und hat den zins pfennig für sich und Sant Peter gegeben / und zugeben einem ytzlichen Christen zugebillicht als geschriben ist Matthei am .22.

SCHWERMER. Wo zu sind sie auff erden nütz / denn das sie gewalt üben mit pracht und hoffart?

BAWER. Was geht dich das an / wir müssen sie haben zur straff der ubelthetter / sonst kundt kein mensch vor den unglewbigen menschen leben und ein mensch mocht wol das ander fressen / wo nicht straff were / Darumb sind sie gesatzt zur räch und straff der ubelthetter.

SCHWERMER. Wir sind ja nicht ubelthetter / denn wir haben umbs wort Gottes willen gefochten.

BAWER. Seit yr nicht ubelthetter warumb seit yr denn also auff dem Eissfeld umbhergezogen und geraubt / gemordt und gebrandt / Closter / Schlosser / und dorffer ausgebrant und gestürmt / Und dazu die leut mit gewalt getzwungen euch antzuhangen und wer solchs nicht thun wolt / der hat euch müssen durch einen spiess lauffen. Ist das nicht teuffelisch? Solt das weltliche obirgkeit nicht straffen? ya wen ein herr ynn solchem fall hundert tausent schwert hett / so soltten sie alle getzuckt werden / solche hüben / reuber / diebe und morder zuwurgen/Das ein erbarer frid untrer den Christen erhalten wurde/ Denn darumb sind die Herren und weltliche obirgkeit der gemeine diener / wan Sant Paulus saget Roma .13. und Sant Petrus yn dem andern Capittel der ersten Epistel.

SCHWE. Was sollt ich thun? der Muntzer sprach öffentlich / Gott het yhm solch befolhen zuthun / sonst wolt ich yhm nicht gefolget haben.

BAWEr. Ja der teuffel ynn der helle / wo mit wolt ers beweisen das yhm Gott solchs befolhen hette?

SCHWErmer. Wo kan das sein / hat ers doch mit der schrifft beweist?

BAWEr. Er hat sich für einen Gedeon aussgegeben und nicht für einen Christen / das Evangelien hat er verleugknet / und sein eigen trewm gepredigt aus dem alten Testament / wie yhn der teuffel gefuret hat / und er hett furwar fast den todt allein darumb verdint / das er die schrifft felschet.

SCHWEr. Ey solt er denn den todt darumb verdint haben ob er yrret?

BAW. Ja freilich verdint / weil er nicht hatt wollen umbkeren / und sein ynumb erkennen / denn Gott sagt dar ym .5. buch Mosi am .13. Capit. Wen untter euch auffstett ein Prophet / der sich der treum rumet odder sagt / er hab gesichte gesehen / so solt yr seine stim nicht hören / denn Gott versucht euch ob yr yhn von gantzem hertzen lieb habt / odder nicht / Aber den selbigen treumischen Propheten sol man tödten / denn er hatt euch wollen von Gott ewrm Herrn abwenden. Sihe do lieber schwermer do beiss dich mit / wilt du nicht glawben das der Muntzer ein solcher gewesen sey / so magst du es greiften und mit schaden gewar werden.

SCHWEr. Solt er denn gar unrecht sein / wart er doch ynn vergangnem jare zu Weimar für den Fürsten verhöret / und liessen yhn bleiben wie er war / wer er unrecht gewesen / sie hetten yhn wol gestrafft.

BAW. Ja lieber gesel wie stundt er aber da / war er doch wie ein stumer mensch für den Fürsten und rethen gestanden.

SCH. Wo von weist du das?

BAW. Solt ichs nicht wissen und war auff die zeit ein wagen knecht zu Weimar auff dem schloss / und hab yhn auss und ein gehen sehen / und er war nicht anders denn als ein todter mensch gestalt / als er aus der Cantzlei gieng.

SCHWE. Ey was sol ich ymmer mehr sagen / und ich hab von yhm gehört er were wol bestanden.

BAW. Ja gleich wie butter an der sonnen.

SCHWEr. Das sollt der schosser und der Schultheis von Alstedt wol wissen / die waren ya mit yhm da.

BAW. Ich stund ym hoff und machte einen wagen zu / do hört ich / das der Schosser den Muntzer fragte ; als er auss der Cantzlei gieng / von den Fürsten und rethen ' wie es ym gangen were / aber der Muntzer war unter seinem angesicht so gelb wie ein todter mensch / und sprach zum Schosser ' Ey wie sol es gehen es geht also / das ich ein ander Furstentumb besuchen muss , und er war gar verzaget.

SCHWEr. Hat er denn so gar kalt gestanden / und er rhumet sich doch vill als er heim gen Alstadt widder kam / wie er die Fürsten gescholten hett / und wer herlich bestanden.

BAWer. Ich wil dir wol anders sagen / ich sahe yhm nach do er aus der Cantzclei kam / da folgetten yhm die stal bubcn hintten nach und umbringtten yhn untter der thor boden, und fragtten yhn mit viel hübschen Sprüchen aus der schrifft/ wüsten mehr von Christo ; denn der Muntzer / Also das er gar erstummet und nichts antwortten kont / Do schryen die stal buben all auff und sageten mit lauter stim / Sihe Muntzer wo ist nu dein Gott und dein geist? Wenn der heilig geyst ynn dir were / so must ya das ynn dir war werden / das Christus allen predigern verheischen hatt Luce am ein und zweintzigsten Capittel / Ich will euch eyn mund das ist / das aussreden geben / und die weissheit welchem all cwer feinde nicht mugen widder stehen / Und Matthei am zehenden Capittel sagt er / Ir seyt nicht die do reden / sonder der geists ewers vatters redet ynn euch etc. Wie bist du denn nu so gar stum? Zu solchem spectacel kamen auch die Thumherren auff dem schloss und belachten yhn und sprachen / Ey sein geist und sein Gott ist itzet nicht doheimen / er ist zu Schlungkenhagen zur kirben Die ändern sprachen Ja es muss irgent ein alter teuffel aus der hellen sein und also stundt er wie ein schaff untter den wolffen.

SCHWEr. Wie nam es denn mit ym ein ende?

BAWEr. Sie stissen yhn mit schänden aus dem schloss und sprachen zu yhm/Gehe hin und such deinen Gott von schaffhausen/wo du den gelassen hast/ Christus ist dein Gott nicht denn du vorleugknest seiner / darumb will er deiner widder verleugknen.

SCHWE. Ey da hat es schal aussgangen Do hett der Muntzer wol mugen ein bein schuttein / ich mein das heist bossen gerissen / das hab ich nicht gewust / ich meint nicht anders / denn er wer wol bestanden / ich kam ein mal für seine kamer do er zu Alsteth auff dem thurm wonet / und er war ynn der kamer allein / do höret ich zwey miteinander reden do er nu aus der kamer kam / fraget ich yhn wer bei yhm ynn der kamer wer gewesen / do sprach ehr / Ey ich hab itzt meinen Gott gefraget / was ich morgen thun soll. Do sprach ich zu yhm / Ey gibt er euch denn so bald bescheid? Antwort er mir / Ey liess ich doch den Gott tausent teuffel haben und hellisch fewr / wen er mir nicht solt bescheid geben / wenn ich yhn fragte.

BAWER. Noch seit yhr schwermer toll und blind / und wollet nicht sehen / Und wir wissen doch allesampt / das Gott nicht ander weiss mit uns menschen auff erden zureden furnimpt / denn durch die heilige schrifft / und durch Christum seinen lieben son ynn der heiligen schrifft wie die Epistel zun Hebreern am ersten Capit. clar antzeigt / was ander weise furgenomen wird / das ist lauter teuffels gespenst.

SCHWERmer. Wie denn sein leher vom glawben und andere war die auch unrecht?

BAWER. Freilich war es unrecht / es stetli kein buchstab ynn der gantzen Biblien von dem gauckelspiel do er von saget / als von Verwunderung studirung / langweil, etc.

SCHWERMEr. Ey hat er doch zu Alsteth öffentlich auff dem schloss vor den Fürsten von Sachssen gepredigt und sie recht wol gcscholtten.

BAWE. Es ist den Fürsten und Herren nicht seltzam . das sie von narren gescholten werden.

SCHWERMER. Warumb griffen sie yhn denn auff selbig mall nicht an / er dorfft yhn doch kalck vnn die kurschen geben und sprach / wen sie die gottlosen nicht wollten mit dem schwerdt todten / so must man yhn ynn die scheiden weis nicht was thun.

BAWER. Die Fürsten und Herren sind wul so redlich und sonderlich ynn solchem fall das sie einem bösen buben können ein zechen borgen / bis auff ein ander zeit wenn der Muntzer ein redlicher man wer gewesen / und irgent ein Göttlich forcht yn seinem hertzen gewesen / er het sich wol solcher \\ort yn sein hertz geschembt.

SCHWERMER. Er sagte yhn die warheit.

BAWER. Das ist nicht die warheit / das man die obirgkeir sehender und unehret wenn sie gleich boss ist /denn Gott sagt vm andern buch Mosi. Du solt dem Fürsten des volcks nicht fluchen odder uneher thun / Man sol die obirgkeit yn aller i-evernitz halten ./ nicht der person halben / sonder der administration die sie von Gottes Ordnung haben.

SCHWERMER. Du wilt dem Muntzer nichts zulegen / ich halt du seist yhm sonst feyndt.

BAWER. Was sult ich dem narren und fantasten zulegen?

SCHWE. Wo mit hatt er sich denn so nerrisch gehalten?

BAWER. Ist das nicht nerrisch gnug? das er zu Alstedt die nacht zuvor ehe denn er weg lieff / harnisch / eisenhutt / krebs und helbarthen name / und ym fleck Alstet ynn der nacht wie ein toller rasender hundt umblieff.

SCHWER. Ja man wolt yhn greiffen do must er sich zur wehr stellen.

BAWER. Haben das auch die Apostell gethan?

SCHWER. Ich weiss es nicht sonder Gott weis es.

BAWER. yr schwermer seit also gesinnet / das yr euch duncken lisset man solt sich für ewern langen bertthen furchten.

SCHWERMEr. Nein darumb haben wir sie nicht lassen wachssen.

BAWEr. Warumb denn?

SCHWERMER. Ey der Muntzer predigt / das ein Christen mensch seinen hart nicht sollt barbiren lassen / sonder solt yhn lassen wachssen wie die altvetter haben gethan / denn wir lesen das Samson sich sein lebenlangk nicht hatt lassen barbiren Judicum am ein und dreisichsten Capittel.

BAWEr. Semper sane / so hör ich woll yr schwermer wollet Samsons kinder / nicht Christi kinder sein / wenn das Evangelium auff langen bertthen tragen stund / so musten die zigenbock die besten Christen sein.

SCHWERMEr. Ja ich weis wol das yhr Lutherischen spottig gnug seit.

BAWER. Ich bin nicht Lutherisch / ich wil Christen sein odder werden / gan mirs Gott mein Herr Christus.

SCHWER. Ich hoff unser sach sol auch noch gut werden.

BAWER. tragen ewere gesellen odder bundgenossen auch noch lange betthe?

SCHWER. Ich halt ya und ynn Sonderheit zu Alstett / die mit ym bunde sind.

BAWER. wer sind sie denn alle?

SCHW. Ach ich mag yhrer verrether nicht sein.

BAWER. Ich wils nicht nachsagen / es sol bei mir wol bleiben / Lieber sag mirs ich wil dich heindt frey haltten yns wirts hauss.

SCHWERMER. Die furnempsten sind / Baltzer stubener und Bartel krumpe / Valentin krumpe / Bartel wollenschleger / Ulrich weber / Erharde weber / Wiprecht bogk / Bartel schramme / Wolffgang pfaff / Hanns Schneider von schaffstat / Peter behr / Diese tragen alle lange berthe / aber sie haben sie nu lassen alle abscheren weil das wasser über die korbe wolt gehen.

BAWER. Lieber was war doch yhr furgeben mit solcher narren weise?

SCHWERMer. Nicht anders denn sie sagten sie wollten das Evangelien ynns werck furhen / Es must nicht allein bey dem wort bleiben.

BAWER. O yr stock narren / ych mein ya yr habts ynns werck gefurt / das hinnen und forhnen ansteth / ist das ynns werck gefurt so ists des Teuffels werck? denn nach solchem werck hatt den teuffel langst gedurstet.

SCHWERMEr. Wir haben gethan wie uns der Muntzer gepredigt hatt.

BAWEr. Sind denn auch ettliche von den Alstettischen schwermern noch am leben?

SCHWERMEr. Ja ettliche aber nicht viel / einer heisset Bastian Lorentz und einer mit namen Bartel schramme / die zwen sind noch am leben / denn sie waren für der schlacht heim gelauffen / und wollten der suppen nicht erharren / sie hatten nisswurtzel gessen.

BAWEr. Ja haben sie den bratten gerochen so haben sie die schnauden nicht gehabt.

SCHWERMEr. Ich weiss sie werden noch fest bei der Muntzerischen Sachen stehen und schwerlich davon lassen.

BAWEr. Ey man wird wol rath finden / die Herren haben schwert / reder und galgen gnug ynn der wellt.

SCHWERMEr. Ich sage das die weiber zu Franckenhausen mit yhren gabelln geschickt waren.

BAWEr. Ja das richte der Müntzer zu Alstett auch also an.

SCHWERMEr. Ja sie hofften yhre menner sollten auch ein mal Herren werden.

BAWE. Nein do wirt nicht aus / und wen wir bawern und alle schwermer so lange schnebel hetten / als die storch noch werden wir des pratten nicht geniessen.

SCHWERMEr. Das gefiel mir dennoch wol von dem Muntzer / das er sein sachen altzeit mit dem gemeinen man hielt / und nicht mit den grossen Hansen.

BAW. Ja freilich mit dem groben poffel / denn die verstendigen und gelerten verstunden sein list woll / und lissen sich nicht so bald verfuren und betrigen / wie der gemein poffel / wer yhm aber nicht volgen wolt der must sein schrifft gelertter sein / und sein gottloser mensch / den solt man todt schlagen.

SCHW. Das Evangelium lernt das nicht / sonder allein gedult / fridt sanffmuttigkeit darumb ists ya teuffelisch gespenst mit uns schwermern.

BAW. Bekennest du es auch warumb treibst du denn sein Sachen?

SCHW. Ey ich hing darumb so fest an yhm / denn er sprach ein mal zu mir zu Alsteth ich solt mir nicht grawen lassen / denn Gott hett yhm befolhen / er solt die gantze Christenheit reformiren.

BAW. Ja deformiren / das ist / ungestalt und voller blutvergissung machen / das muss yhn der Gott von Schlunckenhausen geheissen haben.

SCHW. Das weis icht nicht er was auffs selbige mal wol getruncken.

BAW. Ja all recht zu einem truncken Propheten / gehort auch ein trunckenner Gott / so ist denn der teuffel seiner mutter gleich.

SCHW. Ich hette gern gesehen das er zu Alstet bliben were / er hatte gutte tag da und war wol gehalten von allermenniglich.

BAW. Ja ich glawbs ich wolt auch wol gutte / faule / fressige tag haben / wenn man mir also zutrüge / und schleiftet wie man dem Muntzer do thet.

SCHW. Ich hab yhm nichts sehen zu tragen.

BAW. Ey so hab ichs gesehen / das man yhm alle tag zu trug / puttern / kess / eyer / hier / wein / fleisch / semeln / korn / gelt / flachs etc.

SCHW. Ich halt nicht das er gelt nam.

BAW. So hab ichs gesehen und sonderlich das etliche reiche hansen yhme ein handt voller grosser groschen gaben ynn sein handt.

SCHWE. Ach ich wils nicht glewben / sprach er doch er wolt nicht mer / denn ein stuck brots und fleisch begeren.

BAWer. Wie sollt ers nicht annemen / hat er doch ynn allen dingen seinen eigen nutz gesucht / man sagt noch darzu er hab vil guts und gelts auff dem Eisfeldt erlangt / do er die Closter und Schlosser gesturmet hat.

SCHWEr. Ich halt bei elfftausendt gülden / geldt und silber.

BAWer. Das wer gutt Evangelisch / also kundt der teuffel auch wol gutt Evangelisch sein / aber das Evangelium leret es nicht.

SCHWErmer. Der hauff lies yhm gern nach wie ers machet / so sagtten sie ya dazu.

BAWER. Wo hatt er denn die messe gewandt hin gethan / und die kaseln die er ynn clostern hin und her hat erlangt?

SCHWER. Er liess seinem weib cleider Jacken und koller davon machen.

BAWER. Habt yr denn vil closter auff dem Eisfeldt gesturmet.

SCHWERmer. Nicht mehr denn funfftzehen.

BAWEr. Habt yhr auch ein schloss gesturmet auff dem Eisfeldt das heisset Scharpffenstein.

SCHWErm. Ey das war ein fests schloss / Und do wir davor kamen / do wart die zog brücken auffgetzogen und war niemants darynn / do stigen wir hinein über die graben und über die mauren und kamen ynn einen wemkeller do durstet uns sehr / funden darynn wol fass weins / der war gar vergifftet und truncken ettliche eilents davon / und filen von stundan nidder und stürben untter unsern henden / do wir das sahen do namen wir messer und hellparthen und hieben die fesser auff stucken / und liesen den wein yn den keller lauffen.

BAWER. Seit yr schwermer nicht hüben ynn der haut / das yr nicht allein plunden / sonder auch mortt brennet / Ich hab verstanden yr habt alle Schlosser mit fewer verbrant / ach wer hinter euch Schwerinern her gewesen were / und hett euch mit gutten schlangen buchssen gesteubt das die lufft das fleisch het weg gefurt / das were ewer verdinther lohn gewesen.

SCHWE. Ey der Muntzer wolt es also haben.

BAW. Was gab er euch denn zur aussbeut?

SCHw. Nichts uberal / allein wir holten dort wol achthundert schaff die teiltten wir do wart iglichem ein schaff und die verkaufften wir iglichs schaff umb funff groschen.

BAW. Ach yr elenden narren wolt es nicht anders haben / yr seit mit sichtlichen augen blint / niemant kan euch ratten noch helffen.

SCH. Der Muntzer sprach also zu uns / Lieben bruder das gelt und gutt das wir erlangt haben / wollen wir dem ratth zu Mulhaussen uberantwortten / auff das so uns ettwas von notten sein wurd / das wir zu yhn mochtten Zuflucht haben / denn es wirt nicht nach bleiben die Tirannen werden uns angreiften.

BAWer. Hettet yr dem Muntzer seinen kopff über ein kalt eisen lassen springen odder hettet yhn gefengklich den Herren uberantwort / so were alle ewere sach gutt worden und beigelegt.

SCHWEr. Was sollten wir thuen / er kont so kostliche wort furgeben / das wir meinten sein sach were gerecht.

BAWer. Ey also muss es gehen / wen man nicht mit den Gottlichen wort gegründet ist / so muss man offt dem teuffel an Gottes stat glewben / und volgen.

SCHWER. Hatt er doch das Gottlich wort vor yhm.

BAWer. Ja wenn ers nicht falsch hett aussgelegt / man weis wol wie er sich allenthalben gehaltten hatt wo er gewesen ist / Nemlich zu Braunschweig / zu Zwigkaw / Prag ynn Behmen / zu Halle und an vilen orthen mehr / er ist allewegen wie ein ertzbube entlauffen.

SCHwerm. must doch Sant Paulus auch entlauffen und wart über die mauern von den Aposteln weg gesant.

BAW. Ja lieber / Sant Paulus hatt geliden / ist verfolget worden umb Evangelions willen / aber Muntzer hat kein Evangelium recht gepredigt es ist lautter schwermerei gewesen / darumb hatt er nicht geliden wie ein Christ odder Apostel Christi / sonder wie ein ubelthetter / das vergeh yhm Gott.

SCHWEr. Wolan ich hab so viel mit dir geredt und du kanst mer untterricht aus der Biblien denn irgent ein pfaff / ich wil dir folgen / sag mir doch umb Gottes willen / wie soll ich yhm doch nu thun das ich widder auff die rechte ban kum und selig werde? denn ich vermerk das der Muntzer unrecht ist aus allen deinen wortten.

BAWER. Thue yhm also / lass schwermerei zum teuffel faren und gehe zur predigen / do man Christum und das Evangelien des newen Testaments predigt / sonst must du ewig verdampt werden mit aller deiner schwermerei,

SCHWERmer. So sol ich mich gar nichts mit der obirgkeit zancken / soll sie schlechts lassen mit mir machen was sie wollen?

BAw. Wenn die obirgkeit allein nach deinem leib / guth und ehren stehet und strebt / so soltu dich nicht wider sie streuben / sonst strebst du widder Gottes ordenung/und feilest ynn die verdamnis wie Sant Paulus sagt Roma. am dreytzehenden Capittel / derhalben auch unser Herr Christus sagt Luce am zwolfften. Ir sollet die nicht furchten die euch den leib würgen / denn die seien mugen sie nicht todten / das sind weltliche regenten. Aber spricht der Herr / ich will euch zeigen den yr sollet furchten / furcht den / wenn er ewern leib getodtet hatt / so hatt er auch gewalt die seien yn die hellischen pein zu senden / den den den spricht der Herr solt yr furchten etc. Darumb •weil weltliche Herren nicht gebieten noch verbieten / das widder das gewissen und den glawben ist / so sollen wir yhn yn allen dingen gehorsam sein / yn denn dingen aber die das gewissen und den glawben verhindern / sollen wir Got mehr gehorsam sein denn den menschen.

SCHWERM. Ich hör wol aber / das ist ya nicht recht / das die Herren so prechtig leben und niemant gleichs thuen.

BAWER. Ach lieber lass zeitliche regentten zeitliche gutter regiren lass dir gnugen an Christo deinem Herren / der dir ym glawben vorbehalten hatt alle ewige / unvergenckliche gutter er wirt dich auch nicht lassen leiplichen hungers sterben / wo du yhm von hertzen vertrawest.

SCHWERmer. Ja es ist ya war / wo mit nere ich denn mein weib und kinder / wen die Herren wollen alle ding haben?

BAW. Trawest du Gott den stinckenden bauch nicht zuerneren / wie wilt du yhm denn vertrawen / das er dir das ewig leben geb / welchs noch viel ein grosser glawb ist.

SCHWER. Traw hin traw her / ich seh niemants der mir was umb sunst gibt / wenn ich nicht hab.

BAWER. Ja ich glawbs wol / du mochtest so viel verschlemmen und verprassen / toppein und spilen / es wer dir wol aller weit gutt zuwenig.

SCHWER. Ich verzer ya nicht vil allein / das ich gutte kleidung zeuge.

BAW. Das ist auch eben davon ich sage / ist doch schir nirgent ein armer betler und bauer yn der weit er wil ein pireth für .ij. gülden haben mit muscheln .i.hembt für .1. gülden I. rock mit buntten ermein / und ist der hoffart nu mehr unter den gemeinen bawern denn untter den Herren und Fürsten / do gehort denn auch viel gelts zu / Es solt billich weltliche obirgkeit mit ernst darein sehen und verbieten / das nicht ein iglicher scheffel drescher odder bawer dem Adel und Herren odder Fürsten sich mit }0 der kleidung vergleichet / es muss ya ein untterschid sein / darnach der standt ist / darnach zimbt sich auch die kleidung / und sag noch furwar / es bedeut nichts gutts / das itzet ein itzlicher poffel ein puntten ermel tregt / ynn kleidung / als einen weis oder grund / den andern schwartz odder praun / Es ist ein gewisses zeichen / das weil sich der poffel eusserlich den Herren vergleichen wil / das der teuffel zu fall / und schon verbanden hab / das auch die obirgkeit sol und wil dadurch verachtet werden / Und wo die Herren und weltliche obirgkeit mit diesem deinem missbrauch nicht auffsehen haben / wirt baldt volgen / das war wirt / was der heilig Prophet Job am ,12.Capittel sagt / Das die Verachtung über die Fürsten wirt aussgegossen werden / do mugen sie wol zu sehen / denn der teuffel ist ein solcher gesel / wo man yhm eines fingers lang nach gibt nimpt er gewislich zehen eilen lang.

SCHW. Wo kumpt denn die böse obirgkeit her?

BAW. Gott hatt sie unser sunde halben über uns gesetzt / und wen wir nu gutte Christen werden so dorffen wir yhrer nymmer / denn dem gerechten ist kein gesetz von nothen / sonder die bösen die nicht frid haben wollen / die müssen der obirgkeit untterthan sein / darumb unser sund und unglawbens halben / gibt uns Gott böse unchristliche regenten / Das exempel magst du lesen am ersten buch der konig am .8. Capittel / do wirstu es dar finden.

SCHWer. Ja wens also soll zugehen / so muss ich mich lenken lassen / und bist mir heut furwar wol so nutz gewesen als ein gutter prediger.

BAWE. Wir sind es schuldig eins das ander zu untterrichten umb Gottes willen.

SCHwer. Also hatt uns der Muntzer nicht gepredigt / sonder er sprach altzeit / liebs volck denck nicht / das die gelerthen mein lehr werden annemen.

BAWEr. Wer solt sie denn annemen?

SCHWEr. Der gemein poffel wurdt sie annemen.

BAWE. Ja freilich vor blinden ist gut schirmen und wer vorhin böse augen hat dem mag man leichtlich yn die augen stauben / das er vollendt blindt wird.

SCH. von wem hastu doch solche lehr gelernt / die du mir itzet furgesagt hast?

BAWE. Ich kan ein wenig deutzsch lesen / drumb bin ich zu Erffordt zur predigen gegangen und hab mein buch altzeit bei mir / das new Testament und wen doctor Lang predigt so such ichs denn und behalts.

SCHWER. Wolan Gott geb dir das ewig lohn darumb / das du mich untterweiset hast / ich hoff ich wil mich mit Gottes huiff bekeren / wo mir Gott mein gesundtheit widder gibt.

BAWEr. Hast du auch gelt das du dich kanst heilen lassen / bei dem barbirer.

SCHWEr. Nein warlich ich hett nicht einen einigen heller / es ist mir alles genomen.

BAWEr. Sihe do hast du ein gülden umb Christus willen und kum mit mir ynn die herbrig / ich wil dich auch die nacht frei aushaltten.

SCHWEr. Lieber bawer des danck dir Got ich sehe wol das du ein Christlicher man bist / Gott gebe uns allen solche prediger wie du gehabt hast.

BAw. Wolan so gehe hin zum barbirer und hab eine gutte nacht und sei Gott befolhen / bin Gott für mich armen sunder das wil ich altzeit widder thun.

SCHWEr. Ich wils gern thun / damit Gott befolhen. AMEN.

Gedruckt zu Wittemberg durch Hans Lufft.

Abgeschrieben aus dem Original

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