Melanchthon, Philipp - An Hugolt von Einsiedel, 5.2.1522

Dem Ehrenvesten und Edlen Herrn Hugold von Einsiedel, meinem günstigen Herrn und Förderer.

Ehrenvester, günstiger Herr. Ich habe euer Schreiben vernommen, und gebe euch hierauf zu verstan [verstehen], daß ich solche Meinung oft mit Gabriel1) geredet, habe auch D. Carlstadt gebethen, daß er sich wolle mäßigen. Ich kann aber das Wasser nicht halten2); wäre vonnöthen, daß man zu solchen Sachen, die der Seelen Heil betreffen, ernstlicher thäte. Verhoffe aber, daß fürder solch Irrthum soll verhütet werden. Es ist eine Reformatio vorhanden; Gott gebe, daß sie zu seiner Ehre gereiche. Ich bedanke mich gegen euch der neuen Zeitung, so ihr mir zugeschickt, und, daß ich es vergelte, thu ich euch zu wissen für neue eitung, daß unser Probst D. Jonas gefreiet hat, eine Felkin; also nennet man das Geschlecht. Ich meine je, wir machen uns zu schaffen. Euch zu dienen bin ich allezeit willig. Datum Wittemberg, Mittwochs nach Purifiationis.

E. williger
Philippus MelanchthoN.

1)
Gabriel Zwilling
2)
ich kann den Strom nicht aufhalten